Burning-Mouth-Syndrom – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Burning-Mouth-Syndroms dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte Erkrankungen der Mundschleimhaut oder andere chronische Erkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom)?
  • Bestehen familiär gehäuft Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus?
  • Gibt es in Ihrer Familie psychische Erkrankungen, die häufig vorkommen (z. B. Depressionen, Angststörungen, bipolare Störung, Zwangserkrankungen)?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Gibt es in Ihrem Arbeitsumfeld chemische Belastungen oder Stressfaktoren?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen aufgrund Ihrer familiären Situation?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Welche Symptome, z. B. Zungenbrennen, sind Ihnen aufgefallen?
  • Seit wann bestehen diese Symptome? Sind sie durchgehend oder episodisch?
  • Haben Sie weitere Beschwerden, wie:
    • Juckreiz?
    • Kribbeln?
    • stechende Schmerzen auf der Zunge?
    • Mundtrockenheit (Xerostomie)?
    • Störungen des Geschmacksempfindens (z. B. metallischer Geschmack, Geschmacksverlust)?
    • Veränderungen des Zungenbelags (z. B. weißer Belag, glatte Zunge)?
  • Treten die Symptome vermehrt abends oder nach bestimmten Aktivitäten (z. B. Essen) auf?
  • Haben Sie Veränderungen in Ihrer Lebensqualität festgestellt, z. B. Einschränkungen beim Essen oder Sprechen?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie eine Ernährungsumstellung vorgenommen?
  • Hat sich Ihr Appetit verändert?
  • Konsumieren Sie regelmäßig Lebensmittel oder Getränke, die die Schleimhaut reizen könnten (z. B. sehr heiße Speisen, scharfe oder saure Lebensmittel)?
  • Tragen Sie Zahnprothesen?
    • Sitzen diese gut, oder haben Sie Schmerzen?
    • Haben Sie eine Unverträglichkeit gegenüber dem Prothesenmaterial festgestellt?
  • Sind Ihnen Zungenhabits aufgefallen, z. B.:
    • Gewohnheiten, bei denen die Zunge an die Frontzähne stößt?
    • Häufiges Beißen oder Reiben der Zunge?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)?
    • Leiden Sie an Hauterkrankungen (z. B. Pilzinfektionen wie Scheidenpilz, Fußpilz)?
    • Haben Sie Nahrungsmittelintoleranzen?
    • Leiden Sie an einer Refluxkrankheit (Rückfluss von Mageninhalt) (inkl. laryngopharyngealer Reflux)?
  • Zahnstatus:
    • Gibt es elektrogalvanische Spannungsdifferenzen durch Zahnfüllungen (z. B. Amalgam, Kunststoffe)?
    • Sind Ihre Zahnprothesen schlecht sitzend oder ungepflegt?
  • Haben Sie bekannte Allergien gegen Nahrungsmittel, Zahnpflegeprodukte oder Medikamente?
  • Befinden Sie sich in der Menopause (Beginn der Wechseljahre)?
  • Haben Sie eine Radiatio (Strahlentherapie) im Kopfbereich durchgemacht?

Medikamentenanamnese

Medikamente, die zu einer Xerostomie (Mundtrockenheit) führen können:

  • ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Imidapril, Lisinopril, Moexipril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril, Trandolapril, Zofenopril)
  • Alpha-2-Agonisten (Apraclonidin, Brimonidin, Clonidin)
  • Alpha-1-Rezeptorenblocker (Bunazosin, Doxazosin, Prazosin, Terazosin)
  • Anorektikum (Sibutramin)
  • Antiallergika (H1-Antihistaminika)
  • Anticholinergika (Ipratropiumbromid) [über periphere Rezeptorblockade]; Aclidinium, Biperiden, Darifenacin, Glycopyrronium, Metixen, Methantheliniumbromid, Oxybutynin, Phenoxybenzamin, Propiverin, Scopolamin, Solifenacin, Tiotropium, Tolterodin, Trihexyphenidyl, Trospiumchlorid, Umeclidinium
    • Methantheliniumbromid
    • Siehe ggf. auch unter "Anticholinerge Wirkung durch Medikamente".
  • Antidepressiva [über zentrale Rezeptorblockade]
    • Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA) – Mirtazapin
    • Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI) – Reboxetin, Viloxazin
    • Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) – Duloxetin, Venlafaxin
    • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) – Trazodon
    • Trizyklische Antidepressiva (TZA) – Amitriptylin, Butriptylin, Cianopramin, Clomipramin, Desipramin, Doxepin, Imipramin, Iprindol, Melitracen, Nortriptylin, Opipramol, Protriptylin, Trimipramin)
  • Antiemetika (Dimenhydrinat, Scopolamin)
  • Antiepileptika (Gabapentin)
  • Antihistaminika (Clemastin, Dimetinden, Ketotifen)
  • Antiparkinsonmittel
    • Anticholinergika (Belladonna-Gesamtextrakt, Benzatropin, Biperiden, Bornaprin, Metixen, Pridinol, Procyclidin, Scopolamin, Trihexyphenidyl)
    • Dopaminerge Substanzen (Amantadin, Apomorphin, Bromocriptin, Cabergolin, Alpha-Dihydroergocryptin, Levodopa, Lisurid, Memantin, Pergolid, Pramipexol, Ropinirol)
  • Antipsychotika (Neuroleptika)
    • Konventionelle (Klassische) Antipsychotika (Neuroleptika)
      • Phenothiazintyps (Levomepromazin, Triflupromazin)
  • Antisympathotonika (α-Methyldopa)
  • Anxiolytika (Azapirone, Hydroxyzin)
  • ß-3-Mimetikum (Mirabegron)
  • Betablocker (Metoprolol)
  • Bronchodilatatoren (β2-Mimetika) – Salbutamol, Terbutalin)
  • Carboanhydrasehemmer, lokale (Brinzolamid, Dorzolamid)
  • Diuretika
    • Schleifendiuretika (Azosemid, Bumetanid, Etacrynsäure, Etozolin, Furosemid, Piretanid, Torasemid)
    • Thiaziddiuretika (Benzthiazid, Chlorothiazid, Hydrochlorothiazid (HCT), Hydroflumethiazid, Methyclothiazid, Polythiazid, Trichlormethiazid)
  • Dopaminagonisten (Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid)
  • Dopaminantagonisten (Butyrophenone: Haloperidol)
  • Drogen (Amphetamine, Tetrahydrocannabinol)
  • Hypnotika
  • Magnesiumsulfat
  • Narkotika, zentral wirkende Analgetika
  • Opioidantagonisten (Nalmefen, Naltrexon)
  • Parasympatholytika (Atropin)
  • Perchlorate (Perchlorat)
  • Psychotrope Substanzen wie Modafinil
  • Sedativa
  • Spasmolytika (Butylscopolamin)
  • Sympathomimetika
    • indirekte Sympathomimetika (Amphetamine)
  • Zytostatika

Medikamente, die zu einem Mundbrennen führen können:

  • Mundspülungen
  • Reserpin

Medikamente, die zu einer Mykose der Mundhöhle führen können:

  • Antibiotika
  • Cortisonhaltige Asthmasprays

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.