Darmkrebs (Kolonkarzinom) – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch ein Kolonkarzinom (Darmkrebs) mit bedingt sein können:
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Gewichtsverlust
Kreislaufsystem (I00-I99)
- Erhöhte kardiovaskuläre Mortalität (wg. kardiotoxischer Zytostatika (herzschädigende Arzneimittel, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen), z. B. Fluorouracil (FU), Capecitabin); vor allem Patienten mit Hypertonie (Bluthochdruck) und Diabetes mellitus); 2-3-fach häufiger [6]:
- Apoplex (Schlaganfall)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung)
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Darmperforation – Darmdurchbruch mit der Folge der Peritonitis (Bauchfellentzündung)
- Diarrhoe (Durchfall)
- Ileus (Darmverschluss)
- Obstipation (Verstopfung)
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Mesenterische Fibromatose – meist benigne (gutartige) Bindegewebswucherungen (Fibroblasten); getriggert durch die Operation des Kolonkarzinoms
- Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten):
- hämatogen ("auf dem Blutwege") über die Pfortader in die Leber, von dort Metastasierung in Lunge und Skelett
Beachte: Größere Lebermetastasen können selbst wiederum intakte Tumorzellen freisetzen, sodass dadurch weitere Metastasen entstehen können [4].
- in das Peritoneum (Peritonealkarzinomatose/Aszites (Bauchwassersucht); bei bis zu 15 % aller Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom)
- hämatogen ("auf dem Blutwege") über die Pfortader in die Leber, von dort Metastasierung in Lunge und Skelett
Symptome und abnorme klinische und Laborparameter, anderenorts nicht klassifiziert (R00-R99)
- Kachexie (Auszehrung; sehr starke Abmagerung)
- Suizidalität (Selbstmordgefährdung)
Lymphogene Metastasierung in Abhängigkeit von der Lokalisation des Rektumkarzinom
- Karzinome des oberen Drittels: Ausbreitung:
- paraaortale Lymphknoten
- paraaortale Lymphknoten
- Karzinome im mittleren Drittel: Ausbreitung:
- paraaortale Lymphknoten
- Lymphknoten der Beckenwand
- Karzinome im unteren Drittel: Ausbreitung:
- paraaortale Lymphknoten
- Lymphknoten der Beckenwand
- inguinale Lymphknoten
Prognosefaktoren
- BMI (Body-Mass-Index; Körpermasse-Index): keinen Einfluss auf das progressionsfreie Überleben; bezüglich des Gesamtüberlebens wurde in einer Studie eine signifikante Assoziation eines erhöhten BMIs mit einer verlängerten Überlebenszeit nachgewiesen [2]:
- Normalgewicht (BMI 20-24,9): Patienten starben im Durchschnitt 21,1 Monate nach dem Beginn der Therapie
- Übergewicht (BMI 25-29): Patienten überlebten durchschnittlich 23,5 Monate.
- Adipositas (BMI 30-35): Patienten hatten eine durchschnittliche Überlebenszeit von 24 Monaten.
- Höhergradige Adipositas (BMI > 35): Patienten hatten jetzt nur noch eine Überlebenszeit von 23,7 Monate.
- Die Mortalität (Sterberate) ist bei Übergewichtigen mit rund 17 % und den Adipösen mit knapp 20 % deutlich höher als bei den Normalgewichtigen [5].
- Rascher wie auch ein langfristiger Gewichtsverlust ist kennzeichnet eine ungünstige Darmkrebsprognose; es starben bis zum 10. Jahr [5]:
- 30 % der Patienten mit Gewichtsverlust
- 14 % der Patienten mit stabilen Gewicht
- 13 % der Patienten mit gesteigertem Gewicht
- Laborparameter
- Eine leichte Hypoalbuminämie (Serum-Albumin ≤ 3,5 g/dl) präoperativ führte zu einem Anstieg der postoperativen Komplikationen und insbesondere zu vermehrten pulmonalen Komplikationen [1]:
- Krankenhausaufenthalt länger als 30 Tage (adjustierte Odds Ratio (AOR): 1,77)
- tiefe Venenthrombose (TVT) (AOR: 1,64)
- ungeplante Intubation (AOR: 1,42)
- Abhängigkeit vom Beatmungsgerät für mehr als 48 Stunden (AOR: 1,30)
- BRAF-Mutationen: diese sind beim kolorektalen Karzinom mit einer schlechteren Prognose assoziiert als Tumoren vom BRAF-Wildtyp
- CD3-positive tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) sind mit einer guten Prognose assoziiert [3]
- KI-67 (KI67; Synonym: MIB1, Proliferationsmarker zur Objektivierung und Absicherung des Gradings, lässt Rückschlüsse auf das Wachstumsverhalten zu) [starke Exprimierung von Ki-67: Sterberisiko um 50 % erhöht; s. u. Labordiagnostik/Laborparameter 2. Ordnung (Diagnostik, Nachsorge/Therapiekontrolle)]
- Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H; Längenveränderungen innerhalb kurzer, repetitiver DNA-Sequenzen) im Tumor – MSI-H ist mit einer besseren Langzeitprognose assoziiert, auch bei BRAF-Mutationen im Tumor
Beachte: Bei Patienten mit frühen Kolonkarzinomen (Stadium II) mit dem Status MSI-H sollte auf eine adjuvante Chemotherapie* verzichtet werden [S3-Leitlinie].
*Bei der adjuvanten Chemotherapie wird nach vollständiger operativer Entfernung des Tumors eine Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) oder Mikrometastasierung bekämpft, um Heilungschancen, Lebensqualität oder Lebenserwartung zu verbessern.
- Eine leichte Hypoalbuminämie (Serum-Albumin ≤ 3,5 g/dl) präoperativ führte zu einem Anstieg der postoperativen Komplikationen und insbesondere zu vermehrten pulmonalen Komplikationen [1]:
- Acetylsalicylsäure (ASS): geringere Mortalität/Sterberate (- 26 % )bei ASS-Therapie nach Diagnose eines kolorektalen Karzinoms (CRC); ggf. positiver Effekt von der PIK3CA-Mutation, die Schätzungen zufolge zehn bis 30 Prozent der CRC-Patienten betrifft [7].
Literatur
- Moghadamyeghaneh Z et al.: Even Modest Hypoalbuminemia Affects Outcomes of Colorectal Surgery Patients. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.amjsurg.2014.12.038
- Zafar Y: Survival outcomes according to body mass index (BMI): results from a pooled analysis of 5 observational or phase IV studies of bevacizumab in metastatic colorectal cancer (mCRC)' Abstract LBA-01; Session I: Opening, Selected Abstracts, and Keynote Lecture on Wednesday 1 July, 14:15.
- Galon J et al.: Type, Density, and Location of Immune Cells Within Human Colorectal Tumors Predict Clinical Outcome. Science 29 September 2006: Vol. 313 no. 5795 pp. 1960-1964 DOI: 10.1126/science.1129139
- Rahbari NN et al.: Metastatic Spread Emerging from Liver Metastases of Colorectal Cancer: Does the Seed Leave the Soil Again? doi: 10.1097/SLA.0000000000001341
- Kocarnik JM et al.: Long-Term Weight Loss After Colorectal Cancer Diagnosis Is Associated With Lower Survival: The Colon Cancer Family Registry. Cancer 2017; online 25. August. doi: http://dx.doi.org/10.1002/cncr.30932
- Kenzik KM et al.: New-Onset Cardiovascular Morbidity in Older Adults With Stage I to III Colorectal Cancer. JCO 2018; online 16. Januar. doi: https://doi.org/10.1200/JCO.2017.74.9739
- Mädge J et al.: Meta-analysis of aspirin-guided therapy of colorectal cancer J Cancer Res Clin Oncol (2022). https://doi.org/10.1007/s00432-022-03942-1
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Kolorektales Karzinom. (AWMF-Registernummer: 021 - 007OL), Januar 2019 Kurzfassung Langfassung