Bauchtrauma (Abdominaltrauma) – Operative Therapie

Ein stumpfes Bauchtrauma mit intraabdomineller Blutung (Blutung im Bauchraum) und/oder Organverletzung stellt immer eine Indikation für einen chirurgischen Eingriff dar. Bei einer starken Blutung muss umgehend operiert werden, während bei einer leichten Blutung zunächst abgewartet werden kann – sofern Blutdruck und Puls stabil sind –, ob die Blutung spontan zum Stillstand kommt.

Bei perforierenden Bauchverletzungen sollte immer eine Laparotomie (Eröffnung der Bauchhöhle) erfolgen, um auch kleinere Verletzungen zu erkennen.

Wenn die Blutungen rechtzeitig gestillt werden können und der Blutverlust mit seinen Folgen aufgefangen wurde, heilen die Verletzungen in der Regel folgenlos aus.

Bei Kindern deuten folgende Faktoren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf intraabdominelle Verletzungen (Verletzungen in der Bauchhöhle) hin [1, 2, 3]:

  1. abdomineller Druckschmerz
  2. Femurfraktur (Oberschenkelknochen) 
  3. niedriger systolischer Blutdruck
  4. initialer (anfänglicher) Hämatokrit < 30 %
  5. Hämaturie (Blut im Urin) [> 5 Erythrozyten/Gesichtsfeld]
  6. Erhöhung der Leberparameter
    • Alanin-Aminotransferase [> 125 U/l]
    • Aspartat-Aminotransferase (AST) [> 200 U/l]

Im Rahmen von stumpfen Bauchtraumen bei Kindern mit isolierten parenchymatösen Organläsionen kann in der Mehrheit der Fälle konservativ therapiert werden ("non-operative management"), vorausgesetzt das Kind hat einen stabilen Kreislauf ("hämodynamische Stabilität"). Die Kreislaufstabilität kann durch eine Infusionstherapie, durch die Gabe von Katecholaminen (z. B. Noradrenalin) sowie eine Transfusion von Erythrozytenkonzentrationen gefördert bzw. aufrecht erhalten werden. Wenn der Erythrozytenbedarf innerhalb der ersten zwei Stunden nach dem Unfall > 25 ml/kg Körpergewicht beträgt oder > 40 ml/kg Körpergewicht innerhalb der ersten 24 Stunden, ist der Patient nicht mehr als kreislaufstabil anzusehen [4]. Dann wird in der Regel ein chirurgischer Eingriff erforderlich, der schnellstmöglich erfolgen muss.

Literatur

  1. Holmes JF, Mao A, Awasthi S et al.: Validation of a prediction rule for the identification of children with intra-abdominal injuries after blunt torso trauma. Ann Emerg Med. 2009 Oct;54(4):528-33. doi: 10.1016/j.annemergmed.2009.01.019.
  2. Holmes JF, Sokolove PE, Brant WE et al.: Identification of children with intra-abdominal injuries after blunt trauma. Ann Emerg Med 2002 May;39(5):500-9.
  3. Hynick NH, Brennan M, Schmit P et al.: Identification of blunt abdominal injuries in children. J Trauma Acute Care Surg. 2014 Jan;76(1):95-100. doi: 10.1097/TA.0b013e3182ab0dfa.
  4. Weinberg AM, Tscherne H: Unfallchirurgie im Kindesalter. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokio 2006