Akutes Abdomen – Symptome – Beschwerden

Folgende Beschwerden beschreiben den Symptomenkomplex "akutes Abdomen":

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein akutes Abdomen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen): Plötzlich einsetzende oder innerhalb von 24 Stunden zunehmend starke Bauchschmerzen (80-90 % der Fälle)
  • Abwehrspannung: Bei einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) verhärtet sich die Bauchdecke (häufig bei schwerwiegenden Ursachen).
  • Störung der Darmperistaltik: Oft begleitend von einem paralytischen Ileus (Darmverschluss), fehlenden Darmgeräuschen, evtl. Meteorismus (Blähungen); Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen) sind häufig

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines akuten Abdomens:

  • Kreislaufstörungen: Können bis hin zu einer Schocksymptomatik führen (niedriger Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Stark reduzierter Allgemeinzustand: Schwäche, Erschöpfung
  • Harnbeschwerden: Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Schmerzen
  • Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen im Blut): Zeigt eine Entzündungsreaktion an

Die Abdominalschmerzen werden durch folgende Schmerzarten/-typen beschrieben:

Schmerzarten

Viszeraler Schmerz Schmerzen, die die inneren Organe betreffen, werden als viszerale Schmerzen oder Eingeweideschmerzen bezeichnet. Diese zeichnen sich durch einen plötzlichen, krampfhaften, kurzfristig gut lokalisierbaren Schmerz aus, welcher dann diffus wird und als brennend und dumpf bezeichnet wird.
Durch Krümmen versucht der Patient sich Erleichterung zu verschaffen und verhält sich dementsprechend sehr unruhig.

Dieser Schmerz ist bei Entzündungen der Hohlorgane oder einer Ulkusperforation (Durchbruch eines Geschwürs; Ulcus ventriculi oder Ulcus duodeni: 7 %) zu finden. Des Weiteren bei Reizung des Peritoneum viscerale (inneres Blatt des Bauchfells, dass über die Mesenterien mit dem Peritoneum parietale in Verbindung steht) oder einer Obstruktion (Kolik).
Somatischer Schmerz Dieser Schmerz ist stechend und scharf und verschlimmert sich bei Bewegung stark. Der Patient liegt dabei verhältnismäßig ruhig. Anfänglich ist der Schmerz noch gut lokalisierbar, wird aber mit zunehmender Ausbreitung der Reizung bzw. Peritonitis (Entzündung des Peritoneum parietale) zunehmend diffus (also schwer lokalisierbar). 

Typische Auslöser des somatischen Schmerzes sind: 
Appendicitis (54 % der Fälle; Blinddarmentzündung), Cholezystitis (14 %; Gallenblasenentzündung), Pankreatitis (5 %; Bauchspeicheldrüsenentzündung) etc.
Schmerztypen


Kolikschmerz Dieser Schmerz ist dem viszeralen Schmerz untergeordnet.
Der Kolikschmerz ist durch einen an- und abschwellenden, intermittierenden, spastischen Schmerzverlauf gekennzeichnet. Auch hier krümmt sich der Patient vor Schmerzen.

Dieser Schmerz findet sich beim
 Ileus (Darmverschluss), sowie bei Cholelithiasis (Gallensteine), Nephrolithiasis (Nierensteine) und Uretersteinen (Harnleitersteine). 
Entzündungsschmerz Hier liegt ein dauerhafter Schmerz vor, dessen Intensität allmählich und kontinuierlich zunimmt.
Plötzlich einschießender Schmerz Drei vital bedrohlichen Krankheitsbilder stellen die Differentialdiagnose dar (s. u. Warnzeichen (red flags)): 
Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas (s. u. abdominales Aortenaneurysma), Hohlorganperforation und die mesenteriale Ischämie (s. u. Mesenterialinfarkt)

Wegen prozentualer Häufigkeit: s. o.; zu 100 % fehlen noch die nachfolgenden Ursachen:

  • Dünndarmerkrankungen – in 4 % der Fälle
  • Divertikulitis – in 4 % der Fälle
  • andere – in 1 % der Fälle

Warnzeichen (red flags)

  • Akuter Beginn der Schmerzen mit rasch zunehmender Schmerzintensität; der plötzlich einschießenden Schmerz geht mit drei vital bedrohlichen Krankheitsbildern einher:
    • Mesenteriale Ischämie (Mesenterialinfarkt/Darminfarkt):
      • Initialstadium mit plötzlich einschießendem krampfartigen Abdominalschmerzen (sehr starke Bauchschmerzen); aufgeblähtes Abdomen, weich und teigig 
      • Schmerzfreies bzw. symptomarmes Intervall von circa 6-12 Stunden (wg. Zugrundegehen der intramuralen („in der Organwand gelegenen“) Schmerzrezeptoren) mit weichem Bauch ("fauler Frieden")
      • Nach 12- 48 Stunden: akutes Abdomen mit Durchwanderungsperitonitis (durch Bakterien verursachte Bauchfellentzündung infolge einer bakteriellen Durchwanderung der Darmwand), paralytischer Ileus (Darmverschluss); evtl. blutiger Stuhlgang
    • Hohlorganperforation (Wanddurchbruch eines Hohlorgans, häufig des Gastrointestinaltraktes/Magen-Darm-Trakt)
    • Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas 
      • Akut einsetzende starke Rücken- oder Bauchschmerzen + Symptome einer Hypovolämie (Volumenmangel) oder eines hämorrhagischen Schocks (blutungsbedingter Schock/Volumenmangelschock) → (gedeckt) rupturiertes AAA wahrscheinlich!
  • Kein Abgang von Stuhl oder Gasen 
  • Hämatemesis (Bluterbrechen; Kaffeesatzerbrechen), Meläna (Blut im Stuhl) oder gastrointestinale Blutung (Magen-Darm-Blutung
  • Verstärktes nicht oder schwer zu behandelndes Erbrechen
  • Verstärkte abdominale Schwellung 
  • Allgemeine Schwäche
  • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)