Colitis ulcerosa – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Colitis ulcerosa hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Colitis ulcerosa und werden oft zuerst bemerkt:
- Blutige-schleimige Diarrhoe (Durchfälle): Häufige und oft bis zu 20-mal pro Tag auftretende Durchfälle, die das wichtigste Leitsymptom sind (bei 90 % der Patienten)
- Abdominelle Schmerzen: Schmerzen im Bauchbereich, die bei vielen Betroffenen auftreten (bei 60-80 % der Patienten)
- Tenesmen: Schmerzhafte Darmentleerungen, die bei mehr als 70 % der Betroffenen vorkommen
- Erhöhte Stuhlfrequenz: Häufige Stuhlentleerungen, die bis zu 30 Mal pro Tag auftreten können
- Gefühl der inkompletten Stuhlentleerung: Ein ständiges Gefühl, dass der Darm nach der Entleerung nicht vollständig entleert ist
- Darmkoliken: Krampfartige Schmerzen im Bauch, die oft durch die Darmbewegung verursacht werden
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Colitis ulcerosa:
- Blutige-schleimige Diarrhoe: Das häufigste Symptom, gekennzeichnet durch häufige Durchfälle mit Blut und Schleim
- Abdominelle Schmerzen: Schmerzen im Bauch, die oft krampfartig sind
- Tenesmen: Schmerzhafte Dranggefühle während der Darmentleerung
- Erhöhte Stuhlfrequenz: Sehr häufige Stuhlentleerungen, bis zu 30 Mal pro Tag*
- Gefühl der inkompletten Stuhlentleerung: Unvollständiges Entleerungsgefühl nach dem Stuhlgang
- Darmkoliken: Schmerzhafte Krämpfe im Darm
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Fieber: Erhöhte Körpertemperatur, die bei etwa 10 % der Patienten auftritt
- Wachstumsretardierung: Bei Kindern Gewichtsstillstand bzw. Gewichtsverlust, ggf. auch Pubertätsverzögerung (bei < 10 Jahre: 35 %; > 10 Jahre: 40 %)
- Dehydratation: Flüssigkeitsmangel, der durch häufigen Durchfall verursacht werden kann
- Allgemeine Entzündungszeichen: Allgemeine Anzeichen einer Entzündung wie Müdigkeit und Unwohlsein
- Leistungsknick: Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit (bei < 10 Jahre: 20 %; > 10 Jahre: 35 %)
- Anorexie (Appetitlosigkeit): Mangelnder Appetit (bei 15 % der Patienten)
*80 % der Colitis ulcerosa (CU)-Patienten leiden an der Bowel Urgency (BU, imperativer Stuhldrang)
Beachte:
- Bei 15-25 % der Patienten treten die ersten Symptome vor dem 20. Lebensjahr auf, vereinzelt beginnt die Erkrankung im Säuglingsalter.
- Extraintestinale Manifestationen (Krankheitszeichen außerhalb des Magen-Darm-Traktes) können der Manifestation einer Colitis ulcerosa vorausgehen!
Extraintestinale Manifestationen (15-20-30 % der Fälle [1]):
- Augen und Augenanhangsgebilde
- Episcleritis – Entzündung des Bindegewebes zwischen Lederhaut und Bindehaut des Auges
- Iridozyklitis – Entzündung der Iris (Regenbogenhaut) und des Ziliarkörpers
- Uveitis, anteriore (Entzündung der vorderen gefäßführenden Augenstrukturen) (4 %)
- Blut, blutbildende Organe – Immunsystem
- Anämie (Blutarmut) (30 %)
- Haut und Unterhaut
- Erythema nodosum (EN; Synonyme: Knotenrose, Dermatitis contusiformis, Erythema contusiforme; Plural: Erythemata nodosa) – granulomatöse Entzündung der Subkutis (Unterhautfettgewebe), die auch als Pannikulitis bezeichnet wird und die mit einer schmerzhaften Knötchenbildung (rote bis blaurote Farbe; später bräunlich) einhergeht. Die darüber liegende Haut ist gerötet. Lokalisation: beide Unterschenkelstreckseiten, am Knie und den Sprunggelenken; seltener an den Armen oder dem Gesäß (3 %)
- Psoriasisforme Erscheinungen (therapieinduziert) (1 %)
- Pyoderma gangraenosum (PG; Synonym: Dermatitis ulcerosa) – sterile, destruierende, neutrophilenreiche und schmerzhafte Entzündung der Haut, bei der es großflächig, in der Regel an einer Stelle, zu einer Ulzeration (Geschwürbildung) und zu einem Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Ischämie oder sonstiger Schädigung) kommt.
Beachte: Bei einer Pyoderma gangraenosum wird in bis zu 50 Prozent der Fälle eine Assoziation mit einer Systemerkrankung beobachtet (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), Paraproteinämien, myeloproliferative und rheumatologische Erkrankungen). (2 %)
- Herzkreislaufsystem
- Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute)
- Leber/Gallenwege/Bauchspeicheldrüse
- Cholangitis (Gallengangsentzündung): primär sklerosierende Cholangitis (PSC) (3 %) → Risikoerhöhung für Gallengangs- und kolorektale Karzinome
- Muskel-Skelett-System und Bindegewebe
- Arthralgie (Gelenkschmerzen)
- Arthritis* (Gelenkentzündung) (20 %)
- Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans; latinisiertes Griechisch: Spondylitis „Wirbelentzündung“ und ankylosans „versteifend“) – chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken (2 %)
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm
- Stomatitis aphtosa (Mundfäule) – Erkrankung der Mundschleimhaut und der Gingiva (Zahnfleisch), ausgelöst durch das Herpes-Virus (Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1)) (4 %)
*Die Gelenkbeteiligung kann gleichzeitig mit Colitis ulcerosa auftreten, ihr aber auch um Jahre vorausgehen oder folgen. Dabei wird unterschieden:
- Typ I: < 5 Gelenke betroffen; meist große Gelenke, Verlauf stark mit der Krankheitsaktivität assoziiert
- Typ II: > 5 Gelenke betroffen, meist symmetrische Beteiligung der Fingergelenke, eher chronisch und unabhängig von der Krankheitsaktivität
Risikoabschätzung für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder kolorektales Karzinom (KRK) (bei Patienten < 50 Jahre) [2}
Gemeinsamkeiten von CED und KRK) sind rektale Blutung, abdominelle Schmerzen (Abdominalschmerzen; Bauchschmerzen), Diarrhoe (Durchfall), Gewichtsverlust und Eisenmangelanämie.
Gemäß einer Studie gelten 10 Parameter signifikant mit CED bzw. KRK assoziiert:
- Rektale Blutung (positiver prädiktiver Wert (PPV): 1 %)
- Veränderte Stuhlgewohnheiten (PPV: 1 %)
- Diarrhoe (Durchfall)
- Erhöhte Entzündungsmarker
- Thrombozytose (krankhafte Vermehrung von Thrombozyten (Blutplättchen))
- Abdominelle Schmerzen
- Niedriges mittleres Zellvolumen (MCV)
- Niedriges Hämoglobin
- Erhöhte Leukozytenzahl
- Erhöhte Leberenzyme
Konstellationen
- Veränderte Stuhlgewohnheiten + niedriges Hämoglobin (PPV: 9,6 %)
- Diarrhoe + Thrombozytose (PPV: 6,9 %)
- Rektale Blutung + Thrombozytose (PPV: 5,3 %)
- Rektale Blutung + erhöhte Entzündungsparameter (PPV: 5,2 %)
Die Autoren empfehlen:
- Abwartende Haltung: < 1 %
- Calprotectin-Bestimmung: 1-3 %
- Koloskopie (Darmspiegelung): > 3 %
Literatur
- Fickert P: CED – extraintestinale Manifestationen. WMW skriptum 2011; 7:7-9.
- Stapley SA et al.: Clinical features of bowel disease in patients aged < 50 years in primary care. Brit J Gen Pract 2017, online 27. März. doi: 10.3399/bjgp17X690425