Akutes Abdomen – Medizingerätediagnostik
Obligate Medizingerätediagnostik
- Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – als Standarddiagnostikum bei Abdominalschmerzen
[u. a. freie Flüssigkeit, freie Luft (Verdacht auf Hohlraumperforation; hier ggf. alternativ CT), Darmwandveränderung (z. B. Ileitis/chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Divertikulitis/Entzündung von Ausstülpungen des Darmes), Veränderung der Gallenblase, der Gallenwege oder der Appendix; Hinweise für:- Adnexitis (Eierstockentzündung), akute Appendicitis (Blinddarmentzündung), akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), Extrauteringravidität (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter), Gallenkolik, Harnleiterkolik, Nephrolithiasis (Nierensteine)/Hydronephrose (krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens), rupturiertes Bauchaortenaneurysma, stielgedrehte Ovarialzyste (Eierstockzyste), Organrupturen/-lazerationen (Zerreißung)]
- Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) – zum Ausschluss eines Myokardinfarktes (Herzinfarkt)
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Röntgenaufnahme des Abdomens (Röntgen-Abdomen; Abdomenübersicht) – bei Verdacht auf Hohlorganperforation oder Ileus (Darmverschluss)
- Abdomenleeraufnahme im Stehen: Nachweis einer Hohlorganperforation durch freie Luft unter dem Diaphragma (Zwerchfell)
- Abdomenleeraufnahme im Liegen (Übersichtsaufnahme in Rücken- und Linksseitenlage): geeignet zum Nachweis eines Ileus [Hohlraumperforation: freie Luft; mechanischer Ileus: "Spiegelbildung"]
- Nachweis von ca. 90 % der Nieren- oder Uretersteine
- Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) ‒ bei Verdacht auf Tumoren, Entzündungen (Appendicitis/Blinddarmentzündung, Divertikulitis/Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut eine Entzündung bildet) etc. im Bauchraum
- Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) bzw. CT-Angiographie – mit Darstellung der Blutgefäße:
- biphasische Kontrast-CT mit multiplaner Rekonstruktion (MPR) in drei Ebenen [Diagnostik der ersten Wahl] – bei Verdacht auf eine akute okklusive Mesenterialischämie (Darminfarkt)
- (Durchführung einer arteriellen und venösen Phase; letztere ist notwendig zur Diagnose einer Mesenterialvenenthrombose)
- Katheterangiographie (digitale Subtraktionsangiographie (DSA) mit i.a. Infusion von Vasodilatatoren) – bei Verdacht auf non-okklusive Mesenterialischämie
- Magnetresonanztomographie (MRT) des Abdomens (Abdomen-MRT) – Indikationen:
- insb. bei Patienten, bei denen eine Strahlenexposition vermieden werden sollte (Kinder, Schwangere): z. B. bei unklarem Ultraschallbefund
- bei V. a. Appendicitis (Blinddarmentzündung); Choledocholithiasis (Vorhandensein von Steinen in den Gallengängen); Ovarialtorsion (Eierstockstieldrehung) bei Schwangeren bei Verdacht auf Diskopathien (Bandscheibenläsionen) bzw. Nukleus pulposus-Prolaps (Bandscheibenvorfall); chronische Bauchschmerzen, z. B. im Rahmen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED)
- Röntgen-Kontrasteinlauf (KE) mit Gastrografin mit Abdomenübersichtsaufnahmen nach 12 und 24 h; Indikationen:
- bei Verdacht auf Dünndarmileus (Dünndarmverschluss) [falls sich Kontrastmittel im Kolon (Dickdarm) befindet und eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) klinisch ausgeschlossen ist, kann ohne Gefahr für den Patienten zugewartet werden [2]]
- bei Dickdarmileus zur Operationsplanung bzw. alternativ CT-Untersuchung kombiniert mit rektaler Kontrastmittelgabe
- Röntgenaufnahme des Beckens – bei Verdacht auf Urolithiasis (Harnsteine)
- Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei Verdacht auf Pneumonie (Lungenentzündung)
- Röntgenaufnahmen von Wirbelsäule, Rippen – bei Verdacht auf knöcherne Ursache
- Lungenfunktionsuntersuchung – bei Verdacht auf pulmonale Erkrankung bei obstruktiver bzw. restriktiver Lungenerkrankung
- Gastroskopie (Magenspiegelung) – bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens
- Endosonographie (endoskopischer Ultraschall (EUS); Ultraschalluntersuchung, die von innen durchgeführt wird, d. h., dass der Ultraschallkopf mittels eines Endoskops (optisches Instrument) direkt mit der inneren Oberfläche (beispielsweise der Schleimhaut des Magens/Darms) in Kontakt gebracht wird.) – bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens
- Koloskopie (Darmspiegelung) – bei Verdacht auf Blutung/Tumoren im Bereich des Kolons (Dickdarms)
- Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP; Darstellung der Gallenwege) – bei Verdacht auf Cholelithiasis (Gallensteine)
- Echokardiographie (Echo; Herzultraschall) – bei Verdacht auf Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- Urographie oder retrograde Pyelographie – bei Verdacht auf Harnsteine
- Angiographie – bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Arterien und Venen unter Verwendung von Kontrastmittel
- Fructose-H2-Atemtest – bei Verdacht auf Fructoseintoleranz (Fructoseunverträglichkeit)
- Lactose-H2-Atemtest – bei Verdacht auf Lactoseintoleranz (Lactoseunverträglichkeit)
- Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT) – bei Verdacht auf Lungenembolie, Mediastinitis
Literatur
- Kellow ZS et al.: The Role of Abdominal Radiography in the Evaluation of the Nontrauma Emergency Patient. Radiology 2008, Issue 3 Vol. 248:887-893
- Kuehn F, Weinrich M, Ehmann S et al.: Defining the need for surgery in small-bowel obstruction. J Gastrointest Surg 2017;21:1136-1141