Erbrechen (Emesis) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Emesis (Erbrechen) auftreten:

Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit Erbrechen:

  • Rückläufige Entleerung des Magens (Erbrechen)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Nausea (Übelkeit): In 70-80 % der Fälle
  • Cephalgie (Kopfschmerzen): Können parallel zum Erbrechen auftreten (in 30-50 % der Fälle)
  • Vertigo (Schwindel): Kann ein zusätzliches Begleitsymptom sein (betrifft 20-40 % der Erkrankten)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit: Nach dem Erbrechen kann allgemeine Erschöpfung auftreten (in 30-50 % der Fälle).

Chemotherapiebedingte Nausea und Emesis (CINE)

Diese wird in drei Phasen unterteilt

  • Akut einsetzende CINE:  Auftreten von Übelkeit und/oder Erbrechen innerhalb der ersten 24 h nach Gabe eines Chemotherapeutikums; tritt häufig bereits nach wenigen Minuten ein
  • Verzögert einsetzende CINE: Auftreten mind. 24 h nach der Zytostatikagabe und kann bis zu 120 h nach der Aufnahme andauern
  • Antizipatorische CINE: Diese tritt bereits vor der Applikation der antineoplastischen Substanz bei Patienten mit stattgehabter CINE auf.

Warnzeichen (red flags)

  • Anamnestische Angaben:
    • Diabetes mellitus
    • Schilddrüsenerkrankungen
  • Bei Frauen: Dyspnoe (Atemnot), Nausea (Übelkeit), Oberbauchschmerzen und Emesis → denken an: Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Bluterbrechen (Hämatemesis)
  • Fäkulentes Erbrechen (Miserere; Stuhlerbrechen) → denken an: Dickdarmileus (Dickdarmverschluss), z. B. bei einem kolorektalen Karzinom (Dickdarm- und Mastdarmkrebs)
  • Blut im Stuhl (Meläna, Hämatochezie)
  • Dyspnoe (Atemnot/Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz; s. u. Atemfrequenzmessung)
  • Cephalgie (Kopfschmerzen) → denken an: Meningitis (Hirnhautentzündung), Hirntumoren (wg. erhöhten Hirndrucks), Subarachnoidalblutung (SAB)
  • Thoraxschmerzen 
  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) + Peritonitis (Bauchfellentzündung) + eingeschränkter Allgemeinzustand (ggf. Schock) → denken an: akutes Abdomen
    • Anzeichen für ein „akutes Abdomen“ oder eine „peritoneale Reizung“
      • Abdominalschmerzen – akut einsetzender oder über 24 h progredient anhaltender Schmerz
      • Abwehrspannung (wg. Peritonitis)
      • Störung der Darmperistaltik: ggf. paralytischer Ileus (fehlende Darmgeräusche, evtl. Meteorismus/Blähungen); Nausea/Erbrechen 
      • Kreislaufstörungen bis hin zur Schocksymptomatik
  • Hinweise auf Dehydratation (Flüssigkeitsmangel), Kreislaufinstabilität, Schock
  • Bewusstseinsstörung/Vigilanzminderung, neurologische Defizite, Vertigo (Schwindel), ophthalmologische Warnzeichen (z. B. wechselnde Sehschärfe, Flimmern oder Schatten vor den Augen, Augenschmerzen oder kompletter Sehverlust)
  • Fieber
  • Laborwerte:
    • Elektrolytstörungen (relevante), Hypoglykämie (Unterzuckerung), Hypovolämie (s. u. Dehydratation)

Säuglinge und Kleinkinder

Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und Schock [1, 2]

Folgende Kinder haben ein erhöhtes Risiko:

  • Kleinkinder mit geringem Geburtsgewicht
  • Kinder, mit Zeichen einer Mangelernährung
  • Kinder unter einem Jahr, besonders Kinder unter 6 Monaten
  • Kinder, die innerhalb der letzten 24 Stunden > 5 diarrhoische Stühle hatten
  • Kinder, die innerhalb der letzten 24 Stunden mehr als zweimal erbrochen haben
  • Kinder, die bisher keine Zusatzflüssigkeiten erhielten oder diese nicht vertrugen
  • Kinder, bei denen das Bruststillen während der Erkrankung eingestellt wurde

Warnzeichen (red flags) bei Kindern (= mögliche Indikatoren für andere Diagnosen) [NICE-Empfehlungen; 1, 2 ]

  • Fieber > 38 °C bei Kindern unter 3 Monaten
  • Fieber > 39 °C bei Kindern über 3 Monaten
  • Kurzatmigkeit oder Tachypnoe ("Schnellatmung")
  • Bewusstseinsveränderungen
  • Meningismus (schmerzhafte Nackensteifigkeit)
  • vorgewölbte Fontanelle bei Säuglingen
  • nicht wegdrückbarer Hautausschlag
  • Blut- oder Schleimbeimengung im Stuhl
  • galliges (grünliches) Erbrechen
  • schwerer oder lokalisierter Bauchschmerz
  • aufgetriebenes Abdomen oder Loslassschmerz

Literatur

  1. Guideline des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in under 5s: diagnosis and management. April 2009. www.nice.org.uk/CG084
  2. Rajesh Khanna et al.: Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in children under 5 years: a summary of NICE guidance. BMJ 2009; 338: b1350. doi: 10.1136/bmj.b1350

Leitlinien

  1. Guideline des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in under 5s: diagnosis and management. April 2009. www.nice.org.uk/CG084