Erbrechen (Emesis) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Beseitigung der Symptomatik
- Vermeidung von Komplikationen (z. B. Kreislaufinstabilität)
Therapieempfehlungen
- Beseitigung der zugrunde liegenden Störung, d. h. anstreben einer kausalen Therapie
- Symptomatische Therapie mit Antiemetika (Arzneimittel gegen Übelkeit und Brechreiz):
- Kinetosen (Reisekrankheit):
- Scopolamin (Anticholinergika), mittels transdermales therapeutisches System bzw. Dimenhydrinat (Antihistaminika)
- Domperidon (Dopamin-Antagonisten)
- Kinetosen (Reisekrankheit):
- Zytostatika-induzierte Übelkeit und Erbrechen (Synonym: chemotherapieinduzierte Nausea und Emesis, CINE), postoperative Übelkeit/Erbrechen:
- Prophylaxe
- Serotonin-Antagonisten (Synonym: 5-HT-Rezeptor-Antagonisten; Setrone), z. B. Dolasetron (außer Handel), Granisetron, Ondansetron, Palonosetron
Dosierungshinweise: Gabe sollte ca. 30-60 min vor der Gabe des Chemotherapeutikums erfolgen - Neurokinin-Antagonisten (Synonym: NK1-Rezeptor-Antagonisten): Aprepitant (i.v.), Netupitant (oral), Fosaprepitant (i.v.), Rolapitant (oral)
Dosierungshinweise: s. u. - Glucocorticoide: Dexamethason 8-20 mg einmalig (ggf. auch 8 mg täglich an Tag 2 + 3)
- Serotonin-Antagonisten (Synonym: 5-HT-Rezeptor-Antagonisten; Setrone), z. B. Dolasetron (außer Handel), Granisetron, Ondansetron, Palonosetron
- Therapie der Durchbruch-CINE
- Atypisches Neuroleptikum: Olanzapin; Dosierung: 5-10 mg oral einmal täglich (für 3 Tage)
- Benzodiazepin: Lorazepam; Dosierung: 0,5-2 mg oral/intravenös/nach Vorschrift alle 6 h
- Glucocorticoide: Dexamethason; Dosierung: 12 mg oral/intravenös einmal täglich
- Ein Vielzahl von Studien belegt, dass Cannabinoide in der Therapie von Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie stärker wirksam sind als gebräuchliche Antiemetika (wie beispielsweise Phenothiazine (Prochlorperazin) und Dopaminantagonisten (wie Metoclopramid)): z. B. Dronabinol (trans-Delta-9-Tetrahydrocannabinol; THC), Dosierung: 2 x 2,5 mg (ggf. additiv zu einem üblichen Antiemetikum)
Cannabinoide gelten heute als Reservemedikamente bei Zytostatika induzierter Übelkeit und Erbrechen.
- Therapie bei Durchbruch- oder refraktärer CINE
- s. u. Durchbruch-CINE
- Prophylaxe
- Kreislaufinstabilität: orale/i.v.-Rehydratation/Flüssigkeitsausgleich (s. u. Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)/Medikamentöse Therapie)
- Hyperemesis gravidarum (Schwangerschaftsübelkeit) s. u. der gleichnamigen Erkrankung
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Beachte: Bei Verdacht auf einen mechanischen Ileus (Darmverschluss) dürfen keine prokinetisch wirksamen Antiemetika (z. B. Metoclopramid, Domperidon) verabreicht werden.
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Ingwer
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen – interdisziplinäre Querschnittsleitlinie. (AWMF-Registernummer: 032 - 054OL), Februar 2020 Langfassung