Fremdkörperingestion – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Fremdkörperingestion (Verschlucken von Fremdkörpern in den Verdauungstrakt) betrifft hauptsächlich Kleinkinder und tritt oft im Rahmen von spielerischen Aktivitäten oder durch unabsichtliches Verschlucken von kleinen Gegenständen auf. Bei Erwachsenen können neurologische Erkrankungen oder beeinträchtigte Schluckmechanismen ebenfalls das Risiko für das Verschlucken von Fremdkörpern erhöhen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Unabsichtliche Ingestion durch Neugier oder Spielverhalten:
    • Kleinkinder nehmen Gegenstände in den Mund, um ihre Umgebung zu erkunden. Aufgrund der noch eingeschränkten Kontrolle über den Schluckmechanismus können diese Gegenstände versehentlich in die Speiseröhre oder die Atemwege gelangen.
    • Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen, wie Schlaganfall oder Demenz, oder Patienten mit gestörtem Schluckmechanismus nach Operationen sind ebenfalls gefährdet, kleine Teile oder Essensreste zu verschlucken.
  • Mechanische Behinderung des Gastrointestinaltrakts (Magen-Darm-Trakt):
    • Verschluckte Fremdkörper können sich auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt an Engstellen festsetzen. Häufige Stellen sind:
      • Ösophagusenge (Engstellen der Speiseröhre),
      • Magenausgang,
      • Ileocecalbereich (Übergang vom Dünndarm in den Dickdarm).
  • Art des Fremdkörpers:
    • Glatte und kleine Gegenstände passieren häufig den Verdauungstrakt problemlos und werden mit dem Stuhl ausgeschieden.
    • Spitze, scharfe oder toxische Fremdkörper (z. B. Knopfbatterien) können die Schleimhaut verletzen, perforieren oder chemische Reaktionen auslösen, die zu Entzündungen und Gewebeschädigungen führen.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

  • Lokale Entzündung und Schleimhautverletzungen: Fremdkörper können Schleimhautreizungen verursachen, die eine entzündliche Reaktion hervorrufen, besonders bei scharfen oder toxischen Materialien.
  • Perforationsgefahr und Infektionen: Insbesondere spitze Gegenstände können den Magen-Darm-Trakt durchstoßen, was zu Bauchfellentzündungen (Peritonitis) und systemischen Infektionen führen kann.
  • Chemische Verletzungen: Bei verschluckten Batterien oder ätzenden Materialien kann es durch chemische Reaktionen zu schweren Schleimhautschäden kommen.

Klinisches Bild

  • Leitsymptome: Schluckbeschwerden, Speichelfluss, Schmerzen im Brustbereich oder Bauch, Übelkeit.
  • Begleiterscheinungen: In schweren Fällen kann es zu Fieber, Bauchschmerzen, Atembeschwerden oder Symptomen einer Bauchfellentzündung kommen, falls der Fremdkörper eine Perforation verursacht hat.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Ingestion von Fremdkörpern kann bei Kindern und Erwachsenen erhebliche Komplikationen hervorrufen. Während glatte und kleine Objekte oft den Verdauungstrakt passieren, erfordern scharfe, spitze oder chemisch aktive Materialien eine umgehende medizinische Abklärung. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um das Risiko von Schleimhautschäden, Perforationen und Infektionen zu minimieren.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Fortgeschrittenes Alter [3]

Krankheitsbedingte Ursachen (vor allem bei Erwachsenen)

  • Für eine Fremdkörperimpaktion 
    • Geistige Retardierung [3]
    • Malignome (ca. 10 %) [1]
    • Motilitätsstörungen des Ösophagus
      • Achalasie – Erkrankung, bei der der untere Ösophagussphinkter (Speiseröhrenschließmuskel; Eingang zum Magen) nicht richtig öffnet und auch die Motilität (Beweglichkeit) der Muskulatur der Speiseröhre gestört ist (ca. 2 %) [1]
      • Postoperativ
    • Peptische oder verätzungsbedingte Strikturen (Verengungen) im Ösophagus (Speiseröhre) (ca. 37 %) [1]
    • Postoperative Anastomosenstenosen (Verengung eines Verbindungsgangs zwischen zwei anatomischen Strukturen)
    • Psychiatrische Erkrankungen [3]
    • Ösophagotracheale Fisteln – Fistel (unnatürliche Verbindung) zwischen Ösophagus (Speiseröhre) und Trachea (Luftröhre)
    • Ösophageale Ringe (ca. 6 %) [1]
  • Für das Steckenbleiben eines Nahrungsbolus (schluckfähiger Bissen) im Ösophagus (Speiseröhre)
    • Eosinophile Ösophagitis (EoE) – chronische allergieartige Entzündung der Speiseröhre, die zu Schluckbeschwerden beim Schlucken fester Nahrung führt (ca. 33 %) [2]

Literatur

  1. Sung SH, Jeon SW, Son HS, Kim SK, Jung MK, Cho CM, Tak WY, Kweon YO: Factors predictive of risk for complications in patients with oesophageal foreign bodies. Dig Liver Dis. 2011 Aug; 43 (8): 632-5. doi: 10.1016/j.dld.2011.02.018. Epub 2011 Apr 3.
  2. Kerlin P, Jones D, Remedios M, Campbell C: Prevalence of eosinophilic esophagitis in adults with food bolus obstruction of the esophagus. J Clin Gastroenterol. 2007 Apr; 41 (4): 356-61
  3. Ginsberg GG: Management of ingested foreign objects and food bolus impactions. Gastrointest Endosc.1995 Jan; 41 (1): 33-8