Divertikelkrankheit – Medizingerätediagnostik
Obligate Medizingerätediagnostik
- Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – diagnostische Methode der Wahl in der Primär- und Verlaufsdiagnostik der akuten Divertikulitis [Leitlinie: S2k-Leitlinie]:
- eine echoarme, zunächst asymmetrische Wandverdickung (> 5 mm) mit Aufhebung der Wandschichtung, geringer Verformbarkeit unter Druck und einer Einengung des Lumens,
- die (in Abhängigkeit von der Extrusion des ursächlichen Fäkolithen ("Kotsteine") variabel echoarme Darstellung des entzündeten Divertikels, umgeben von
- einer echogenen Netzkappe (perikolische entzündliche Fettgewebsreaktion) und
- gelegentlich echoarmen Entzündungsstraßen
- Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) mit i.v. und rektaler Kontrastierung – als Methode der Wahl; zu den diagnostischen Zeichen zählen:
- verdickte Wand des Kolon
- umgebendes Fettgewebe verdichtet
- Verdickung der Faszie
- ggf. akute Komplikationen wie Abszesse (umkapselte Eiteransammlung; ca. 15 % der Patienten mit akuter Divertikulitis) und eine Perforation ("Durchbohrung" des Dickdarms)
- Distanzabszesse weit mesenterial, tief liegende Divertikulitiden im unteren Sigma (Teil des Dickdarms, der die S-förmig (daher der Name) verlaufende Verbindung vom Grimmdarm zum Mastdarm darstellt)
Vergleich Abdomensonographie versus Computertomographie: Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) von 100 % (CT 98 %); Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, durch das Verfahren auch als gesund erkannt werden) für beide Verfahren 97 %.
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Magnetresonanztomographie des Abdomens (Abdomen-MRT) – vor allem bei jüngeren Patienten und schwangeren Frauen als Alternative zur CT indiziert (Aussagen möglich über Wandverdickung, Lumenstenose, Entzündung des perisigmoidalen Fettgewebes, Abszesse, gedeckte Perforation)
- CT-Angiographie (bildgebendes Verfahren in der Medizin, mit dessen Hilfe Blutgefäße im Körper dargestellt werden können) und konventionelle Angiographie (+ DSA) – bei aktiver Blutung zur Lokalisation einer Divertikelblutung.
- Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel (KE) [sollte nicht mehr zur Diagnose der Divertikulitis eingesetzt werden]
- Koloskopie (Darmspiegelung) – keine Aussage über die Ausdehnung der Entzündung möglich;
Cave (Achtung): Sollte wegen Gefahr der iatrogenen Kolonperforation (arztbedingte "Durchstoßung" des Dickdarms) nicht im akuten Stadium erfolgen!
Eine geplante Koloskopie sollte nach Ausheilung der Divertikulitis (in der Regel nach 4-6 Wochen) erfolgen.
Beachte: Da Patienten mit akuter Divertikulitis ein 1,9-faches Darmkrebsrisiko haben, sollte eine zeitnahe Koloskopie nach Abklingen der akuten Entzündung vorgenommen werden [1]. Gleiches gilt für Patienten mit suspekten Befund in der CT.
Das American College of Physicians (ACP) hat in ihren Leitlinien zur Diagnose und Therapie der Darmerkrankung empfohlen, dass Patienten mit komplizierter Erkrankung nach der ersten Episode zur Koloskopie überwiesen werden sollten, sofern kürzlich nicht bereits eine Koloskopie durchgeführt wurde. Bei Verdacht auf eine akute Divertikulitis sollte eine abdominale Computertomographie durchgeführt werden [Leitlinien: s. u.].
Literatur
- Meyer J et al.: Risk of Colorectal Cancer in Patients With Acute Diverticulitis: A Systematic Review and Meta-analysis of Observational Studies Clinical Gastroenterology and Hepatology 2019;17(8):1448-1456.e17 doi: https://doi.org/10.1016/j.cgh.2018.07.031
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Divertikelkrankheit/Divertikulitis. (AWMF-Registernummer: 021-020), Oktober 2021 Langfassung
- Clinical Guidelines: Diagnosis and Management of Acute Left-Sided Colonic Diverticulitis: A Clinical Guideline From the American College of Physicians Annals of Internal Medicine 18 January 2022 https://doi.org/10.7326/M21-271