Divertikelkrankheit – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Divertikelkrankheit/Divertikulitis hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Divertikulitis und werden oft zuerst bemerkt:
- Schmerzen im Unterbauch (kolikartig), meist im linken unteren Quadranten (linker Unterbauch): Sowohl Spontan- als auch Loslassschmerz, der bis zu mehreren Tagen anhalten kann. Dies tritt auf, da ca. 90 % der Divertikel im Sigma lokalisiert sind. Die Schmerzen ähneln einer Appendicitis, weshalb auch von einer "Linksseiten-Appendicitis" gesprochen wird.
- Zeichen der lokalen Peritonitis (Bauchfellentzündung), wie z. B. Abwehrspannung: Tritt in ca. 40-60 % der Fälle auf
- Fieber (37,6-38 °C): Tritt in 30-50 % der Fälle auf
- Stuhlunregelmäßigkeiten: Diarrhoe (Durchfall) oder Obstipation (Verstopfung, „Schafskot-ähnlicher Stuhl"); treten in 20-40 % der Fälle auf
- Tenesmen (beständiger schmerzhafter Stuhldrang): Tritt in 30-50 % der Fälle auf
- Anorexie (Appetitlosigkeit): Tritt in 30-40 % der Fälle auf
- Walzenförmiger Tumor (tastbare, druckschmerzhafte Walze im linken Unterbauch): In 20-30 % der Fälle
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Meteorismus* (Blähungen): Tritt in 30-40 % der Fälle auf
- Flatulenz* (Abgang von Darmwinden): In 30-40 % der Fälle
- Nausea* (Übelkeit): Tritt in 20-30 % der Fälle auf
- Stuhlunregelmäßigkeiten*: Veränderungen in der Stuhlfrequenz, mühsame Stuhlpassage, gesteigerter Stuhldrang, kleinvolumiger Stuhlgang, Schleimabgang treten in 20-40 % der Fälle auf.
- Rektale Blutung (Blutung aus dem Mastdarm): Häufiger bei einer Divertikulose (in 10-30 % der Fälle) als bei der Divertikulitis
- Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung), Dysurie (unangenehme, erschwerte oder schmerzhafte Blasenentleerung), Pneumaturie (Ausscheidung von Gasen über den Urin) (in 5-10 % der Fälle): In seltenen Fällen durch Kompression des Ureters sogar einhergehend mit Mikro- bzw. Makrohämaturie (Vorhandensein von sichtbaren Blut im Urin); Schmerzen im Genitalbereich/Dyspareunie (Schmerzen beim Verkehr) deuten auf lokale Komplikationen hin (Fistelung, Perforationen in die Blase, Irritation des Plexus sacralis)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Allgemeines Unwohlsein: Tritt in 20-30 % der Fälle auf
*Nebenbefunde eines Reizdarm-Syndroms
Nach Nahrungsaufnahme kann es zu einer Zunahme der Symptomatik (wg. Motilitätssteigerung) kommen.
Flatulenz (gesteigerte Gasbildung; Blähungen) und Defäkation (Stuhlentleerung) führen zu einer Linderung oder Beseitigung der Beschwerden.
Die klassische Symptomtrias der Divertikulitis besteht aus:
- Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) – meist linker unterer Quadrant/Unterbauch
- Fieber: 37,6-38 °C
- Leukozytose (Vermehrung der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut): > 10-12.000/μl
Weitere Hinweise
- Auch bei rechtsseitiger oder suprapubischer (oberhalb des Schambeins) Schmerzlokalisation muss differentialdiagnostisch an eine Divertikulitis gedacht werden.
- Die Symptomatik der symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit zeigt eine Ähnlichkeit zum Reizdarmsyndrom.
- Entzündungsfreie Divertikel sind, außer seltenen Blutungen, asymptomatisch. Der größte Anteil der Divertikelträger (über 80 %) bleibt ein Leben lang beschwerdefrei (asymptomatische Divertikulose).
- Die gedeckte Perforation (Durchbruch eines Divertikels) mit Abszessbildung ist zuweilen klinisch nicht von der einfachen Divertikulitis zu unterscheiden! Sie kann sowohl asymptomatisch als auch mit den Zeichen einer lokalen Peritonitis einhergehen.