Dickdarmpolypen (Kolonadenom) – Einleitung

Bei Polypen im Kolon handelt es sich um Neoplasien (Neubildungen) im Kolon (Dickdarm), die sich in das Darmlumen vorwölben. Etwa die Hälfte dieser Neubildungen sitzen im Rektum (Enddarm).

Synonyme und ICD-10: Adenomatose; Adenomatose des Kolons; adenomatöse Polyposis des Kolons; Dickdarmpolyp; Dickdarmpolypen; Familiäre Polyposis; gutartige Neubildung des Dickdarmes; Gutartige Neubildung des Kolons; Hereditäre Polyposis coli; Intestinal adenomatöse Polyposis; Kolonadenom; Kolonpolyp; Kolonpolypen; Polyp des Kolons; Polyposis coli; Sigmapolyp; Sigmapolypen; ICD-10-GM K63.5: Polyp des Kolons; ICD-10-GM D12.6: Gutartige Neubildung des Kolons, des Rektums, des Analkanals und des Anus: Kolon, nicht näher bezeichnet)

Formen der Erkrankung

  • Hyperplastische Polypen: Gutartige Wucherungen ohne signifikantes Entartungspotential.
  • Serratierte Polypen: Beinhaltet sessile serratierte Adenome und traditionelle serratierte Adenome, die ein erhöhtes Entartungsrisiko aufweisen.
  • Adenomatöse Polypen: Beinhaltet tubuläre, tubulovillöse und villöse Adenome, wobei letztere das höchste Risiko für eine maligne (bösartige) Entartung haben.

Ursachen

  • Genetische Prädisposition: Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), Lynch-Syndrom.
  • Ernährung: Hoher Fett- und Fleischkonsum, geringer Ballaststoffgehalt.
  • Lebensstil: Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel.

Differentialdiagnosen

  • Kolonkarzinom (Darmkrebs)
  • Entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) 
  • Divertikulitis (Entzündung der Darmdivertikel)
  • Hämorrhoiden (Hämorrhoiden)
  • Analfissuren (Einrisse am After)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:
Das Wachstum der Polypen im Kolon beginnt circa ab dem 40. Lebensjahr. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit stark zu.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Für Adenome im Kolon liegt bei 20-30 % bei den über 60-Jährigen und bei 75 % bei den über 70-Jährigen (in Westeuropa und den USA). In anderen Teilen der Welt sind Darmpolypen eher selten.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Bei Kindern (meist im Alter von 2-10 Jahren; Häufigkeitsgipfel: 3-4 Jahre) können Polypen bei bis zu 1 % aller Kinder auftreten; ca. 90 % davon sind juvenile Polypen mit geringem malignen (bösartigen) Potential. Die Polypen treten zu 80-90 % solitär im Rektosigmoid auf.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Polypen im Kolon entwickeln sich oft asymptomatisch und werden meistens zufällig bei einer Koloskopie entdeckt. Der typische Verlauf beginnt ab dem 40. Lebensjahr, wobei die Häufigkeit mit steigendem Alter stark zunimmt. Polypen können einzeln oder multipel auftreten und sich in verschiedenen Formen und Größen präsentieren. Es gibt verschiedene Arten von Kolonpolypen, darunter hyperplastische Polypen, serratierte Polypen und adenomatöse Polypen, wobei letztere das höchste Risiko für eine maligne Entartung (Krebsentwicklung) haben.

Besonders gefährlich sind die villösen Adenome, die als Präkanzerosen (Krebsvorstufen) betrachtet werden. Ungefähr 90 % der Kolonkarzinome entwickeln sich aus diesen adenomatösen Polypen. Der Übergang von einem gutartigen Polypen zu einem bösartigen Tumor kann Jahre dauern, wodurch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig sind. Ein einmal entdeckter und entfernter Polyp sollte regelmäßig nachuntersucht werden, um ein erneutes Auftreten oder das Wachstum weiterer Polypen frühzeitig zu erkennen.

Prognose

Die Prognose von Kolonpolypen hängt stark von ihrer rechtzeitigen Erkennung und Entfernung ab. Bei frühzeitiger Diagnose und vollständiger Entfernung ist die Prognose in der Regel gut. Polypen, die nicht rechtzeitig entdeckt und entfernt werden, können jedoch zu Komplikationen führen.

Mögliche Komplikationen umfassen:

  • Ileus (Darmverschluss): Polypen können die Stuhlpassage behindern und zu einem Darmverschluss führen.
  • Anämie (Blutarmut): Blutende Polypen können zu chronischem Blutverlust und damit zu einer Anämie führen.
  • Maligne Entartung: Etwa 90 % der Kolonkarzinome entstehen aus adenomatösen Polypen, wobei das Risiko mit der Größe der Adenome steigt.

Die Rezidivrate von Kolonpolypen ist hoch und liegt bei etwa 30-50 %. Sie ist abhängig von adenom-assoziierten Faktoren wie villöse Architektur, Dysplasiegrad, Ort, Größe und Anzahl der Adenome sowie von patientenbezogenen Faktoren wie Alter, Body-Mass-Index (BMI)/Körpermassen-Index und Nüchternglucose [1]. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach der Entfernung von Polypen entscheidend.

Insgesamt verbessert eine frühzeitige Erkennung und adäquate Entfernung der Polypen die Prognose erheblich und reduziert das Risiko für die Entwicklung eines Kolonkarzinoms.

Literatur

  1. Taniguchi L, Higurashi T, Uchiyama T, Kondo Y, Uchida E, Uchiyama S, Jono F, Hamanaka J, Kuriyama H, Hata Y, Endo H, Takahashi H, Nagase H, Matsuhashi N, Nakajima A.: Metabolic factors accelerate colorectal adenoma recurrence. BMC Gastroenterol. 2014 Oct 23;14(1):187

Leitlinien

  1. Guidelines for Colonoscopy Surveillance After Polypectomy: A Consensus Update by the US Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer and the American Cancer Society, 2006
  2. Laiyemo AO et al.: Postpolypectomy colonoscopy surveillance guidelines: Predictive accuracy for advanced adenoma at 4 years. Ann Intern Med 2008 Mar 18; 148:419
  3. S3-Leitlinie: Kolorektales Karzinom. (AWMF-Registernummer: 021-007OL), November 2017 Kurzfassung Langfassung