Penisverkrümmung (Penisdeviation) – Operative Therapie

Indikation für einen chirurgischen Eingriff:

  • Operative Verfahren sollten nur bei starker funktioneller Beeinträchtigung eingesetzt werden, d. h. bei einer starken Penisverkrümmung mit erheblichen Problemen bei der Kohabitation (Beischlaf).

Wichtig: Vor der Operation muss ein Krankheitsstillstand über mindestens 6–12 Monate vorliegen.

Operative Therapie bei Induratio penis plastica (IPP, Peyronie-Krankheit)

1. Operation nach Nesbit (Rafftechnik)

  • Prinzip:
    • Ellipsenförmige Entfernung der Tunica albuginea (bindegewebige Hülle der Schwellkörper) auf der längeren, konvexen Seite der Penisverkrümmung.
    • Verschluss des Defekts mit Raffnähten, wodurch die längere Seite der kürzeren (konkaven) angepasst wird.
  • Vorteile:
    • Hohe Erfolgsrate bei Begradigung.
    • Standardverfahren bei moderater Krümmung (< 60°).
  • Nachteile:
    • Penisverkürzung durch Anpassung der längeren Seite an die kürzere.
    • Keine Korrektur von sanduhrförmigen Einziehungen (distale Einengung des Schwellkörpers).

2. Operation nach Ebbehoj bzw. Essed/Schröder (Rafftechnik ohne Gewebeentfernung)

  • Prinzip:
    • Statt Gewebeentnahme werden Raffnähte an der Tunica albuginea gesetzt.
  • Vorteile:
    • Kein Gewebeverlust, keine Verkürzung des Penis.
    • Minimalinvasive Alternative zur Nesbit-Technik.
  • Nachteil:
    • Nicht so stabil wie die Nesbit-Methode, höhere Rezidivrate.

3. Beseitigung der Penisverbiegung durch Plaqueexzision mit plastischer Deckung des Defektes (Grafting-Technik)

  • Prinzip:
    • Schnittführung durch die Plaques hindurch auf der kürzeren (konkaven) Seite der Penisverkrümmung.
    • Die kürzere Seite wird an die längere angepasst.
    • Defektrekonstruktion (Grafting) mit körpereigenem oder Fremdmaterial.
  • Mögliche Graft-Materialien:
    • Autolog (körpereigen):
      • Vena saphena magna (größte oberflächliche Vene des Beins).
      • Mundschleimhaut.
      • Dorsalvene des Penis.
    • Alloplastisch (künstlich oder aus Spendergewebe):
      • Kollagenmembranen.
      • Perikardmembran (Herzbeutelmembran).
  • Vorteile:
    • Keine Penisverkürzung.
    • Geeignet für ausgeprägte Krümmungen > 60° oder komplexe Verformungen.
  • Nachteile:
    • Höheres Risiko für postoperative Erektionsstörungen.
    • Längere Heilungszeit.

Postoperative Maßnahme:

  • Ab der zweiten postoperativen Woche sollte eine Behandlung mit Vakuumerektionssystemen erfolgen, um eine Schrumpfung des Graftmaterials zu vermeiden.

4. Implantation einer hydraulischen Penisprothese

  • Indikation:
    • Kombination aus Induratio penis plastica (IPP), Penisdeviation und erektiler Dysfunktion.
    • Keine ausreichende Wirkung von Phosphodiesterase-Hemmern (PDE-Hemmern, z. B. Sildenafil).
  • Prinzip:
    • Implantation eines hydraulischen Schwellkörperimplantats.
    • Pumpe im Hodensack, die mit einem Wasserreservoir im Bauchraum verbunden ist.
    • Ermöglicht eine mechanische Erektion auf Knopfdruck.
  • Vorteile:
    • Gleichzeitige Behandlung von Erektionsstörungen und Penisverkrümmung.
    • Hohe Patientenzufriedenheit.
  • Nachteile:
    • Irreversibler Eingriff (natürliche Erektion nicht mehr möglich).
    • Technische Defekte der Prothese sind möglich.

Zusammenfassung der operativen Therapieoptionen bei Penisverkrümmung

Verfahren Prinzip Indikation Vorteile Nachteile
Nesbit-Operation Entfernung der Tunica albuginea auf der konvexen Seite, Raffnähte Krümmung < 60° Stabilste Technik, gute Langzeitergebnisse Penisverkürzung, keine Korrektur der Sanduhr-Deformität
Ebbehoj/Essed-Schröder Raffnähte ohne Gewebeentnahme Moderate Krümmung, keine Verkürzung erwünscht Keine Verkürzung Höhere Rezidivrate
Grafting-Technik Plaqueexzision mit Graft-Abdeckung Krümmung > 60°, komplexe Verformungen Keine Verkürzung Höheres Risiko für Erektionsstörungen
Hydraulische Penisprothese Implantation eines Schwellkörperimplantats Gleichzeitige IPP, Deviation und erektile Dysfunktion Behandlung beider Probleme Natürliche Erektion nicht mehr möglich

Fazit

  • Die Wahl des operativen Verfahrens richtet sich nach der Krümmung, Begleitbeschwerden und Patientenwünschen.
  • Eine Operation sollte erst nach Krankheitsstillstand (6-12 Monate) erfolgen.
  • Die Prothesenimplantation ist nur bei gleichzeitiger erektiler Dysfunktion indiziert.