Analbeschwerden (Anorektale Schmerzen) – Körperliche Untersuchung

Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:

  • Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
    • Inspektion (Betrachtung)
      • Haut, Schleimhäute und Skleren (weiße Teil des Auges)
      • Abdomen (Bauch)
        • Form des Abdomens?
        • Hautfarbe? Hautbeschaffenheit?
        • Effloreszenzen (Hautveränderungen)?
        • Pulsationen? Darmbewegungen?
        • Sichtbare Gefäße?
        • Narben? Hernien (Brüche)?
      • Analregion/Analkanal [Rötung?, Schwellung, Knoten?, Läppchen?, prolabiertes Gewebe?, prallelastischer Knoten perianal (meist stecknadelkopf- bis pflaumengroß), bläulich-rot; am Analrand oder im Analkanal?, Blut?, Ulkus im Anoderm (Geschwür im Bereich der Analschleimhaut)?]
    • Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch) (Druckschmerz?, Klopfschmerz?, Hustenschmerz?, Abwehrspannung?, Bruchpforten?, Nierenlagerklopfschmerz?)
    • Digital rektale Untersuchung (DRU): Untersuchung des Rektums (Mastdarm) in Bezug auf die Sphinkterfunktion (Schließmuskelfunktion):
      • in Ruhe und unter Kneifen den M. sphincter ani internus
      • bei aktiver Anspannung die Puborektalschlinge, den M. sphincter ani externus sowie den Beckenboden und die Analkanallänge
      Palpieren des Analrands/Afterbereichs (Befunddokumentation nach Uhrzeitposition) 
      Des Weiteren die Untersuchung der angrenzenden Organe mit dem Finger per Palpation [anorektale Erkrankungen wie Tumoren, Anal- oder Rektumprolaps (Vorfall des Mastdarms) oder Rektozelen/Aussackung der Mastdarmvorderwand in die Scheide]
  • Krebsvorsorge

Untersuchungsbefunde und ihre Differentialdiagnosen

Befund Differentialdiagnose
Rötung
  • Analekzem (Perianalekzem) wg. gestörter (Fein)kontinenz (verschmierte Unterwäsche)
  • Perianalabszess (perianaler Abszess)
Schwellung
  • Analvenenthrombose (AVT; Verschluss einer Vene im Bereich des Anus)
  • Perianalabszess (eitrige Infektion, welche von den Schleimhautdrüsen des Enddarms ausgeht)
Knoten, Läppchen
  • Marisken (Hautfältchen, die im Bereich des Anus auftreten können)
  • Höhergradige Hämorrhoiden
  • Analvenenthrombose
Prolabierte Gewebe
  • Höhergradige Hämorrhoiden
  • Hypertrophierte Analpapillen
  • Rektumprolaps (Vorfall des Mastdarms)
Schwacher Sphinktertonus
  • Inkontinenz
  • Rektumprolaps
Verkrampfte Schließmuskulatur bzw. schmerzhafte Palpation
  • Analfissur (schmerzhafter Einriss der Haut/Schleimhaut im Bereich des Afters)
Blut
  • Hämorrhoiden
  • Analfissur
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED)
  • Tumoren
Schmerzen
  • Analvenenthrombose
  • Analabszess
  • Analfissur
  • Tumoren im anorektalen Bereich

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Analekzems. (AWMF-Registernummer: 013 - 007), September 2019 Langfassung