Scheidenkrampf (Vaginismus) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Vaginismus (Scheidenkrampf) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, Myome oder chronische Beckenbodenerkrankungen?
  • Gab es in Ihrer Familie psychische Erkrankungen, die mit Angst oder Stress in Zusammenhang stehen?
  • Gibt es Hinweise auf sexuelle Tabus oder stark konservative Einstellungen zur Sexualität innerhalb Ihrer Familie?

Soziale Anamnese

  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen aufgrund Ihrer familiären oder beruflichen Situation?
  • Fühlen Sie sich durch gesellschaftliche oder familiäre Erwartungen in Ihrem Sexualleben unter Druck gesetzt?
  • Haben Sie Zugang zu einem unterstützenden sozialen Umfeld (z. B. Familie, Freunde, Beratungsstellen)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Seit wann treten die Scheidenverkrampfungen bei Ihnen auf? Schon seit der Pubertät?
  • Wo genau treten die Schmerzen auf:
    • Scheideneingang?
    • Tiefer Unterbauch?
    • Tief in der Scheide?
  • Sind die Schmerzen bewegungsabhängig?
  • Wann treten die Schmerzen ein?
    • Zu Beginn des Geschlechtsverkehrs?
    • Bei tiefer Penetration?
    • Nach dem Wasserlassen?
  • Wie lange halten die Schmerzen an?
  • Gab es in der Vergangenheit traumatische sexuelle Erfahrungen?
  • Wie empfinden Sie den Schmerz in unterschiedlichen Situationen? Geben Sie bitte an, ob Sie eine Zu- oder Abnahme bzw. keine Veränderung haben bei:
    • Stress?
    • Urlaub?
    • Alkoholkonsum?
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Körper angespannt ist oder eine Spannung in der Beckenmuskulatur auftritt, wenn Sie merken, dass Ihr Partner eindringen möchte?
  • Ist der Geschlechtsverkehr noch möglich?
  • Können Sie gynäkologische Untersuchungen zulassen?
  • Können Sie Tampons verwenden?
  • Wenn Sie Schmerzen wahrnehmen, wie verhalten Sie sich dann (z. B. Rückzug, Angst, Vermeidung)?
  • Haben Sie derzeit Konflikte mit Ihrem Partner?
  • Liegen sonstige Konflikte vor (z. B. familiär, beruflich)?
  • Haben Sie einen starken Kinderwunsch, und wirkt sich dies auf Ihre Beziehung aus?
  • Weitere Beschwerden
  • Leiden Sie unter wiederkehrenden Infektionen, Juckreiz oder Brennen im Genitalbereich?
  • Haben Sie eine verminderte oder verstärkte Libido?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie eine ausgewogene Ernährung?
  • Gibt es Veränderungen im Magen-Darm-Trakt (z. B. Verstopfung, Blähungen), die mit Ihren Beschwerden in Zusammenhang stehen könnten?
  • Leiden Sie unter Schlafstörungen?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie viele Gläser pro Woche?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, Vulvodynie (Missempfindungen und Schmerzen der äußeren primären Geschlechtsorgane) oder chronische Blasenentzündungen?
    • Haben Sie bekannte psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)?
  • Sexualanamnese:
    • Gab es Hinweise auf antisexuelle Erziehung oder Tabuisierung der Sexualität?
    • Haben Sie negative sexuelle Erfahrungen gemacht?
    • Gab es traumatische Erlebnisse wie sexuellen Missbrauch?
  • Operationen:
    • Wurden gynäkologische oder abdominale Eingriffe durchgeführt, die Schmerzen oder Narbenbildung hinterlassen haben?
  • Allergien:
    • Haben Sie bekannte Allergien gegen Medikamente, Latex (Kondome) oder Gleitmittel?
  • Schwangerschaften:
    • Gab es schwierige oder traumatische Geburtserlebnisse?
  • Medikamentenanamnese:
    • Haben Sie Medikamente eingenommen, die den Hormonhaushalt oder die sexuelle Funktion beeinflussen könnten (z. B. Antidepressiva, Hormonersatztherapien, Antikonvulsiva (krampflösende Medikamente))?

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.