Bauchtrauma (Abdominaltrauma) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Abdominaltraumas (Bauchtrauma) dar.
Um die Art und das Ausmaß eines Abdominaltraumas abschätzen zu können, ist es enorm wichtig, den Unfallhergang zu rekonstruieren.
Falls der Betroffene nicht ansprechbar ist, sollten Unfallzeugen oder Rettungskräfte befragt werden. Eine schnelle und zielgerichtete Anamnese hilft, potenziell lebensbedrohliche Verletzungen frühzeitig zu erkennen und eine angemessene Therapie einzuleiten.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die Ihre aktuelle Situation beeinflussen könnten (z. B. Gerinnungsstörungen, Gefäßerkrankungen)?
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Besteht ein erhöhtes Risiko für Unfälle oder schwere körperliche Belastungen?
- Haben Sie im Vorfeld des Traumas Alkohol oder Drogen konsumiert?
- Bestehen psychosoziale Belastungen oder Hinweise auf Gewalteinwirkung (z. B. häusliche Gewalt, Misshandlung)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Unfallmechanismus und Hergang:
- Wie sind die Verletzungen zustande gekommen?
- Wurde das Trauma beobachtet oder selbst geschildert?
- Wann genau hat sich der Unfall ereignet?
- Gibt es Hinweise auf Bewusstlosigkeit oder Gedächtnislücken?
- Sind weitere Körperregionen betroffen?
- Stumpfes Trauma:
- Verkehrsunfall?
- Sportunfall?
- Sturz? Aus welcher Höhe?
- Einklemmung?
- Überrolltrauma?
- Verschüttung?
- Körperliche Auseinandersetzung (Schläge, Tritte)?
- Explosion oder Druckwelle?
- Offenes Trauma:
- Schussverletzung?
- Stichverletzung?
- Pfählungsverletzung?
- Arbeitsunfall mit scharfen oder spitzen Gegenständen?
- Fremdkörper im Bauchraum sichtbar?
- Welche Symptome bestehen:
- Bauchschmerzen? Wenn ja, wo genau (Lokalisation)?
- Haben sich die Schmerzen verändert oder verstärkt?
- Strahlen die Schmerzen aus (z. B. in die Schulter, den Rücken)?
- Ist Ihnen schwindelig oder übel?
- Bestehen Zeichen eines Kreislaufschocks (z. B. Blässe, kalter Schweiß, Herzrasen)?
- Liegt eine eingeschränkte Atemfunktion vor (z. B. Zwerchfellhochstand durch Blutungen im Bauchraum)?
- Ist eine veränderte Darmtätigkeit bemerkbar (z. B. keine Stuhl- oder Windabgänge, Aufblähung)?
- Haben Sie Blut im Urin bemerkt?
- Liegt eine Rektalblutung (Blutstuhl) vor?
- Bestehen Übelkeit oder Erbrechen (ggf. mit Blut)?
- Gibt es Hinweise auf eine Beckenfraktur (z. B. Schmerzen in der Leiste, Instabilität beim Gehen)?
- Ist der Bauch verhärtet oder aufgetrieben?
- Bestehen Sensibilitätsstörungen oder neurologische Auffälligkeiten?
- Sind begleitende Rippenfrakturen oder Wirbelsäulenverletzungen bekannt?
- Schmerzanamnese:
- Seit wann bestehen die Schmerzen?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich
- Sind die Schmerzen konstant oder wellenförmig?
- Gibt es eine Abhängigkeit der Schmerzen von der Körperhaltung oder Atmung?
- Treten die Schmerzen in Ruhe oder unter Bewegung auf?
- Verstärken sich die Schmerzen bei Berührung oder Druck?
- Seit wann bestehen die Schmerzen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie vor dem Unfall normal gegessen oder getrunken?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Gerinnungsstörungen, Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen)?
- Haben Sie bereits frühere Traumata oder Operationen im Bauchraum gehabt?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein (z. B. blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS), Marcumar oder NOAK)?
- Bestehen Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten oder Kontrastmitteln?
- Haben Sie Impfungen gegen Tetanus erhalten?
Beachte: Bei einem Bauchtrauma ist unabhängig von der Symptomatik ein sofortiger Arztbesuch erforderlich.
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.