Afterriss (Analfissur) – Einleitung
Eine Analfissur (lat. fissura: Spalte, Riss), umgangssprachlich auch Afterriss genannt, ist ein radiärer Einriss der Haut oder Schleimhaut im Analkanal (Anoderm), der distal der Linea dentata auftritt. Dieser Einriss führt häufig zu starken Schmerzen und Blutungen, insbesondere während der Defäkation (Stuhlgang).
Synonyme und ICD-10: Afterrhagade; Afterschrunde; Akute Analfissur; Analrhagade; Chronische Analfissur; Fissura ani; Fistula in ano; Nichttraumatische und nichtpuerperale Anuslazeration; Nichttraumatischer Analriss; Rektumfissur; Rektumrhagade; ICD-10-GM K60.0: Akute Analfissur; ICD-10-GM K60.1: Chronische Analfissur; ICD-10-GM K60.2: Analfissur, nicht näher bezeichnet
Anatomie
An der Linea dentata trifft das Plattenepithel des Analkanals auf das in oraler (“ zum Munde gerichtet“) Richtung liegende Epithel des Rektums (Mastdarm).
Formen der Afterfissur
Man unterscheidet primäre von sekundären Analfissuren. Primäre Analfissuren werden nicht durch eine zugrunde liegende Erkrankung hervorgerufen. Dagegen entstehen sekundäre Analfissuren auf dem Boden von verschiedensten Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn) sowie traumatisch oder nach operativen analen Eingriffen. Siehe dazu mehr unter dem Thema "Ursachen".
Unterscheidung nach Verlauf
- Akute Form: Hier treten Fissuren ohne Begleiterscheinung auf und es liegt eine Erkrankungsdauer bis sechs Wochen vor.
- Chronische Form: Hier treten morphologische Veränderungen wie Vorpostenfalte (verdickte Hautfalte am After), hypertrophe Analpapille (distale Schleimhautausziehungen der Analsäulen) oder freiliegender M. sphincter internus (innerer Schließmuskel) auf und/oder die Beschwerden halten über 6 Wochen an.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Bei proktologischen Patienten bei 10 % (in Deutschland). Das Lebenszeitrisiko wird mit bis zu 8 % angegeben.
Verlauf und Prognose
- Akute Analfissur
- Schmerzhaft, besonders beim Stuhlgang.
- 60-90 % heilen unter adäquater Therapie folgenlos ab.
- Heilungsprozess dauert 6 bis 8 Wochen.
- Chronische Analfissur
- Initial konservativer Therapieversuch für ca. 6 Wochen.
- Bei teilweiser Abheilung: weitere 6 Wochen konservative Therapie, Abheilung in ca. 50 % der Fälle.
- Ggf. Kontrolluntersuchung nach 3 bis 6 Monaten.
- Chronische Analfissur zeigt sich durch hypertrophe Analpapille, Vorpostenfalte (Hautverdickung) und Ulkusbildung (Geschwürbildung).
- Bildung von Fisteln oder Abszessen (Eiterhöhle) erfordert chirurgischen Eingriff.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Analfissur. (AWMF-Registernummer: 081-010), Oktober 2019 Kurzfassung Langfassung