Blinddarmentzündung (Appendicitis) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Appendicitis (Blinddarmentzündung) wird in vielen Fällen durch eine Obstruktion (Verschluss) des Lumens des Appendix vermiformis (Wurmfortsatz des Blinddarms) ausgelöst. Ursachen können Kotsteine (Fäkulit), Lymphgewebe, Fremdkörper oder Schleimansammlungen sein. In anderen Fällen führt eine Ulzeration (Geschwürbildung) der Schleimhaut des Appendix zur Entzündung. Beide Mechanismen steigern den Druck im Lumen und fördern eine entzündliche Reaktion, die sich auf die gesamte Darmwand ausbreiten kann.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
- Obstruktion des Lumens: Ein Verschluss des Appendix durch Fäkulit oder Gewebe verursacht eine Druckerhöhung und erschwert die Blutzufuhr, was zu einer Stauung und Ischämie (Minderdurchblutung) führt.
- Schleimhautulzeration: Ulzerationen begünstigen die Invasion von Bakterien, die tiefer in die Wandschichten eindringen können und die Entzündungsreaktion verstärken.
Sekundäre pathophysiologische Mechanismen
- Druck- und Mikrozirkulationsstörungen: Durch die Druckerhöhung im Appendix werden die Durchblutung und der Lymphfluss beeinträchtigt, was die Entzündung weiter fördert und das Risiko für eine Nekrose (Gewebeuntergang) erhöht.
- Bakterielle Invasion und Entzündungsfortschritt: Die Störung der Barriere ermöglicht Bakterien das Eindringen in die Darmwand, was zu einer akuten Entzündungsreaktion führt. Die Entzündung kann die gesamte Wand betreffen und bei Fortschreiten des Prozesses eine Perforation (Durchbruch) verursachen.
- Perforation und Komplikationen: Bei fortgeschrittener Entzündung kann der Appendix perforieren, was zu einer Freisetzung von Bakterien in die Bauchhöhle und einer Peritonitis (Bauchfellentzündung) führen kann. Dies begünstigt zudem die Bildung von Abszessen und Verklebungen.
Klinisches Bild
Patienten mit Appendicitis berichten zunächst oft über unspezifische Bauchschmerzen, die im Bereich des Nabels beginnen und sich später typischerweise in den rechten Unterbauch verlagern. Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen und Inappetenz (Appetitlosigkeit). Der Druckschmerz im rechten Unterbauch, insbesondere im McBurney-Punkt, sowie die Abwehrspannung und mögliche Fieber gehören zu den klassischen Zeichen einer Appendicitis. Bei Perforation verschlechtert sich der Zustand erheblich, und es können diffuse Bauchschmerzen sowie eine Peritonitis auftreten.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Die Appendicitis ist eine häufige Entzündungserkrankung, die in der Regel durch eine Lumenobstruktion oder Schleimhautulzeration verursacht wird. Die Drucksteigerung und die bakterielle Invasion führen zu einer entzündlichen Reaktion, die unbehandelt zu einer Perforation und lebensbedrohlichen Komplikationen wie Peritonitis und Abszessbildung führen kann. Das typische klinische Bild und die Schwere möglicher Komplikationen machen eine schnelle Diagnose und chirurgische Behandlung essenziell.
Ätiologie (Ursachen)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Infektion mit Yersinien (Bakterienart)
- Lymphknotenvergrößerung durch virale oder bakterielle Entzündungen, wie beispielsweise bei Masern
- Wurmerkrankungen
- Tumoren der Appendix
Medikamente
- Impfstoffe: 14 Fallberichte zu Comirnaty®, 2 zu Spikevax®, 3 zu Vaxzevria®
Umweltbelastung – Intoxikationen
- Barium – Kontrastmittel, welches für Röntgenaufnahmen des Magen-Darm-Traktes verwendet wird
Weiteres
- Koloskopie (Darmspiegelung): Appendicitisinzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) lag in Woche 1 4,5-mal so hoch wie in den folgenden 51 Wochen und in den Wochen 2-4 war das Risiko nicht höher als in den Wochen 5-52 [1]
Literatur
- Basson MD et al.: Association of Colonoscopy With Risk of Appendicitis. JAMA Surg. Published online October 4, 2017. doi:10.1001/jamasurg.2017.3790