Darmverschluss (Ileus) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – als Standarddiagnostikum bei Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen); wg. geblähtem Abdomen ist die Abdomensonographie meist nur von untergeordneter Rolle [freie Flüssigkeit?, inkarzerierte Hernie?]
    • Dünndarmileus [flüssigkeitsgefüllte Lumenerweiterung (> 25 mm); "Leiterzeichen" bei lateraler/seitlicher Beschallung]
  • Röntgenaufnahme des Abdomens (Röntgen-Abdomen; Abdomenübersicht als Leeraufnahme) – beim klinisch stabilen Patienten ohne schwerwiegende Symptome und fehlende Infektzeichen
    Durchführung: Falls eine Aufnahme im Stehen für den Patienten nicht möglich ist, sollte eine Röntgenübersicht in Linksseitenlage nach 15- bis 20-minütiger Lagerung durchgeführt werden.
    [Spiegelbildung?; Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von bis zu 74 % in der Diagnostik des Ileus [3];
    Nachweis freier Luft?, dann ist das Verfahren sensitiver als im Stehen (96 % versus 85 %) [2]] 
    • Applikation von 100 ml wasserlöslichem, jodhaltigen Kontrastmittels über eine einliegende Magensonde – bei Verdacht auf inkompletten Ileus [Falls das Kontrastmittel innerhalb von 24 h das Kolon erreicht hat, lässt sich mit einer Sensitivität von 96 % und einer Spezifität von 98 % eine erfolgreiche konservative Therapie vorhersagen (Evidenzlevel: 1a) [1].
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Bauchraum) (Abdomen-CT) mit oraler und intravenöser Kontrastierung – Nachweis der Ursache für die Obstruktion [Goldstandard; Sensitivität und Spezifität > 90 % [1]]
    Neben Schweregrad, Lokalisation und Ursache des Ileus können auch mögliche Komplikationen (Perforation, Ischämie) festgestellt werden.
  • Koloskopie (Darmspiegelung) – Indikationen:
    • Verdacht auf Blutung/Tumoren im Bereich des Kolons (Dickdarms)
    • Differenzierung einer malignen versus benignen Stenose (bösartige versus gutartige Verengung)
    • Bridging (Überbrückung; Einlage einer Entlastungssonde bzw. Stenting einer Stenose/Implantat zum Offenhalten des Dickdarms)

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung  

  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) – zum Ausschluss eines Myokardinfarktes (Herzinfarkt)
  • Röntgenaufnahme des Beckens – bei Verdacht auf Harnsteine
  • Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei Verdacht auf Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Röntgenaufnahmen von Wirbelsäule, Rippen – bei Verdacht auf knöcherne Ursache
  • Lungenfunktionsuntersuchung – bei Verdacht auf pulmonale Erkrankung bei obstruktiver bzw. restriktiver Lungenerkrankung
  • Gastroskopie (Magenspiegelung) – bei Verdacht auf Erkrankungen des Ösophagus (Speiseröhre), des Magens
  • Endosonographie (endoskopischer Ultraschall (EUS); Ultraschalluntersuchung, die von innen durchgeführt wird, d. h., dass der Ultraschallkopf mittels eines Endoskops (optisches Instrument) direkt mit der inneren Oberfläche (beispielsweise der Schleimhaut des Magens/Darms) in Kontakt gebracht wird.) – bei Verdacht auf Erkrankungen des Ösophagus (Speiseröhre), des Magens
  • Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) Darstellung der Gallenwege bei Verdacht auf Gallensteine
  • Echokardiographie (Echo; Herzultraschall) – bei Verdacht auf Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Urographie oder retrograde Pyelographie – bei Verdacht auf Harnsteine
  • Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT) – bei Verdacht auf Lungenembolie, Mediastinitis (Entzündung des Mittelfelds)
  • Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung)) der Wirbelsäule (Wirbelsäulen-MRT) – bei Verdacht auf Diskopathien (Bandscheibenläsionen) bzw. Nukleus pulposus-Prolaps (Bandscheibenvorfall)

Literatur

  1. Branco BC, Barmparas G, Schnuriger B, Inaba K, Chan LS, Demetriades D: Systematic review and meta-analysis of the diagnostic and therapeutic role of water-soluble contrast agent in adhesive small bowel obstruction. Br J Surg 2010 Apr;97(4):470-8. doi: 10.1002/bjs.7019
  2. Roh JJ, Thompson JS, Harned RK, Hodgson PE: Value of pneumoperitoneum in the diagnosis of visceral perforation. Am J Surg 1983 Dec;146(6):830-3.
  3. van Randen A, Laméris W, Luitse JS, Gorzeman M, Hesselink EJ, Dolmans DE, Peringa J, van Geloven AA, Bossuyt PM, Stoker J, Boermeester MA: OPTIMA study group. The role of plain radiographs in patients with acute abdominal pain at the ED. Am J Emerg Med 2011 Jul;29(6):582-589.e2. doi: 10.1016/j.ajem.2009.12.020. Epub 2010 Apr 24.