Analbeschwerden (Anorektale Schmerzen) – Einleitung

Anorektale Schmerzen – umgangssprachlich Afterbeschwerden genannt – bezeichnen Schmerzen bzw. Beschwerden im Bereich des Anus und/oder des Rektums (Mastdarm). Diese Beschwerden können äußerst unangenehm und belastend sein und betreffen eine Vielzahl von Menschen.

Synonyme und ICD-10: anale Beschwerden; Analbeschwerden; anales Schmerzsyndrom; Analschmerzen; anorektales Schmerzsyndrom; Anusreizung; Anusschmerzen; perineale Schmerzen; Proctalgia; Proktalgie; Proktodynie; rektale Beschwerden; rektale Schmerzen; Rektalschmerzen; Rektumschmerzen; ICD-10-GM K62.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des Anus und des Rektums; ICD-10-GM R10.2: Schmerzen im Becken und am Damm

Formen der anorektalen Schmerzen

Anorektale Schmerzen können verschiedene Formen und Ursachen haben, darunter:

  • Akute anorektale Schmerzen
    • Analfissuren (Analriss): Kleine Risse in der Analschleimhaut, die scharfe Schmerzen beim Stuhlgang verursachen.
    • Thrombose externer Hämorrhoiden (Blutgerinnsel): Schmerzhafte Schwellungen am Anus.
  • Chronische anorektale Schmerzen
    • Analfisteln und Abszesse: Infektionen und Eiteransammlungen im Bereich des Anus.
    • Rektale Prolaps (Vorfall): Das Hervortreten von Rektumgewebe durch den Anus.
  • Funktionelle anorektale Schmerzen – Klassifikation siehe unter [1].
    • Proktalgia fugax: Plötzliche, kurz andauernde, krampfartige Schmerzen im Anus oder Rektum.
    • Levator-Ani-Syndrom: Chronische Schmerzen, verursacht durch einen Krampf des Levator-Ani-Muskels.

Differentialdiagnosen

Anorektale Beschwerden können Symptom vieler Erkrankungen sein, darunter:

  • Hämorrhoiden: Erweiterte Blutgefäße im Anusbereich.
  • Analfissuren: Kleine Risse in der Analschleimhaut.
  • Analfisteln und Abszesse: Infektionen und Eiteransammlungen im Bereich des Anus.
  • Rektale Prolaps: Hervortreten von Rektumgewebe durch den Anus.
  • Funktionelle Erkrankungen: Proktalgia fugax, Levator-Ani-Syndrom.
  • Infektionen: Sexuell übertragbare Krankheiten (z. B. Herpes, Gonorrhoe/Tripper).

Anorektale Beschwerden können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen"). Ursache der Schmerzen liegt in aller Regel im Bereich des Analkanals und der perianalen Region ("Region rund um den Anus herum").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen, wobei bestimmte Ursachen wie Hämorrhoiden oder Analfissuren bei Frauen und Männern unterschiedlich häufig auftreten können.

Altersverteilung: Anorektale Schmerzen können in jedem Alter auftreten, sind jedoch bei Erwachsenen häufiger.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Anorektale Schmerzen sind häufig und betreffen schätzungsweise etwa 7 % der Bevölkerung.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Schmerzen: Diese beginnen plötzlich und können sehr intensiv sein. Ursachen wie Analfissuren oder thrombosierte Hämorrhoiden können scharfe Schmerzen verursachen.
  • Chronische Schmerzen: Diese entwickeln sich über einen längeren Zeitraum und können zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Zu den häufigen Ursachen gehören Analfisteln und chronische Abszesse.

Prognose

  • Akute Beschwerden: Mit geeigneter Therapie, wie medikamentöser Behandlung oder kleineren chirurgischen Eingriffen, ist die Prognose in der Regel gut. Eine frühzeitige und adäquate Behandlung führt meist zu einer raschen Besserung.
  • Chronische Beschwerden: Die Prognose hängt stark von der Ursache ab. Chronische Zustände können eine längere Behandlung erfordern, aber auch hier sind die Aussichten bei entsprechender Therapie meistens positiv.
  • Funktionelle Beschwerden: Diese sind oft schwer zu behandeln und können lange bestehen bleiben. Eine multidisziplinäre Herangehensweise, die physikalische Therapie, psychologische Unterstützung und medikamentöse Behandlung umfasst, kann die Prognose verbessern.

Besondere Hinweise

  • Eine frühzeitige und ausreichende Schmerztherapie ist entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
  • Der Verlauf anorektaler Schmerzen ist abhängig von der Ursache der Beschwerden. Eine typische Folgeerkrankung anorektaler Beschwerden ist eine Obstipation (Verstopfung) aufgrund eines reflektorischen Sphinkterspasmus (Krampf des Schließmuskels). Die Obstipation selbst führt zu einer Verstärkung der Beschwerden und somit entsteht ein circulus vitiosus ("Teufelskreis").
  • Viele Betroffene zögern aus Schamgefühl, einen Arzt aufzusuchen, was die Diagnose und Behandlung verzögert.

Literatur

  1. Drossman DA, Hasler WL: Rome IV – Functional GI Disorders: Disorders of Gut-Brain InteractionGastroenterology. 2016;150(6):1257-1261. doi: 10.1053/j.gastro.2016.03.035