Safer Sex

Safer Sex (geschützter Sex) beinhaltet die Beachtung und Durchführung möglichst aller Maßnahmen, die zu einem Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen führen, z. B. Kontakt, Austausch und Übertragung von Körperflüssigkeiten des Partners bzw. der Partner (Sperma (Samenflüssigkeit), Vaginalsekret (Scheidenssekret), Sekrete der Analschleimhaut, Blut, Spucke).

In Deutschland gibt es bisher nur sehr wenige bevölkerungsbasierte Zahlen zu sexuellen Verhaltensweisen. Detaillierte Kenntnisse dazu haben jedoch eine wichtige Funktion im Rahmen der Prävention von sexuell übertragbaren Erkrankungen [1].

Übertragungswege

  • Vaginal-Anal-Oralverkehr (Verkehr über Scheide, Anus oder den Mund)
  • Körperkontakt mit infizierten Sekreten durch:
    • Berühren – z. B. Petting
    • Küssen
    • Lecken

Erreger [2]

  • Bakterien – z. B. Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper), Syphilis (Lues, harter Schanker), Ulcus molle (weicher Schanker)
  • Viren – z. B. HIV (AIDS), HPV (humanes Papilloma-Virus, bes. 6/11/14/16), Hepatitis B, Covid-19
  • Pilze (Candidose, Soor) – vor allem Candida albicans
  • Einzeller – z. B. Trichomonaden (Trichomonas vaginalis)
  • Gliederfüßler – z. B. Filzläuse, Milben (Krätze, Scabies)

Sie alle gehören zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD: engl. sexually transmitted diseases, STI: engl. sexually transmitted infections). In Deutschland besteht eine Meldepflicht für HIV und Syphilis.

Betroffen können alle gleichgeschlechtlichen oder heterosexuellen Personen sein, insbesondere Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.

Nachfolgend wird nicht eingegangen auf Pilze, Einzeller (Trichomonaden) und Gliederfüßler (Filzläuse, Krätze).

Schutzmaßnahmen

Vaginalverkehr

Infektionen des männlichen Genitales bzw. der Samenflüssigkeit werden durch die Penetration übertragen. Gleiches gilt für den unsachgemäßen Gebrauch bzw. Verschmutzung von Dildos und anderen Sexspielzeugen, insbesondere wenn es mit Verletzungen einhergeht. Beim Petting ist die Gefahr relativ gering, steigert sich jedoch mit Penetration von Fingern in die Vagina. Am größten ist die Gefahr beim Fisting ("Faustverkehr": dabei werden Finger bis zu einer oder mehreren Händen in die Vagina (brachiovaginal) oder den Anus (brachioproktisch) eingeführt).

Schutzmaßnahmen

  • Kondome für den Mann bzw. Femidome ("Frauen-Kondome") für die Frau sind der beste Schutz.
  • Fingerlinge beim Einführen von Fingern in die Vagina
  • Beim Fisting spezielle Handschuhe (+ Gleitmittel), die auch den Unterarm bedecken.
  • Für jede Person einen eigenen Gleitmitteltopf verwenden. Das Gleitgel nicht mit anderen teilen.

Oralverkehr (Oralsex, Fellatio, Blowjob, Blasen, Lutschen, Varianten: Deepthroating, Deep Throat, Rachenfick, Irrumatio)

Besonders bei Entzündungen oder Wunden im Mund und Rachen können Infektionen auftreten. Das betrifft vor allem den passiven Partner, der den aktiven oral befriedigt. Seitdem der Oralverkehr in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend praktiziert wird, hat sich die Rate an HPV-induzierten Karzinomen im Rachen deutlich erhöht.

Schutzmaßnahmen

  • Kondome

Cunnilingus (französisch)

Bei der sexuellen Stimulation mit der Zunge der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Klitoris (Kitzler), Schamlippen, Scheideneingang) können Infektionen bevorzugt beim aktiven Partner/Partnerin auftreten durch Kontakt mit einer infizierten Vulva (Gesamtheit der äußeren primären Geschlechtsorgane) oder Vagina (Scheide) bzw. mit Menstrualblut.

Schutzmaßnahmen

  • Femidom
  • Lecktuch (Kofferdam, Oralschutztuch, Dental Dam, Kofferdam)
  • Aufgeschnittenes Kondom
  • Gummituch
  • Haushaltsfolie (Herstellungs- und Anwendungsmöglichkeiten siehe YouTube)

Anilingus (Rimming, Rim-Job, Zungenanal, Afterlecken, Rosetten lecken)

Die sexuelle Stimulation der Perianalregion ("Region um den Analkanal herum"), inklusive des Dammes, zum Teil mit Penetration des Anus mit der Zunge, beinhaltet ein hohes Risiko potentieller Infektionen durch Darmbakterien, aber auch durch Infektionen im Vulva- und Dammbereich. Häufig ist die Verbindung mit einem Cunnilingus. Diese Sexpraktik wird von homo- und heterosexuellen Partnern durchgeführt.

Schutzmaßnahmen

  • Reinigung des Vulva- und Analbereiches
  • Lecktuch

Analverkehr (griechisch)

Die Penetration des Anus mit dem Penis oder einem Sexspielzeug wird von heterosexuellen, besonders häufig jedoch von homosexuellen Partnern durchgeführt. Die anale Penetration kann bei beiden Konstellationen auch in Form des Peggings mittels eines Strap-ons durchgeführt werden: Die Frau penetriert den Mann anal mit einem Umschnalldildo, einem sogenannten Strapon.

Diese Form der Sexualität geht mit der höchsten Gefahr von Infektionen, besonders HIV, einher durch den Kontakt mit Darmbakterien und weil durch die Penetration des Sphinkter (Schließmuskel) Verletzungen und Einrisse und somit Blutkontakte möglich sind.

Schutzmaßnahmen

  • Kondom (der Kontakt mit Stuhl ist eher selten, da der Enddarm nach der Defäkation meist frei von Schulresten ist)
  • Gelegentlich wird auch vor dem Verkehr eine Spülung des Enddarmes durchgeführt.
  • Beim Wechseln zum Vaginalverkehr (Ass-to-Pussy/A2P/a2p) sollte immer ein Kondomwechsel oder eine Säuberung des Penis oder des Plugins durchgeführt werden.
  • Die Verwendung von reichlich Gleitmittel ist obligat.
  • Gleiches gilt für den Wechsel des erigierten Penis bzw. des Sexspielzeuges zum Oralverkehr (Ass-To-Mouth/Anal-to-Mouth (A2M/a2m)).
  • Für jede Person einen eigenen Gleitmitteltopf verwenden.
  • Das Gleitgel nicht mit anderen teilen.

Sexspielzeug

Bei Verwendung von Sexspielzeugen, z. B. Dildos, können Rückstände von Körperflüssigkeiten zurückbleiben, die ein potentielles Infektionsrisiko durch Übertragung von einem passiven Partner auf den anderen bzw. beim gemeinsamen Gebrauch verschiedener Personen bedeuten.

Schutzmaßnahmen

  • Reinigung nach jedem Gebrauch, auch beim Partnerwechsel bzw. Benutzung von Kondomen
  • Für jede Person einen eigenen Gleitmitteltopf verwenden.
  • Das Gleitgel nicht mit anderen teilen.

Gruppensex

Beim Gruppensex besteht ein hohes potentielles Risiko, Körperflüssigkeiten durch einen oder mehrere Partnerwechsel zu übertragen.

Schutzmaßnahmen

  • Strikte Beachtung und Einhaltung von Hygienemaßregeln
  • Für jede Person einen eigenen Gleitmitteltopf verwenden.
  • Das Gleitgel nicht mit anderen teilen.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Haversath J, Gärttner KM, Kliem S, Vasterling I, Strauss B, Kröger C: Sexual behavior in Germany – results of a representative survey. Dtsch Arztebl Int, 2017 Aug 21;114(33-34):545-550. doi: 10.3238/arztebl.2017.0545.
  2. Bundesverband der Frauenärzte e.V.: Sexuell übertragbare Krankheiten und Safer Sex. www.frauenarzte-im-netz.de