Aphrodisiaka

Aphrodisiaka sind Mittel zur Belebung und Steigerung der Libido. Sie wirken spezifisch reizend und anregend auf das sexuelle Verlangen, Lustempfinden und manchmal auch auf die Geschlechtsorgane [1]. Nach ihrer Wirkungsweise werden sie in drei Kategorien eingeteilt, und zwar in Substanzen, die eine Steigerung:

  • der Libido
  • des sexuellen Genusses
  • der Potenz bewirken.

Libidosteigernde Substanzen wirken entweder über zentrale Mechanismen, indem sie Neurotransmitter (z. B. Dopamin, Serotonin) oder Sexualhormone aktivieren, oder auch peripher, u. a. durch Veränderung der Durchblutung der Genitalorgane, z. B. bei erektiler Dysfunktion (Erektionsstörungen) des Mannes über NO (Stickoxid) bzw. durch eine verstärkte Blutfüllung und Zunahme der Feuchtigkeit im weiblichen Genitalbereich (Lubrikation))

Der Name ist abgeleitet von Aphrodite, der griechischen Göttin der Liebe. Die Libido, also der Trieb zur Sexualität und zum sexuellen Verhalten, wird vorrangig durch die Geschlechtshormone – Östrogen bei der Frau und Testosteron beim Mann – bestimmt. Starke Schwankungen sind abhängig vom Lebensalter, beginnend mit der Pubertät, häufig stark reduziert bei der Frau mit Beginn des Klimakteriums, beim Mann langsam abnehmend über die Jahrzehnte mit dem Abfall der Testosteronproduktion.

Libidostörungen sind eng verbunden mit einer zum Teil ausgeprägten Einschränkung der Lebensqualität. Deshalb haben Mittel zur Behebung, wie Aphrodisiaka, seit jeher eine hohe Bedeutung. Auch die Suche nach Arzneimitteln hat einen hohen Stellenwert. Die Entwicklung von Potenzmitteln für den Mann unterstreicht dies. Für den weiblichen Organismus ist eine entsprechende Entwicklung bisher leider bisher nicht zufriedenstellend möglich gewesen.

Klassifikation sexueller Störungen bei Frauen und Männern

Libidostörung (Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD))

Libidostörungen sind medizinisch gesehen sexuelle Dysfunktionen, d. h. komplexe Funktionsstörungen der Sexualität mit einer breiten Facette biologischer und soziokultureller Aspekte, die die Lebensqualität der Betroffenen in einem hohen Maß einschränken können.

Nach ICD 10 (englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) werden sexuelle Funktionsstörungen eingeteilt in:

  • Weibliche sexuelle Dysfunktionen
    • Störungen der Libido
    • Störungen der sexuellen Erregbarkeit bzw. der vaginalen Feuchtigkeit (Lubrikation) (äquivalent zur Erektion beim Mann)
    • Störungen des Orgasmus
    • Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr)
  • Männliche sexuelle Dysfunktionen:
    • Erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen), Impotenz
    • Störung der Intensität der Sexualität
    • Störungen des Orgasmus
    • Störungen der Libido
    • Störungen der sexuellen Zufriedenheit
    • Ejakulationsstörungen (Ejaculatio praecox, Ejaculatio tarda, Ejaculatio deficiens, retrograde Ejakulation)

Erweiterungen und Differenzierung wurden im DSM-IV (American Psychiatric Association. Diagnostic and statistical manual of mental disorders IV Edition) durchgeführt [3, 4]. Aufgeführt werden hier nur die im ICD nicht berücksichtigten Störungen:

  • Substanzinduzierte sexuelle Funktionsstörungen
  • Störungen aufgrund körperlicher Erkrankungen

Therapeutische Möglichkeiten bei Libidostörungen

Das Verlangen nach Sexualität ist vielschichtig, ebenso die Störungen. So können somatische Erkrankungen, Medikamente, psychosoziale Faktoren (z. B. Partnerschaftsprobleme, Ängste, Stress, Sorgen, Traumata), und, wie schon erwähnt, auch das Alter in Verbindung mit hormonellen Veränderungen Ursachen sein. Nicht selten liegt eine Kombination mehrerer Faktoren vor, sodass die Ursachenforschung und dementsprechend auch die Therapie problematisch sein können. Die Beseitigung solcher Ursachen ist oft schwierig, sodass auch die therapeutischen Möglichkeiten häufig nicht zielgerichtet möglich sind. Entsprechend der Komplexität der Störung richtet sich die Therapie nach den Ursachen:

  • Sexualtherapie bei Störungen im psychosozialen Bereich
  • Medikamentöse Therapie bzw. alle Maßnahmen, die zur Therapie akuter oder chronischer Erkrankungen notwendig sind.
  • Prüfung, ob bei einem Libidoverlust durch die Medikation ein Wechsel auf ein anderes Präparat möglich ist. Die Liste der Pharmaka, die eine Minderung der Libido induzieren können, ist umfangreich. Die wichtigsten Medikamente sind:
    • Antidepressiva
    • Antidiabetika
    • Antihypertensiva
    • Arzneimittel bei benigner Prostatahyperplasie (gutartige Prostatavergrößerung)
    • Glucocorticoide
    • Kontrazeptiva (hormonelle Verhütungsmittel)
    • Lipidsenker (z. B. Statine)
    • NSAR (nicht-steroidales Antiphlogistikum)
    • Opiate [5, 6]

Die negative Wirkung auf die Libido kann bei den Präparaten in den einzelnen Indikationsgruppen sehr unterschiedlich sein, sodass ein Wechsel gegebenenfalls sinnvoll ist, aber hohe fachliche Kompetenz voraussetzt.

Aphrodisiaka

Aphrodisiaka ermöglichen eine Steigerung der Libido durch Erzeugung besonderer Stimmungen (auch längst vergangener). Das können Nahrungsmittel, Düfte, Gewürze, Pflanzen und deren Extrakte sowie auch Pharmaka sein. Sie können gegessen, getrunken, inhaliert, gefühlt oder als Substanz eingenommen werden.

Allerdings gibt es bei den meisten Mitteln nur Hinweise, die wissenschaftlich nicht belegbar sind. Placeboeffekte spielen dabei eine hoch angesiedelte Rolle. Ein wichtiger Aspekt ist, dass durch den Verzehr bzw. die Einnahme solcher Substanzen positive Effekte auf das Allgemeinbefinden induziert werden und damit sekundär auch die Libido und die sexuelle Aktivität steigt. Dies könnte der Effekt kleiner, zum Teil placebokontrollierter Untersuchungen sein [6, 7, 8].

Gewürze/Kräuter

Dazu zählen Chili, Ginseng, Ginkgo biloba, geiles Ziegenkraut (Horny Goat Weed), Granatapfel, Ingwer, Karottensamen, Knoblauch, Kurkuma, Maca, Muskat, Pfefferminze, Rosmarin, Thymian, Safran, Sellerie, Zimt, Vanille und viele andere, die von Kulturkreis zu Kulturkreis und auch in der Geschichte sehr unterschiedlich sein können.

Lebensmittel inkl. Genussmittel

Eine anregende Wirkung wird Aminosäuren (in unterschiedlichen Kombinationen, z. B. L-Arginin), Artischocke, Alkohol, Austern, Bananen, Erdbeeren, Gelée Royale, Granatapfel, Knoblauch, Zwiebeln, Schokolade, Sellerie und Spargel nachgesagt. Auch im Lebensmittelbereich ist die Facette sehr vielfältig.

Ätherische Öle

Kräuterbad: Anis, Basilikum, Fenchel, Lavendel, Lindenblütenöl, Pfefferminze, Rosmarin, Rosenblütenöl, Thymian (2-3 Teelöffel aus dem Gewürzregal in ein zugebundenes Kräutersäckchen in das Badewasser), Massageöl, Raumdüfte etc.

Drogen

Verschiedene Drogen, u. a. Alkohol, Cannabis, Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB), MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) (weltweit in Party-Drogen z. B. in Ecstasy enthalten), Methaqualon und Poppers können durch ihre psychotropen Wirkungen die Libido steigern. Auf diese Substanzen soll in diesem Rahmen nicht eingegangen werden.

Pharmaka – zentral und/oder peripher wirkende Substanzen

Hormone (Androgene, Östrogene, Östrogen/Gestagen Kombinationen) spielen nur bei Frauen als Aphrodisiaka und hauptsächlich in der Peri- und Postmenopause eine wichtige Rolle, weil mit dem Hormonabfall sowohl psychische als auch körperliche, insbesondere genitale Probleme auftreten können, die die Libido und damit die Lebensqualität stark beeinträchtigen können. Beispielhaft seien nur Depressionen, Leistungsminderung, Schlafdefizite als zentrale Beeinflussungen, aber auch Scheidentrockenheit mit entsprechender Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) genannt. Durch die Substitution können sowohl zentrale als auch periphere vasomotorische Beschwerden und Beeinträchtigungen, ausgelöst durch eine vulvovaginale Atrophie, antagonisiert werden.

Androgene

  • Testosteron hat unzweifelhaft eine aphrodisierende Wirkung [9]. Es wird deshalb in den Leitlinien zur Hormontherapie in der Peri-/Postmenopause der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe für Ausnahmefälle empfohlen, wenn die Libidostörung durch eine Hormontherapie mit Östrogenen bzw. einer Kombinationstherapie mit Gestagen nicht genügend wirksam ist [10]. Es handelt sich um eine Off-Label-Empfehlung. Da die auf dem Markt befindlichen Hormonpräparate für den Mann nicht als adäquate Dosierung für die Frau angesehen werden, wird die entsprechende Dosierung durch Apothekenherstellung empfohlen. Zu beachten sind Nebenwirkungen durch Überdosierungen wie z. B. Hirsutismus, Stimmveränderungen, androgenetische Alopezie ("Haarausfall durch männliche Hormone") sowie eine unerwünscht starke Libidosteigerung. Der Testosteronwert sollte durch Blutuntersuchungen vor und nach Therapiebeginn überwacht werden und nicht über dem weiblichen Normbereich liegen. Wichtig ist, dass die Höhe des Testosteronspiegels nicht mit der Wirksamkeit bzw. der Klinik korreliert. Außerdem gibt es weder laboranalytische noch klinische Parameter, mit denen ein Mangel an Androgenen definiert werden könnte [9]. Unabhängig davon sind orale, transdermale ("durch die Haut") und topische ("örtlich wirkende") Präparate auf dem Markt. Besonders die transdermalen Pflastersysteme wurden umfangreich untersucht. Bei postmenopausalen Frauen mit Libidoverlust hat die transdermale Gabe von 300 µg/Tag einen signifikanten Effekt auf die Libido, Erregung, Orgasmusfrequenz, vaginale Durchblutung und Lubrikation/Scheidenbefeuchtung [6, 9]. Bleibt ein Therapieerfolg aus, so wird ein Abbruch der Therapie nach 6 Monaten empfohlen.
  • DHEA (Dehydroepiandrosteron/Prasteron) ist das am häufigsten vorkommende Steroidhormon im menschlichen Körper. Das Prohormon für Testosterone und Östrogene wird in der inneren Schicht der Nebennierenrinde (Zona reticularis) und in den Ovarien (Eierstöcke) gebildet.
    • Orale Therapie: DHEA (Prasteron) hat oral wohl einen moderaten positiven Effekt auf die Libido in der Postmenopause (Zeit ein Jahr nach der Menopause bis zum 65. Lebensjahr), bei inkonsistenter Datenlage [6, 9]. In Deutschland ist es nicht auf dem Markt.
    • Lokale, vaginale Therapie: Prasteron ist in der Postmenopause zur Therapie der vulvovaginalen Atrophie (Gewebeschwund von Vagina/Scheide und Vulva/ äußeren, primären Geschlechtsorgane der Frau) zugelassen. Als Zäpfchen mit 6,25 mg/Tag bewirkt es durch entstehendes Östrogen und Testosteron eine Wiederherstellung der ausgedünnten und degenerierten, schmerzenden Vaginalschleimhaut (Scheidensschleimhaut) und eine Senkung des pH-Wertes. Damit verbunden geht einher eine Verbesserung der Libido, der Erregung, der Feuchtigkeit, der Orgasmusfähigkeit und der sexuellen Zufriedenheit [6]. In den meisten Ländern ist es nur zur Therapie der vulvovaginalen Atrophie (Gewebeschwund von Vulva und Vagina) in der Postmenopause zugelassen, nicht jedoch zur Steigerung der Libido (Offline-Indikation; Off-Label-Use: zulassungsüberschreitende Einsatz eines Arzneimittels außerhalb der von den Zulassungsbehörden genehmigten Anwendungsgebieten).

Östrogene, Östrogen-Gestagen-Kombinationen, synthetisches Steroid: Tibolon

  • Orale, gegebenenfalls transdermale Therapie: Eine sehr umfangreiche Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2013 mit mehr als 16.000 Frauen, bei denen Scores für die sexuelle Funktion und einzelner Bereiche wie Libido, Erregung, sexuelles Interesse, sexuelle Fantasien, Frequenz sexueller Aktivität, Orgasmus (Häufigkeit), Schmerzen, Vergnügen, Zufriedenheit untersucht wurden, kommt zu folgenden Ergebnissen [11]:
    Östrogene und Östrogen/Gestagenkombinationen wie sie in Ovulationshemmern oder zur Therapie postmenopausaler klimakterischer Beschwerden eingesetzt werden und auch das synthetische Steroidhormon Tibolon haben nur dann einen, meist geringen bis moderaten, positiven Effekt auf die oben genannten Parameter, insbesondere auf Schmerzen, wenn klimakterische Beschwerden bestehen, nicht aber bei Frauen ohne Beschwerden. Der Effekt besteht hauptsächlich in den ersten 5 Jahren nach der Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung > 90 Tage).
  • Lokale vaginale Therapie: Im Handel sind verschiedene Präparate, die E2 (Östradiol) oder E3 (Estriol) enthalten und zugelassen sind zur vulvovaginalen Atrophie in der Postmenopause, als Gleitmittel und zur Reduzierung von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Die Linderung dieser Beschwerden kann sekundär die Sexualität positiv beeinflussen. Eine Therapie zur Libidosteigerung ist eine Offline-Indikation.

SERMs (selektive Östrogenrezeptormodulatoren)

  • Orale Therapie: Als orale Therapie werden sie zur Behandlung und Vorbeugung postmenopausaler Osteoporose und in Kombination mit Östrogenen bei klimakterischen Beschwerden eingesetzt (lokale Therapie s. Ospemifen). Untersucht wurden Raloxifen und Bazedoxifen (in Deutschland nicht im Handel). Beide haben nach diesen Untersuchungen keinen Effekt.
  • Lokale, vaginale Therapie: Ospemifen ist ein selektiver Östrogenrezeptormodulator, der vaginal appliziert wird als Gleitmittel zur Reduzierung von Dyspareunie bei postmenopausalen Frauen mit vulvovaginaler Atrophie. Es wird als Alternative zur vaginalen Östrogentherapie angesehen, wenn eine Kontraindikation gegen Östrogene (z. B. Mammakarzinom/Brustkrebs) besteht. In Deutschland ist dieses Pharmakon nicht im Handel. Wie bei allen anderen Therapeutika zur vulvovaginalen Atrophie und Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) kann es sekundär die Sexualität positiv beeinflussen. Studien zur Libido gibt es derzeit nicht.

Zentral wirkende Pharmaka

  • Flibanserin ist ein Psychopharmakon, ursprünglich als Antidepressivum gedacht. Für diese Indikation erwies es sich als wirkungslos, aber bei Libidostörungen als wirksam. Es wurde im August 2015 von der FDA unter der Indikation HSDD (Hypoactive Sexual Desire Disorder) bei prämenopausalen Frauen zugelassen. Als zentralwirkende Substanz steigert es die Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin, die libidosteigernd wirken, und antagonisiert das hemmende Serotonin. Die ursprünglich hohen Erwartungen, die als Alternative zu Viagra erhofft wurden, haben sich nicht erfüllt. Nur bei etwa 10 % der Frauen tritt eine leichte bis moderate Steigerung der Libido ein. Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Schlafstörungen, Mundtrockenheit führen nicht selten zum Absetzen der täglich notwendigen Einnahme. In Deutschland ist Flibanserin nicht zugelassen [6].
  • Bupropion ist eine zentral wirkende Substanz, die als Antidepressivum und zur Nikotinentwöhnung zugelassen ist. Es wirkt wie Flibanserin durch Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin libidosteigernd. Allerdings ist es für diese Indikation nicht zugelassen und in Deutschland nur off-Label einsetzbar [6].
  • Bremelanotid ist eine überwiegend zentral wirkende Substanz, die Melatoninrezeptoren im Gehirn über die Aktivierung dopaminerger Neuronen im Hypothalamus und über die Freisetzung von Oxytocin aktiviert. Da sich Melatoninrezeptoren im gesamten Körper, auch in reproduktiven Geweben nachweisen lassen, ist die Gesamtwirkung zentraler plus peripherer Mechanismen bisher bislang nicht bekannt [12]. Bremelanotid ist ein Abbauprodukt von Melatonin II. Bei der ursprünglichen Anwendung als Zusatzstoff für Sonnenschutzmittel fiel ein verstärktes sexuelles Verlangen bei Männern und Frauen sowie eine Steigerung der Erektionsfrequenz auf. In den USA wurde es 2019 zur Behandlung von HSDD (Hypoactive Sexual Desire Disorder) bei Frauen vor den Wechseljahren zugelassen. Es muss etwa 45 Minuten vor einem geplanten Geschlechtsverkehr subkutan verabreicht werden. Eine sichere Antikonzeption ist für die Anwendung wegen im Tierversuch nachgewiesene teratogene Wirkung Voraussetzung [6, 13]. In Deutschland ist es nicht zugelassen [6].
  • Phosphodiesterase-5-Hemmer: Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil, Avanafil sind peripher wirkende Medikamente, die über die Hemmung der Phosphodiesterase V durch Anreicherung von Stickstoffmonoxid eine Vasodilatation, d. h. eine bessere Durchblutung, der Schwellkörper des Penis und damit eine Erektion induzieren. Sie sind hocheffektiv und haben deswegen zentral wirkende Medikamente zur Therapie der erektilen Dysfunktion als Therapieoptionen verdrängt (z. B. Apomorphin (einen Dopamin Rezeptorantagonist) der in Deutschland nicht mehr verfügbar ist, und Yohimbin s. u.). Voraussetzung für die Wirkung ist jedoch wegen des Fehlens einer zentralen Wirkung die Libido [14].

Medizinprodukte

  • Gleitmittel/Feuchthaltemittel/Weichmacher: Zur Steigerung bzw. Wiederherstellung der Libido bei Schmerzen beim Verkehr durch Scheidentrockenheit als häufigstes Symptom der Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) und der atrophischen Kolpitis (Scheidenentzündung bei Frauen in und nach den Wechseljahren aufgrund des nicht mehr vollständigen Aufbaus der Scheidenschleimhaut) gibt es eine große Palette von Medizinprodukten (Gleitmittel, Feuchtigkeitscremes, Emollentien) [15]. Sie werden von der nordamerikanischen Menopause Gesellschaft vor der Hormontherapie [16] als First-Line-Therapie empfohlen und von Patientinnen auch besonders häufig primär vor der als Second-Line-Therapie empfohlenen Hormontherapie eingesetzt. Die Therapie mit Medizinprodukten ist nur kurz (maximal 2-3 Tage, meist kürzer) wirksam. Die Hormontherapie muss dauerhaft durchgeführt werden, weil sie schon wenige Wochen nach Absetzen an Wirksamkeit verliert.
  • Laser: Alternativ bietet sich heute als innovative, lang anhaltende und lang wirksame Therapiemöglichkeit die CO2-Lasertherapie an. Es handelt sich um ein innovatives, minimalinvasives, nicht operatives und nicht hormonales Verfahren zur Behandlung der meist rezidivierend auftretenden, schwer therapierbaren vulvovaginalen Dysfunktionen, besonders die Libido und die Sexualität und Erkrankungen im Intimbereich betreffend. Vorwiegend Frauen im Präklimakterium/Klimakterium oder sonstigen Östrogenmangelsituationen leiden darunter. Beeindruckend sind die minimale Nebenwirkungsrate und das Fehlen von Komplikationen bei dieser Methode sowie die Möglichkeit der Anwendung nach Chemo- oder Bestrahlungstherapie. Nach mehreren Sitzungen entsteht eine Regeneration der Scheide, die der Hormontherapie meist überlegen ist. Im Gegensatz zum Einsatz der Medizinprodukte, aber auch der Hormone, die nach Absetzen nach kurzer Zeit unwirksam werden, hält der Regenerationseffekt bei der Lasertherapie etwa ein Jahr an und muss danach nur einmalig wiederholt werden [17].

Addendum: Es soll auf einige wenige in Deutschland häufiger gebräuchliche Aphrodisiaka pflanzlichen Ursprunges eingegangen werden, bei denen randomisierte kontrollierte Untersuchungen durchgeführt wurden, wohl wissend, dass in anderen Ländern insbesondere in Asien eine Fülle von anderen Aphrodisiaka auch zum Teil mit kontrollierten Untersuchungen gebräuchlich sind.

  • Maca ist ein Extrakt aus den Knollen der peruanischen Maca-Pflanze. In kleinen kontrollierten Studien ist sowohl bei Frauen, besonders in der Postmenopause, und bei Männern mit Erektionsstörungen eine Steigerung der Lebensqualität und der sexuellen Aktivität nachweisbar [18, 19]. Kombiniert man den Maca-Extrakt z. B. mit Aminosäuren, Ginseng, Ginkgo, Gelée Royale, L-Arginin, sog. Macabido, so lässt sich der Effekt bei Männern und Frauen signifikant steigern [7].
  • Ginkgo (Ginkgo biloba) ist ein Extrakt aus den Blättern des aus Asien stammenden Ginkgo-Baumes. Wirkstoffe sind besonders Ginkgolide und Terpenlactone. Kontrollierte Studien zeigen bei prä- und bes. bei postmenopausalen Frauen einen positiven Effekt auf die Lebensqualität, die Libido und sexuellen Aktivität. [7, 20]. Zur Verbesserung der erektilen Funktion scheint es nicht geeignet zu sein [19].
  • Ginseng unter medizinischem Aspekt ist ein Extrakt aus den Wurzeln von Panax ginseng. Sowohl frisches, rotes (< 4 Jahre), als auch weißes, getrocknetes (4-6 Jahre) Ginseng wird eingenommen. Wirkstoffe sind hauptsächlich Ginsenoside und Triterpensaponine. Es wird seit jeher in der fernöstlichen Medizin als allgemeines Stärkungsmittel gegen Krankheitserreger und Erschöpfungszustände und als Aphrodisiakum zur Verbesserung der sexuellen Funktion und der Befriedigung eingesetzt. Der genaue Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Unter dem Aspekt der erektilen Dysfunktion (ED Erektionsstörungen); ist der Aspekt der Entstehung von Stickoxid (NO) wichtig, weil es den Blutfluss zu den Schwellkörpern des Penis und damit die Erektionsfähigkeit erhöht. In kontrollierten Untersuchungen zeigt sich eine positive Wirkung auf die Sexualität bei postmenopausalen Frauen und bei erektile Dysfunktion der Männer [7, 19].
  • L-Arginin ist eine im Körper natürlich vorkommende Aminosäure. Als Vorläufer von Stickoxid (NO) erhöht es im Körper dessen Produktion. Damit ist eine Erhöhung des Blutflusses zu den Schwellkörpern des Penis verbunden, mit Verbesserung der erektilen Funktion, wie kontrollierte Untersuchungen zeigen. Es wird häufig als Gemisch mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln, z. B. auch mit Maca, eingenommen [7, 19].
  • Yohimbin ist ein pflanzliches Mittel, ein Alkaloid der Baumrinde Yohimbe. Es ist ein Alpha-2-Rezeptorantagonist mit zentraler und peripherer Wirkung. Zentral soll es libidosteigernd wirken, peripher kommt es zur Relaxation der glatten Muskulatur der Blutgefäße. Dies bewirkt eine bessere Durchblutung der penilen Erektionsgefäße. Deshalb wird es zur Therapie der erektilen Dysfunktion eingesetzt. Yohimbin muss über viele Wochen eingenommen werden, bevor eine Wirkung zu erwarten ist. In kontrollierten Studien war nicht immer eine signifikante Überlegenheit gegen Placebo nachweisbar [14, 20, 21, 22]. Nicht selten können zum Teil schwere Nebenwirkungen des Herz-Kreislauf-Systems und Vergiftungserscheinungen auftreten [23]. Mit Einführung der Phosphodiesterase-5-Hemmer ist die Bedeutung stark zurückgegangen, weil deren Wirkung sofort und mit hoher Sicherheit eintritt. Außerdem sind Yohimbin-Präparate seit 2019 wegen der möglichen Nebenwirkungen in der wirksamen Dosierung (Tabletten) verschreibungspflichtig [24]. Niedrig dosiert ist es als Nahrungsergänzungsmittel oder in anderen Lebensmitteln nach wie vor, zum Teil illegal erhältlich.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

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  2. Sandroni P: Aphrodisiacs past and present: a historical review. Clin Auton Res. 2001 Oct;11 (5): 303-7. doi: 10.1007/BF02332975.
  3. ICD-10-GM-2022 Code Suche. https://www.icd-code.de
  4. American Psychiatric Association: Diagnostic and statistical manual of mental disorders: DSM-5, 5th ed. American Psychiatric Association; Washington, DC, 2013.
  5. Waltering I: Lusträuber Arzneistoffe-Deutsche Apotheker Zeitung. DAZ 2020, Nr. 19, 07.05, 2020. S. 56. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-19-2020/lustraeuber-arzneistoffe
  6. Keck C: Medikamentöse Behandlung von Libidostörungen. Frauenarzt: 63, 12, 2021, 846-853
  7. Jansen G, Fauteck J-D: Phytotherapie bei Libidostörungen und Antriebsschwächen. Frauenarzt: 54,12, 2013,1192-1197
  8. Srivatsav A, Balasubramanian A, Pathak UI et al.: Efficacy and Safety of Common Ingredients in Aphrodisiacs Used for Erectile Dysfunction: A Review. Sex Med Rev. 2020 Jul;8 (3): 431-442. doi: 10.1016/j.sxmr.2020.01.001.
  9. Sartorius G: Androgene und weiblichen Libido. Gynäkologische Endokrinologie. 3/2017, 15: 212-220. DOI 10.1007/s10304-017-0137-z
  10. S3-Leitlinie: Peri-Postmenopause-Diagnostik und Interventionen. (AWMF-Registernummer: 015-062), Januar 2020 Langfassung
  11. Nastri CO, Lara LA, Ferriani RA, Rosa‐e‐Silva ACJS, Figueiredo JBP, Martins WP: Hormone therapy for sexual function in perimenopausal and postmenopausal women. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 6. DOI: 10.1002/14651858.CD009672.pub2.
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