Erbrechen (Emesis) – Anamnese
Die Anamnese stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Emesis (Erbrechen) dar.
Familienanamnese
- Allgemeiner Gesundheitszustand der Angehörigen
- Bestehen chronische Erkrankungen oder relevante Gesundheitsprobleme in der Familie?
- Gastrointestinale Erkrankungen (Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts)
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die häufig vorkommen?
- Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD, Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre)
- Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit mit Dünndarmschädigung)
- Reizdarmsyndrom (RDS, funktionelle Darmerkrankung mit Durchfall oder Verstopfung)
- Bestehen in Ihrer Familie Erkrankungen, die eine gestörte Magenentleerung oder eine erhöhte Übelkeit verursachen können?
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die häufig vorkommen?
- Stoffwechsel- und endokrine Erkrankungen (Hormon- und Stoffwechselstörungen)
- Bestehen in Ihrer Familie Stoffwechselstörungen, die mit dem Verdauungssystem zusammenhängen?
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit, Typ 1 oder 2) – Risiko für diabetische Gastroparese (gestörte Magenentleerung)
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) – Beeinflussen den gastrointestinalen Motilitätsstatus (Bewegung des Verdauungstrakts)
- Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte im Blut) – Indirekt relevant durch Assoziation mit Cholelithiasis (Gallensteinen)
- Steatosis hepatis (Fettleber) – Kann zu Übelkeit und Appetitlosigkeit führen
- Cholelithiasis (Gallensteine) – Erhöhtes Risiko für Gallenstauung und Erbrechen
- Bestehen in Ihrer Familie Stoffwechselstörungen, die mit dem Verdauungssystem zusammenhängen?
- Genetische und Autoimmunerkrankungen (Erblich bedingte oder fehlgesteuerte Immunreaktionen)
- Gibt es in Ihrer Familie genetische Erkrankungen oder eine erhöhte Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen?
- Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung) und Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) – Direkte Verbindung zu Emesis
- Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) – Kann mit Übelkeit und Magenbeschwerden einhergehen
- Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung mit Entzündung verschiedener Organe) – Potenzielle gastrointestinale Beteiligung
- Diabetes mellitus Typ 1 (autoimmune Zuckerkrankheit) – Erhöhtes Risiko für Gastroparese (gestörte Magenentleerung)
- Gibt es in Ihrer Familie genetische Erkrankungen oder eine erhöhte Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen?
- Tumorerkrankungen (Krebserkrankungen)
- Gab es in Ihrer Familie Tumorerkrankungen, die das Verdauungssystem oder das zentrale Nervensystem betreffen?
- Magenkarzinom (Magenkrebs) – Potenzielle Ursache für chronisches Erbrechen
- Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) – Kann zu Verdauungsstörungen und Übelkeit führen
- Hirntumoren (Krebsgeschwulste im Gehirn) – Erhöhen den intrakraniellen Druck (Druck im Schädel), was zu Erbrechen führen kann
- Gab es in Ihrer Familie Tumorerkrankungen, die das Verdauungssystem oder das zentrale Nervensystem betreffen?
- Neurologische Erkrankungen (Erkrankungen des Nervensystems)
- Bestehen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen, die mit Übelkeit oder Erbrechen assoziiert sind?
- Migräne (anhaltende Kopfschmerzen mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit) – Häufige Ursache für Übelkeit und Erbrechen
- Morbus Menière (Erkrankung des Innenohrs mit Schwindelanfällen) – Verursacht Schwindelattacken mit starker Übelkeit
- Bestehen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen, die mit Übelkeit oder Erbrechen assoziiert sind?
Soziale Anamnese
- Üben Sie einen Beruf aus, der körperlich oder psychisch belastend ist?
- Wann und wo waren Sie zuletzt im Urlaub (z. B. Aufenthalt in tropischen Ländern)? [Falls Reise: s. u. Reiseanamnese]
- Gibt es in Ihrem Umfeld Infektionskrankheiten oder Lebensmittelvergiftungen?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder familiäre Konflikte?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wann haben Sie erstmals und zuletzt erbrochen?
- Wie oft haben Sie erbrochen?
- Trat das Erbrechen plötzlich auf?
- Zu welcher Tageszeit trat es vermehrt auf (morgens, nachts)?
- Tritt das Erbrechen in Verbindung mit der Nahrungsaufnahme auf?
- Tritt es nach einem mehrstündigen Intervall nach Nahrungsaufnahme auf?
- Tritt es nüchtern auf?
- Tritt es unabhängig von der Nahrungsaufnahme auf?
- Wie sieht das Erbrochene aus?
- gallig?
- schleimig?
- blutig?* (Alarmsymptom)
- kaffeesatzartig (Hinweis auf Blutung im oberen Verdauungstrakt)?*
- Enthält das Erbrochene Nahrungsreste?
- kotartig (Hinweis auf Darmverschluss)?*
- Müssen Sie sauer Aufstoßen?
- Leiden Sie unter weiteren Beschwerden, wie:
- Bauchschmerzen?*
- Druckempfindlichkeit im Abdomen (Alarmsymptom)?*
- Brustschmerzen (Alarmsymptom)?*
- Kopfschmerzen?*
- Sehstörungen?*
- Durchfall?
- Fieber?*
- Atemnot (Alarmsymptom)?*
- Schwindel oder Fallneigung?*
- verstärkte Darmgeräusche?
- Ausbleiben der Regelblutung?
- neurologische Auffälligkeiten (z. B. Schwindel, Augenzittern, Sprachstörungen)?*
- Liegt eine Bewusstseinsveränderung oder Fallneigung vor?*
- Ging es Ihnen besser, nachdem Sie erbrochen haben?
- Treten die Beschwerden ohne vorherige Übelkeit auf?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Hat sich Ihr Gewicht ungewollt verändert?
- Hat sich Ihr Appetit verändert?
- Haben Sie verdorbene Lebensmittel gegessen (z. B. Pilze, Meeresfrüchte)?
- Haben Sie besondere Lebensmittel konsumiert (z. B. Muscheln, Pilze)?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Autoimmunerkrankung (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis, Lupus erythematodes)?
- Bauchspeicheldrüsenerkrankungen (z. B. Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse))?
- Erkrankungen des Nervensystems oder der Psyche (z. B. Angststörungen, Migräne)?
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. koronare Herzkrankheit (KHK; Erkrankung der Herzkranzgefäße), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzrhythmusstörungen, Hypertonie (Bluthochdruck))?
- Infektionen?
- Leber-/Gallenwegserkrankungen (z. B. Cholezystitis (Entzündung der Gallenblase))?
- Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Ulcus ventriculi (Magengeschwür), Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür), Refluxkrankheit (Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre), Morbus Crohn)?
- Stoffwechselerkrankung (z. B. Diabetes mellitus, Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Morbus Addison) diagnostiziert?
- Tumorerkrankungen?
- Wurden bei Ihnen bereits operative Eingriffe (z. B. im Verdauungstrakt) durchgeführt?
- Haben Sie eine Strahlentherapie hinter sich?
- Sind Ihnen Allergien bekannt (z. B. auf Lebensmittel, Medikamente)?
- Sind Sie schwanger?
Medikamentenanamnese
- Eine umfangreiche Liste mit Medikamenten, die zu gastrointestinalen Beschwerden führen können, finden Sie im DocMedicus Arztinformationssystem unter Therapie/Pharmakotherapie/Arzneimittelnebenwirkungen unter dem Thema "Gastrointestinale Beschwerden durch Medikamente".
Umweltanamnese
- Besteht eine mögliche Belastung durch Schadstoffe (z. B. Chemikalien, kontaminiertes Wasser)?
- Hatten Sie Kontakt zu Erkrankten mit infektiösen Erkrankungen?
- Waren Sie in letzter Zeit in Risikogebieten für Lebensmittelvergiftungen oder Infektionen?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.