Divertikelkrankheit – Prävention
Zur Prävention der Divertikelkrankheit/Divertikulitis muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Ballaststoffarme Ernährung – Eine ballaststoffarme Ernährung ist eine wesentliche Ursache für die Entstehung der Divertikulose. Besonders unlösliche Ballaststoffe (enthalten in Getreide wie Weizen, Roggen, Getreidekleie sowie in Gemüse- und Obstsorten) sind wichtig. Sie binden Flüssigkeit, erhöhen das Volumen des Darminhalts und fördern die Darmbewegung, wodurch der Stuhl schneller ausgeschieden wird [2].
- Fettreiche Ernährung bei niedriger Ballaststoffaufnahme – Studien zeigen, dass eine erhöhte Fettzufuhr allein kein erhöhtes Risiko darstellt, jedoch die Kombination aus hoher Fettzufuhr und niedriger Ballaststoffaufnahme [1].
- Konsum von rotem Fleisch – Muskelfleisch von Schwein, Rind, Lamm, Kalb, Hammel, Pferd, Schaf oder Ziege erhöht das Risiko für eine Divertikulitis, insbesondere bei Männern (1,58-faches Risiko) [3].
- Mikronährstoffmangel – Ein Mangel an essenziellen Vitalstoffen kann das Risiko erhöhen (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Übermäßiger Konsum (> 30 g/Tag) erhöht das Risiko.
- Tabak (Rauchen) – Rauchen wirkt sich negativ auf die Darmgesundheit aus.
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel – Bewegungsmangel ist ein signifikanter Risikofaktor.
- Sitzende Tätigkeit – Langes Sitzen reduziert die Darmmotilität.
- Übergewicht
- BMI ≥ 25 (Adipositas) – Übergewicht ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert.
Krankheitsbedingte Risikofaktoren
- Dysbiose (Gleichgewichtsstörung der Darmflora)
- Obstipation (Verstopfung)
Medikamente
- Calciumantagonisten – eine genomweite Assoziationsstudie weist darauf hin, dass bei Personen mit den Varianten in den Genen, die die Wirkung der Calciumantagonisten beeinflussen, häufiger als andere an einer Divertikulose erkranken. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gering, sie lag gerade einmal bei 1,02 (95-%-Konfidenzintervall 1,01 bis 1,04), was einen Anstieg um 2 % anzeigt [4].
- Glucocorticoide*
- Immunsuppressiva*
- Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID)*: Acetylsalicylsäure
- Opioide*
*Medikamente, die einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Divertikelkrankheit haben.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährungsumstellung
- Einführung einer ballaststoffreichen Ernährung zur Förderung der Darmbewegung und Reduktion der Stuhlverweildauer.
- Vermeidung von fettreichen Mahlzeiten in Kombination mit geringer Ballaststoffaufnahme.
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Förderung der Darmmotilität durch Bewegung.
- Stressreduktion
- Stressmanagement, um negative Auswirkungen auf die Darmfunktion zu minimieren.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Patienten mit bestehenden Divertikeln, um das Fortschreiten zur Divertikulitis zu verhindern:
- Früherkennung und Intervention
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen zur Früherkennung entzündlicher Veränderungen.
- Anpassung der Ernährung bei ersten Symptomen.
- Behandlung von Obstipation
- Einsatz von Quellstoffen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die Stuhlregulation zu unterstützen.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität bei bestehenden Erkrankungen zu verbessern:
- Langfristige Betreuung
- Regelmäßige Nachsorge bei chronischen oder wiederkehrenden Symptomen.
- Therapie zugrunde liegender Erkrankungen
- Behandlung von Dysbiose (Gleichgewichtsstörung der Darmflora) oder anderen Begleiterkrankungen.
Literatur
- Aldoori WH, Giovannucci EL, Rimm EB et al.: A prospective study of diet and the risk of symptomatic diverticular disease in men. Am J Clin Nutr 1994; 60: 757-764
- Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e. V. Divertikulose: eine ruhmlose Darmerkrankung entwickelt sich heimlich zum Volksleiden. 2012/01/20; Kapuzinergraben 18-22, 52062 Aachen
- Cao Y et al.: Meat intake and risk of diverticulitis among men. Gut doi:10.1136/gutjnl-2016-313082 Published Online First 9 January 2017
- Gill D et al.: Use of Genetic Variants Related to Antihypertensive Drugs to Inform on Efficacy and Side Effects. Circulation July 9, 2019 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.038814