Blinddarmentzündung (Appendicitis) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane)
    • Hinweise für eine Appendicitis:
      • "Schießscheibenfigur" (Durchmesser > 6 mm) mit echoreicher Netzkappe
      • Durchmesser (zwischen Längsmuskulatur und Serosa) > 6 mm + echogene Umgebungsreaktion
        In einer Studie hatten Kinder, bei denen der äußere Durchmesser der Appendix ≥ 7 mm betrug, im Vergleich zu Kindern mit geringerem Durchmesser ein mehr als 9-fach höheres Risiko (Odds Ratio [OR]: 9,4]), eine akute Appendizitis zu haben [3]. 
    • Hinweise für eine Perforation:
      • Aufhebung der Wanddifferenzierung, insb. Fehlen der echoreichen Submukosa (= doppelschichtig)
      • entzündliches Konglomerat
      • Abszessbildung (Bildung einer umkapselten Eiterhöhle)
      • echogene freie Flüssigkeit
      • paralytischer Ileus (Darmverschluss aufgrund einer Darmlähmung)
    Hinweis: Eine farbkodierte Dopplersonographie (FKDS) kann helfen, eine Hyperämie der Appendixwand darzustellen.
    Beachte: In einer Metaanalyse erreichte die Abdomensonographie bei Appendicitis-Verdacht eine Sensitivität von nur 69 % (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) und eine Spezifität von 81 % (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) [2].

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) – bei Verdacht auf Perforation der Appendix; dabei fallen vor allem folgende Zeichen auf:
    • Appendix verdickt
    • umgebendes Fettgewebe entzündlich verändert
    • Appendikolith (Kotsteine) im Wurmfortsatz des Blinddarms (in bis zu 40 % der Fälle sichtbar)
  • Magnetresonanztomographie des Abdomens (Abdomen-MRT) – vor allem bei unzureichender Aussage der Sonographie (Ultraschalluntersuchung) bei jungen Menschen oder Schwangeren indiziert; gute Darstellung von Komplikationen

Pediatric Appendicitis Score (PAS)

Merkmal
Punktzahl
 Appetitlosigkeit  1
 Übelkeit oder Erbrechen  1
 Schmerzwanderung in den rechten unteren Quadranten  1
 Fieber ≥ 38 °C  1
 Maximale Abwehrspannung im rechten unteren Quadranten  2
 Schmerzen im rechten unteren Quadranten beim Hüpfen, Husten oder Perkutieren (abklopfend untersuchen)
 2
 Leukozytose ≥ 10.000/mm3  1
 Neutrophile ≥ 75 %
 1

Bewertung des Risikos einer Appendicitis:

  • Punktwert 0-3 = niedriges Risiko
  • Punktwert 4-6 = mittleres Risiko
  • Punktwert 7-10 = hohes Risiko

Nachfolgend werden die Sonographieergebnisse (negativer, positiver, zweifelhafter Appendicitisbefund) in Bezug auf deren Vorhersage einer Appendicitis (in %) in Kombination mit den PAS-Werten dargestellt [1].

PAS-Werte/Risiko 
Negative Sonographie
 Positive Sonographie Zweifelhafte Sonographie
Niedriges Risiko
 100 %
 73 %
 9 %
Mittleres Risiko
 94 %
 90 %
 13 %
Hohes Risiko  81 %
 97 %
 47 %

Fazit:

  • Kinder mit hohem Risiko gemäß PAS-Wert und negativer Sonographie müssen sorgfältig überwacht werden
  • Kinder mit mittlerem bzw. hohem Risiko und positiver Sonographie sind Kandidaten für eine Appendektomie
  • Kinder mit einem mittleren Risiko gemäß PAS-Wert und negativer bzw. zweifelhafter Sonographie bedürfen der Beobachtung

Literatur

  1. Bachur RG et al.: Integration of Ultrasound Findings and a Clinical Score in the Diagnostic Evaluation of Pediatric Appendicitis. J Pediatr 2015, online 21. Februar; doi: 10.1016/j.jpeds.2015.01.034
  2. Giljaca V et al.: Diagnostic Accuracy of Abdominal Ultrasound for Diagnosis of Acute Appendicitis: Systematic Review and Meta-analysis. World J Surg 2017 Mar;41(3):693-700. doi: 10.1007/s00268-016-3792-7.
  3. Zouari M et al.: Appendiceal outer diameter as an indicator of acute appendicitis in young children. Am J Emerg Med 2018, online 3. Februar. doi: https://doi.org/10.1016/j.ajem.2018.01.102