Achalasie – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Achalasie ist eine Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), die durch eine Störung der muskulären und neuronalen Steuerung des unteren Ösophagussphinkters (Schließmuskel der Speiseröhre) gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer unzureichenden Erschlaffung des Schließmuskels während des Schluckens und somit zu einer erschwerten oder verzögerten Entleerung des Speiseröhreninhalts in den Magen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Degeneration inhibitorischer Neurone: Die primäre Achalasie beruht auf einer Degeneration inhibitorischer (hemmender) Neurone im Plexus myentericus (Auerbach-Plexus), einem Nervengeflecht in der Muskelschicht der Speiseröhre. Der Verlust dieser hemmenden Neurone beeinträchtigt die normale Funktion des unteren Ösophagussphinkters, der dadurch nicht mehr entspannt, sondern in einem erhöhten Ruhedruck verharrt.
  • Ruhedruckerhöhung des Ösophagussphinkters: Durch die fehlende Relaxation und den konstant hohen Ruhedruck ist der untere Ösophagussphinkter dauerhaft kontrahiert (zusammengezogen), was die Entleerung der Speiseröhre in den Magen blockiert.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

  • Fehlende muskuläre Adaptation: Die Muskelschicht der Speiseröhre passt sich den erschwerten Bedingungen an, was über die Zeit zu strukturellen Veränderungen führt, wie einer Erschlaffung der Ösophagusmuskulatur und einer progressiven Erweiterung des Ösophaguslumens (Speiseröhrenhohlraums).

Ätiologische Faktoren

  • Autoimmunologische Prozesse: Die Ursache der primären Achalasie ist unbekannt, jedoch werden autoimmunologische Prozesse vermutet. Es besteht eine Assoziation mit bestimmten HLA-Typen, die das Risiko für eine Achalasie erhöhen könnten [1, 2].
  • Genetische Disposition: Eine genetische Veranlagung wird ebenfalls diskutiert, wobei eine HLA-assoziierte Prädisposition das Immunsystem anfälliger für die Entwicklung der Erkrankung machen könnte.

Sekundäre Ursachen

  • Tumorerkrankungen: Tumoren an der gastroösophagealen Übergangsregion oder im Magenbereich können ebenfalls achalasieähnliche Symptome hervorrufen, entweder durch mechanische Behinderung oder durch Beeinflussung der nervalen Versorgung des Ösophagus.
  • Infektionen: Vor allem die Chagas-Krankheit, ausgelöst durch Trypanosoma cruzi, kann die neuronale Versorgung im Plexus myentericus schädigen und somit eine sekundäre Achalasie verursachen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Achalasie ist eine chronisch-progressive Erkrankung, bei der es aufgrund von neuronalen und muskulären Funktionsstörungen zur unzureichenden Entleerung der Speiseröhre kommt. Das Fortschreiten der Erkrankung führt zu einer Erweiterung des Ösophagus und verschlechtert die Passage in den Magen zunehmend. Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie sind daher entscheidend, um das Fortschreiten der Achalasie und damit verbundene Komplikationen wie Entzündungen oder ein erhöhtes Aspirationsrisiko (Eindringen von Material aus dem Magen-Darm-Trakt in die Atemwege während des Einatmens) zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen – Primäre Achalasie

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern – mögliche Assoziation mit dem HLA-DQw1 (Antigen) [3]
    • Genetische Erkrankungen
      • Hereditäre (erbliche) Formen der Achalasie sind meist mit einem klassischen klinischen Syndrom verbunden (z. B. Allgrove-Syndrom [Triple-A-Syndrom]: seltene autosomal rezessive Erkrankung, die durch Achalasie, Alakrimie (angeborener Zustand, bei dem keine Tränenflüssigkeit gebildet wird) und eine – üblicherweise adrenocorticotropes Hormon (ACTH)-resistente – Nebennierenrindeninsuffizienz (Nebennierenrindenschwäche), sowie neurologischen Anomalitäten gekennzeichnet wird)

Krankheitsbedingte Ursachen – Sekundäre Achalasie

  • Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
  • Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis) – Infektionskrankheit (v.a.) in Südamerika, die durch Trypanosoma cruzi verursacht und durch Raubwanzen übertragen wird
  • Magenkarzinom (Magenkrebs)
  • Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs)

Literatur

  1. Verne GN et al.: Anti-myenteric neuronal antibodies in patients with achalasia. A prospective study. In: Dig Dis Sci. 1997 Feb, 42 (2), S. 307-313
  2. Spechler SJ et al.: Pathophysiology and etiology of achalasia. In: UpToDate. August 2007
  3. Wong RK et al.: Significant DQw1 association in achalasia. In: Dig Dis Sci. 1989 Mar, 34 (3), S. 349-352