Hämorrhoiden – Einleitung

Hämorrhoiden sind anatomisch normale Gefäßpolster (Schwellkörper) im Analkanal, die eine wichtige Rolle beim Feinverschluss des Anus (Feinkontinenz) spielen. Diese bestehen aus einem arteriovenösen Gefäßgeflecht, dem Plexus hämorrhoidalis superior (Synonym: Corpus cavernosum recti). Ein Hämorrhoidalleiden liegt erst dann vor, wenn diese Schwellkörper vergrößert sind und Beschwerden verursachen.

Synonyme und ICD-10: Blinde Adern; goldene Adern; Hämorrhoidalknoten; Hämorrhoidalleiden; ICD-10-GM K64.-: Hämorrhoiden

Anatomie und Funktionen

Der Plexus hämorrhoidalis superior ist ein Netzwerk von Blutgefäßen, das sich im Analkanal befindet. Er ist für die Feinregulation des Verschlusses des Anus verantwortlich, indem er den Stuhlgang abdichtet und so zur Feinkontinenz beiträgt. Das Corpus cavernosum recti, also der Schwellkörper im Rektum, kann sich bei Druck auf die Gefäße vergrößern, was zu einem Hämorrhoidalleiden führt.

Formen der Erkrankung

Hämorrhoiden werden nach der klinischen Einteilung von Goligher in vier Grade unterteilt, die den Schweregrad der Erkrankung widerspiegeln [1]:

  • Grad I: Nur proktoskopisch (mittels Enddarmspiegelung) sichtbar vergrößerter Plexus hämorrhoidalis superior. Es treten noch keine sichtbaren Symptome wie Prolaps auf.
  • Grad II: Prolaps (Vorfall) bei der Defäkation (Stuhlgang), der sich jedoch spontan zurückzieht (retrahtiert).
  • Grad III: Prolaps bei der Defäkation, der sich nicht mehr spontan zurückzieht, aber manuell reponibel (in die ursprüngliche Lage zurückbringbar) ist.
  • Grad IV: Permanenter, fixierter Prolaps, der irreponibel (nicht mehr in die ursprüngliche Lage zurückzubringen) ist.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens sind multifaktoriell und beinhalten:

  • Chronische Obstipation: Führt zu starkem Pressen bei der Defäkation und erhöhtem Druck auf die Hämorrhoidalgefäße.
  • Dauerhafte sitzende Tätigkeiten: Erhöhen den venösen Druck im Beckenbereich.
  • Schwangerschaft: Durch den erhöhten Druck im Beckenraum und hormonelle Veränderungen kann es zu einer Vergrößerung der Hämorrhoiden kommen.
  • Übergewicht: Führt zu erhöhtem intraabdominalem Druck und begünstigt die Entstehung von Hämorrhoiden.
  • Ernährungsgewohnheiten: Ballaststoffarme Ernährung kann zu hartem Stuhlgang und Verstopfung führen, was die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigt.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind geringfügig häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:
 Das Hämorrhoidalleiden ist vom Alter weitgehend unabhängig, tritt jedoch häufiger bei Personen über 30 Jahren auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): In Deutschland liegt die Prävalenz bei 50-70 %, wobei etwa 50 % der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens einmal symptomatische Hämorrhoiden entwickeln.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Etwa 5 % der Fälle erfordern eine operative Intervention.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühe Stadien: Bei Hämorrhoiden im Anfangsstadium (Grad I und II) treten meist leichte Symptome wie Juckreiz, Nässen und gelegentliche Blutungen auf. Diese Stadien sind oft konservativ mit Diätumstellung und topischen Behandlungen gut behandelbar.
  • Fortgeschrittene Stadien: Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden (Grad III und IV) kommt es zu stärker ausgeprägten Symptomen wie Schmerzen, starker Blutung und irreponiblem Prolaps (Vorfall, der nicht mehr in die ursprüngliche Lage zurückzubringen ist). Hier sind oft invasive Maßnahmen notwendig.

Prognose

  • Konservative Therapie: Die Prognose ist umso besser, je früher die Behandlung beginnt. Eine Anpassung der Lebensweise, insbesondere eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Bewegung, kann das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder verlangsamen.
  • Operative Therapie: Bei schwer ausgeprägten Hämorrhoiden ist eine Operation erforderlich. Die Prognose nach chirurgischer Behandlung ist in der Regel gut, jedoch kann die Erkrankung rezidivieren, weshalb präventive Maßnahmen weiterhin notwendig sind.

Literatur

  1. Goligher JC, Duthie HL, Nixon HH, Duthie H, Nixon H: Surgery of the anus, rectum and colon. 4th ed. London: Baillière Tindall; Bailliere Tindall 1984 // 1985.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Hämorrhoidalleiden. (AWMF-Registernummer: 081-007), April 2019 Langfassung