Libidostörungen der Frau – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Libidostörungen der Frau dar.
Familienanamnese/Partnerschaft
- Gibt es in Ihrer aktuellen Beziehung Besonderheiten oder Schwierigkeiten in Bezug auf die Sexualität?
- Gab es in früheren Beziehungen sexuelle Probleme oder Auffälligkeiten?
- Sie sich in Ihrer sexuellen Orientierung sicher und akzeptiert?
- Leidet Ihr Partner/Ihre Partnerin unter sexuellen Funktionsstörungen? Es ist bekannt, dass männliche sexuelle Dysfunktionen die Sexualität der Partnerin beeinflussen können.
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Gibt es beruflichen Stress oder Belastungen, die Ihre Sexualität beeinflussen könnten?
- Gibt es familiäre Verpflichtungen oder Stressoren, die Ihre sexuelle Lust beeinträchtigen?
- Leiden Sie unter aktuellen psychischen Konflikten, Depressionen oder Angstzuständen? Psychische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle bei sexuellen Funktionsstörungen.
- Haben Sie von der Norm abweichende sexuelle Neigungen?
- Wie wurde in Ihrer Familie mit dem Thema Sexualität umgegangen? Gab es Tabus oder restriktive Einstellungen?
- Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Ihren Eltern beschreiben? Gab es Ereignisse, die Ihre Einstellung zur Sexualität geprägt haben könnten?
- Haben Sie Probleme, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie eine Abnahme des sexuellen Interesses bemerkt? Seit wann besteht diese Veränderung?
- Tritt die Lustlosigkeit in bestimmten Situationen, Orten oder mit bestimmten Partnern auf?
- Ist Geschlechtsverkehr möglich? Empfinden Sie dabei Schmerzen oder Unbehagen?
- Können Sie sexuelle Erregung verspüren? Tritt eine ausreichende Feuchtigkeit auf?
- Wie oft hatten Sie früher Geschlechtsverkehr oder Masturbation (Selbstbefriedigung) im Vergleich zu heute?
- Empfinden Sie bei der Selbstbefriedigung sexuelle Lust oder Erregung?
- Fühlen Sie sich durch die verminderte sexuelle Lust beeinträchtigt oder belastet? Leidet Ihre Beziehung darunter?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wann war Ihre letzte Menstruation? Gibt es Unregelmäßigkeiten oder Beschwerden?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen (können die Sexualfunktion beeinträchtigen):
- Diabetes mellitus
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Leber- oder Nierenerkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- psychische Störungen?
- Haben Sie operative Eingriffe, insbesondere im Beckenbereich, hinter sich? Beispielsweise kann die Entfernung beider Eierstöcke hormonelle Veränderungen und damit Libidostörungen verursachen.
- Bestehen Allergien oder Unverträglichkeiten?
- Haben Sie Kinder geboren? Gab es dabei Komplikationen oder Veränderungen in Ihrer Sexualität nach der Geburt?
Medikamentenanamnese
- Amphetamine (Orgasmusstörung)
- Anticholinergika (Erregungsstörung)
- Antidepressiva
- Selektive Serotonin-Reupdate-Hemmer (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
- trizyklische Antidepressiva (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
- MAO-Inhibitoren (Orgasmusstörung)
- Trazodon (Libidostörung)
- Venlafaxin (Libidostörung)
- Antipsychotika (Neuroleptika) (Libido- und Orgasmusstörung)
- Babiturate (Libido-, Erregung-, und Orgasmusstörung)
- Benzodiazepine (Libido- und Erregungsstörung)
- Chemotherapeutika (Libido- und Erregungsstörung)
- Histamin-Rezeptorblocker
- Hormone
- Antiandrogenwirkende Medikamente – z. B. Cyproteron (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
- Antiöstrogene – Tamoxifen (Libido- und Erregungsstörung)
- Aromatasehemmer (Libido- und Erregungsstörung)
- GnRH-Agonisten (GnRH-Analoga) – z. B. Goserelin (Libido- und Erregungsstörung
- Hormonelle Kontrazeptiva (Östrogene + Gestagen) → Konzentration von SHGB (Sexualhormon-bindendes Globulin) steigt und das frei verfügbare Testosteron sinkt ab, was mit einer abnehmenden Libido einhergehen kann.
- Testosteronderivate – z. B. Danazol
- Indometacin (Analgetikum) (Libidostörung)
- Kardiovaskuläre/antihypertensive Medikamente, die mit Libidostörung einhergehen können: Betablocker, Clonidin (+ Erregungsstörung), Digoxin (+ Orgasmusstörung), Lipidsenker, Methyldopa, Spironolacton
- Ketoconazol (Antimykotikum) (Libidostörung)
- Lithium (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
- Phenytoin (Antikonvulsivum) (Libidostörung)
- Sedativa (Orgasmusstörung)
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.