Colitis ulcerosa – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
- Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
- Normalgewicht anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
- Vermeidung psychosozialer Belastungen:
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- Psychosomatische Fehlhaltungen – Mangel an zwischenmenschlichen Kontakten, Konfliktsituationen, Stress
- Stress – es wird vermutet, dass Stress eine Rolle bei der Entstehung von Colitis ulcerosa spielen könnte. Allerdings sind die Studienergebnisse noch nicht eindeutig
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Stuhltransplantation (fäkaler Mikrobiomtransfer (FMT); duodenale Infusion von Fäzes/Stuhl Gesunder bzw. per Koloskopie (Darmspiegelung) oder per Einlauf) – zum Wiederaufbau der intestinalen Flora (Darmflora); eine fäkale Bakterientherapie führte in einer randomisierten klinischen Studie (73 Patienten) bei jedem dritten Patienten mit leichter bis mittelschwerer Colitis ulcerosa zu einer steroidfreien Remission (vorübergehendes Nachlassen von Krankheitssymptomen ohne Gabe von Steroiden); nach 12 Monaten waren noch 42 % der Patienten in Remission [2].
- Die orale Wirksamkeit eines fäkale Mikrobiomstransfers konnte in einer kleinen kontrollierten Studien nachgewiesen werden: dabei erreichten 53 % der Patienten eine klinische und endoskopische Remission (15 % erreichten das in der Placebogruppe); ohne weiteren Corticoidbedarf erzielten dieses 78 % in der FMT-Gruppe und 25 % mit Placebo; eine corticoidfreie endoskopische Remission oder Response erreichten jeweils 47% und 15% [4].
Impfungen
Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:
- COVID-19-Impfung
- Grippe-Impfung
- Hepatitis A- und B-Impfung (so oft wiederholen, bis der Anti-HBS-Titer erreicht ist)
- Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED; engl.: inflammatory bowel disease, IBD))
Beachte: Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED; engl.: inflammatory bowel disease, IBD), die eine Therapie mit Immunsuppressiva erhalten, sprechen deutlich schlechter auf routinemäßige Impfungen an. Es sollte daher der Impftitern nach der Impfung regelmäßig überprüft werden [1]. - HPV-Impfung (auch im Erwachsenenalter)
- Pneumokokken-Impfung
Beachte: Bei Patienten mit Immunsuppression rät die STIKO zur Sequenzimpfung, wobei zunächst mit PCV13 (Konjugatvakzine) und 6-12 Monate später mit PSV23 (23-valenten Polysaccharidvakzine) geimpft wird. Diese Strategie hat eine deutlich höhere protektive Effektivität als bei Impfung mit PSV23 allein. - Individuell für manche Patienten mit Colitis ulcerosa sinnvoll sind laut Leitlinie weiterhin Impfungen gegen Meningokokken und gegen Haemophilus influenzae b (Hib).
- Falls im Kindesalter nicht oder nicht vollständig durchgeführt: Masern (notwendige Lebendimpfung auch bei Immunsuppression), Mumps, Varizellen (Windpocken), Röteln, Polio
- Auffrischimpfungen empfehlenswert: Tetanus, Diphtherie, Pertussis
Hinweis: Für im Einzelfall unumgängliche Lebendimpfungen gibt die ECCO konkrete Empfehlungen zu Therapiepausen.
Beachte: Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CEDV; engl.: inflammatory bowel disease, IBD), die eine Therapie mit Immunsuppressiva erhalten, sprechen deutlich schlechter auf routinemäßige Impfungen an. Es sollte daher der Impftitern nach der Impfung regelmäßig überprüft werden [1].
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse zur Prävention und Therapie einer Unter- bzw. Mangelernährung ist erforderlich!
- Vor allem bei erkrankten Kindern stellt die Mangelernährung ein großes Problem dar. So kann in der Folge die körperliche Entwicklung, das Längenwachstum sowie die Knochenqualität beeinträchtigt sein [3].
- Bei Erwachsenen nimmt das Risiko für weitere Komplikationen zu. Zudem sprechen sie durch die Unter-/Mangelernährung schlechter auf die Therapie an [3].
- Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
- täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
- Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
- Mediterrane Ernährung, d. h. Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, einfach ungesättigten Fettsäuren, komplexen Kohlenhydraten und mageren Proteinen; wenig hochverarbeitete Lebensmittel, Zucker und Salz
- Sorgfältiges Kauen und Verarbeiten (weiche Konsistenz)
- Im akuten Schub:
- Flüssignahrung: Enterale Ernährung mit Flüssignahrung
- Kurzzeitige parenterale Ernährung: CED, die mit einem intraabdominalen Abszess (abgekapselte Eiterhöhle im Bauchraum) und/oder einer phlegmonösen Entzündung einhergeht; des Weiteren bei bestimmten Gruppen: z. B. stark eiternde Darmfisteln, langanhaltender Ileus (Darmverschluss), Kurzdarmsyndrom
Dabei ist ein individuelles Hydratationsmanagement (intravenöse Elektrolytzufuhr und/oder orale Rehydrationslösung) erforderlich. - Schonkost – Durch eine Schonkost kann der Magen-Darm-Trakt im akuten Schub entlastet werden. Allerdings sollte möglichst rasch mit dem Kostaufbau begonnen werden, da eine Schonkost hinsichtlich Kalorien- und Nährstoffmenge nicht bedarfsdeckend ist [3].
- In der Remissionsphase: Nährstoffspeicher wieder auffüllen und Normalgewicht anstreben [3]
- Proteinreiche Ernährung – Fleisch, Milch, Soja und Sojaprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Ei
- Ballaststoffreiche Ernährung (vor allem lösliche Ballaststoffe: Psyllium (Flohsamen), Pektine (Bestandteil der meisten Früchte), Pflanzengummis (z. B. Gummi arabicum))
- CED-Patienten müssen regelmäßig auf Vitamin-D- und Eisenmangel überwacht werden
- Ernährung reich an:
- Vitaminen (A, D, E, K, Vitamin B-Komplex, Folsäure)
- Mineralstoffen (Magnesium)
- Spurenelementen (Eisen, Selen, Zink)
- Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch) – antiinflammatorischer (antientzündlicher) Effekt
- Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Beta-Carotin)
- Probiotischen Lebensmittel (ggf. Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen) – sie haben positiven Einfluss auf das Mikrobiom (Darmflora) und wirken sich günstig auf die Remissionsphase aus
- Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Colitis ulcerosa sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Psychotherapie
- ggf. Stressmanagement (z. B. Yoga)
- Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Yoga
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de - Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e. V.
Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin
Telefon: 030 2000 392 0, Telefax: 030 2000 392 87, E-Mail: info@dccv.de, Internet: www.dccv.de
Literatur
- Nguyen DL, Nguyen ET, Bechtold ML: Effect of Immunosuppressive Therapies for the Treatment of Inflammatory Bowel Disease on Response to Routine Vaccinations: A Meta-Analysis. Dig Dis Sci. 2015 Aug;60(8):2446-53. doi: 10.1007/s10620-015-3631-y. Epub 2015 Mar 22.
- Costello SP et al.: Effect of Fecal Microbiota Transplantation on 8-Week Remission in Patients With Ulcerative Colitis. A Randomized Clinical Trial JAMA. 2019;321(2):156-164. doi:10.1001/jama.2018.20046
- Ulrich-Rückert S: CED: Spezifische Ernährungskonzepte. 01.04.2018, PflegeKolleg, Ausgabe 4/2018
- Haifer C et al.: Lyophilised oral faecal microbiota transplantation for ulcerative colitis (LOTUS): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2021; https://doi.org/10.1016/S2468-1253(21)00400-3
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Klinische Ernährung in der Gastroenterologie (Teil 4) – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. (AWMF-Registernummer: 073 - 027), Juli 2014 Langfassung
- Addendum zu den S3-Leitlinien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in der COVID-19-Pandemie – offene Fragen und Antworten. Z Gastroenterol 2020; 58: 672–692
- S3-Leitlinie: Colitis ulcerosa. (AWMF-Registernummer: 021-009), April 2021. Langfassung
- Kucharzik Z et al.: ECCO Guidelines on the Prevention, Diagnosis, and Management of Infections in Inflammatory Bowel Disease. Juni 2021. doi:10.1093/ecco-jcc/jjab052.