Blähungen (Meteorismus) – Differentialdiagnosen
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Fructoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit)
- Lactoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
- Porphyrie bzw. akute intermittierende Porphyrie (AIP); genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; Patienten mit dieser Krankheit weisen eine Reduktion der Aktivität des Enzyms Porphobilinogen-Desaminase (PBG-D) von 50 Prozent auf, die für die Porphyrinsynthese ausreicht. Auslöser einer Porphyrieattacke, die einige Tage, aber auch Monate dauern kann, sind Infektionen, Medikamente oder Alkohol. Das klinische Bild dieser Anfälle präsentiert sich als akutes Abdomen oder als neurologische Ausfälle, die einen letalen Verlauf nehmen können. Die Leitsymptome der akuten Porphyrie sind intermittierende neurologische und psychiatrische Störungen. Im Vordergrund steht häufig eine autonome Neuropathie, die abdominelle Koliken (akutes Abdomen), Nausea (Übelkeit), Erbrechen oder Obstipation (Verstopfung) verursacht sowie eine Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) und ein labiler Hypertonus (Bluthochdruck).
- Sorbitintoleranz – Unverträglichkeit des Zuckeraustauschstoffes Sorbit
- Weizenallergie – Zeitraum bis zum Beginn von Symptomen: Stunden bis Tage; Bestimmung von Weizen-IgE; Hauttest
- Weizensensitivität (Synonym: Non-Celiac-Gluten Sensitivity, NCGS) – Zeitraum bis zum Beginn von Symptomen: variable, Stunden bis Tage; Beschwerden können intestinal ("den Darm betreffend") und extraintestinal ("außerhalb des Darms ") sein; Gliadin-Antikörper: negativ; IgE-Antikörper positiv; Hauttest: nein. Ursache der Weizensensitivität sind Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs), die in Weizen, Gerste und Roggen vorkommen; eine glutenfreie Ernährung führt zugleich zu einer Vermeidung von ATIs und damit in ca. 90 % der Fälle zu einem Verschwinden der Symptome.
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Rechtsherzinsuffizienz – Einschränkung der Pumpfunktion des rechten Herzens
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Typhus
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Aszites (Bauchwassersucht)
- Gallenkolik bei Cholezystolithiasis (Gallensteinen)
- Gallensäureverlustsyndrom (Erkrankung, bei der es zu einem funktionell relevanten Mangel an Gallensäuren kommt; Leitsymptome: chologene Diarrhoe (gallensäurebedingter Durchfall), Steatorrhoe (Fettstuhl); Folgeerkrankungen; Maldigestion (unzureichenden Aufspaltung der Nahrungsbestandteile), ggf. auch Cholesteringallen- und Oxalat-Nierensteine)
- Leberzirrhose – irreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt
- Pankreasinsuffizienz – eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Appendicitis (Blinddarmentzündung)
- Bakterielle Fehlbesiedlung (Small Intestinal Bacterial Overgrowth, SIBO) [Dysbiose]
- Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms (Dysbiose)
- Chronische Obstipation (Verstopfung)
- Darmstenose – Verengung des Darms
- Erkrankungen des Dickdarms wie Colitis (Darmentzündung)
- Funktionelle Dyspepsie (Reizmagen)
- Gastroparese – Motilitätsstörung (Bewegungsstörung) des Magens mit initial schlaffer Lähmung, im späteren Verlauf hypotonem Muskeltonus; Magenkrankheit, bei der die Nahrung langsamer als normal verdaut wird.
- Ileus (Darmverschluss)
- Magenausgangsstenose (MAS; Verengung des Muskels am Magenausgang) – häufiger durch ein Antrumkarzinom (Tumor, welcher sich im Magenausgangsbereich befindet) verursacht als durch eine Ulkuskrankheit (Magengeschwür)
- Peritonitis (Bauchfellentzündung)
- Reizdarmsyndrom (RDS)
- Zöliakie (Glutenallergie; gluteninduzierte Enteropathie)
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Kolonkarzinom (Darmkrebs)
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Aerophagie – Verschlucken von Luft
- Psychische Belastungen
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Akutes Abdomen – Notfall mit starken Bauchschmerzen und Abwehrspannung der Bauchdecke
- Sodbrennen (Pyrosis)
- Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Nierenkolik bei Nephrolithiasis (Nierensteinen) oder anderen Nierenerkrankungen
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Adhäsionen (Verwachsungen) nach Operationen
Medikamente
- Analgetika
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), nichtsteroidale/NSAID (non steroidal anti-inflammatory drugs – Acetylsalicylsäure (ASS), Acemeatcin, Diclofenac, Etoricoxib, Indometacin, Ibuprofen, Ketoprofen, Meloxicam, Naproxen, Phenylbutazon, Piroxicam
- Anionenaustauscherharze (Colestipol, Colestyramin)
- Antiadiposita (Orlistat)
- Antibiotika
- Rifaximin
- Antidiabetika
- Alpha-Glucosidase-Hemmer (Acarbose, Miglitol)
- Biguanide (Metformin)
- Calcium (bei Überdosierung)
- HMG-CoA-Reduktasehemmer (3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-CoenzymA-Reduktase-Hemmer; Statine) – Atorvastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Pravastatin, Simvastatin
- Laxantien
- Osmotisch-wirksame Laxantien – Lactulose, Polyethylenglykole (PEG, Macrogol)
- Phytotherapeutika – Brennnesselwurzel (Urtica dioica)
- Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Häufigkeit: häufig)
- Siehe auch unter "Gastrointestinale Beschwerden durch Medikamente"
Weiteres
- Ernährung
- Falsche Ess- und Trinkgewohnheiten: Hastiges Essen und der Konsum kohlensäurehaltiger Getränke fördern die Gasbildung.
- Blähende Lebensmittel: Gemüse und Hülsenfrüchte mit Zuckermolekülen wie Rhamnose und Stachyose (z. B. Hühnereier, Kohl, Knäckebrot, Sauerkraut, Staudensellerie, Wassermelonen, Zwiebeln) werden im Dünndarm nicht verwertet und im Kolon fermentiert.
- Topinambur: Enthält Inulin, das die Gasproduktion steigert.
- Fettige Speisen: Verlangsamen die Magenentleerung und fördern die Gasbildung.
- Zuckeraustauschstoffe: Sorbit, Mannit oder Xylit (z. B. in "zuckerfreien" Produkten) können durch Fermentation Blähungen auslösen.
- Zu heiße oder kalte Getränke: Extreme Temperaturen irritieren die Verdauung und fördern Meteorismus.
- Unverträglichkeiten
- Lactoseintoleranz: Milchprodukte können bei Unverträglichkeit Blähungen verursachen.
- Fructoseintoleranz: Fruchtzuckerhaltige Lebensmittel wie Obst oder Fruchtsäfte können bei Betroffenen Gasbildung fördern.
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe)
- Ein Mangel an essenziellen Mikronährstoffen kann die Darmfunktion negativ beeinflussen – siehe Prävention mit Mikronährstoffen.
- Aerophagie
- Häufiges Luftschlucken, z. B. durch hastiges Essen oder Kaugummikauen, verstärkt die Gasansammlung im Darm.
- Kaugummikauen
- Durch intensives Kauen wird vermehrt Luft geschluckt, was Meteorismus verstärkt.
- Unregelmäßige Essenszeiten
- Seltene oder unregelmäßige Mahlzeiten beeinträchtigen die Darmtätigkeit und fördern Blähungen.