Verstopfung (Obstipation) – Operative Therapie

Eine operative Therapie der chronischen Obstipation (Verstopfung) sollte nur nach einer umfassenden differenzierten Diagnostik und Ausschöpfung der konventionellen Therapie erwogen werden. Primäre chirurgische Interventionen sind insbesondere bei einer sekundären Obstipation (Verstopfung aufgrund einer Grunderkrankung), beispielsweise infolge eines Kolonkarzinoms (Darmkrebs), indiziert.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Sekundäre Obstipation (Verstopfung aufgrund einer Grunderkrankung) bei mechanischen Ursachen, z. B. Kolonkarzinom (Darmkrebs)
  • Chronische therapierefraktäre Slow-Transit-Obstipation (stark verlangsamte Darmpassage, die nicht auf eine Behandlung anspricht)
  • Schwere idiopathische Kolonmotilitätsstörungen (unbekannte Ursachen für eine gestörte Darmbeweglichkeit), die nicht auf konservative Maßnahmen ansprechen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Funktionelle Defäkationsstörungen (Störungen des Stuhlgangs durch unkoordinierte Beckenbodenmuskulatur) – häufig erfolgversprechender durch Biofeedback-Therapie (gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur mit Rückmeldung) behandelbar
  • Psychogene Obstipation (Verstopfung aufgrund psychischer Ursachen) – operative Therapie ist nicht indiziert
  • Unzureichende Diagnostik (fehlende Abklärung anderer Ursachen) – Ausschluss sekundärer Ursachen erforderlich

Operationsverfahren

Kolonresektion (subtotale Kolektomie, teilweise Entfernung des Dickdarms)

  • Entfernung des Dickdarms unter Erhalt des Rektums (Mastdarms)
  • Vor der definitiven Kolektomie (chirurgische Entfernung des Dickdarms) kann ein Ileostoma (künstlicher Darmausgang am Dünndarm) zur Effektprüfung angelegt werden

Antegrade Lavage (Spülung) bei Kindern

  • Anlage eines Appendikostomas oder Coekostomas (künstlicher Darmausgang auf Höhe des Blinddarms)
  • Ermöglicht regelmäßige Darmspülungen, um den Stuhltransport zu erleichtern

Definitives Ileostoma (dauerhafter künstlicher Dünndarmausgang)

  • Indikation bei schwerer chronischer therapierefraktärer Slow-Transit-Obstipation (stark verlangsamte Darmpassage, die nicht auf eine Behandlung anspricht)
  • Langfristige Lösung, wenn konservative und chirurgische Maßnahmen nicht ausreichen

Postoperative Nachsorge

  • Ernährungsanpassung (individuelle Diät nach der Operation) – ballaststoffarme Phase postoperativ, schrittweise Umstellung
  • Substitution von Elektrolyten und Flüssigkeit (Ausgleich von Salz- und Flüssigkeitsverlusten) – insbesondere nach Ileostoma-Anlage
  • Physiotherapie und Mobilisation (Bewegungstherapie zur Förderung der Darmfunktion)
  • Langfristige gastroenterologische Betreuung (ärztliche Kontrolle durch Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen) zur Vermeidung postoperativer Komplikationen

Mögliche Komplikationen

  • Chronische Diarrhoe (anhaltender Durchfall) nach subtotaler Kolektomie (teilweiser Entfernung des Dickdarms)
  • Elektrolytstörungen (Salzhaushaltsstörungen im Körper), insbesondere bei Ileostoma-Patienten
  • Kurzdarmsyndrom (verminderte Nährstoffaufnahme aufgrund von Darmverkürzung), wenn große Darmabschnitte entfernt wurden
  • Anastomoseninsuffizienz (Undichtigkeit der Darmnahtstellen) nach Kolonresektion (teilweiser Entfernung des Dickdarms)

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Subtotale Kolektomie (teilweise Entfernung des Dickdarms) Chronische therapierefraktäre Obstipation (stark verlangsamte Darmpassage, die nicht auf eine Behandlung anspricht) Entfernung des gesamten betroffenen Dickdarms Risiko für Durchfälle, Elektrolytstörungen
Ileostoma (künstlicher Dünndarmausgang) Schwerste therapierefraktäre Fälle Vollständige Umgehung des Dickdarms Erhöhte Abhängigkeit von Elektrolyt- und Flüssigkeitsmanagement
Appendikostoma/Coekostoma (künstlicher Darmausgang zur Darmspülung bei Kindern) Obstipation (Verstopfung) bei Kindern Ermöglicht gezielte Lavagen (Spülungen) Potenzielle Stomakomplikationen (Probleme mit dem künstlichen Darmausgang)

Fazit

Die operative Therapie der chronischen Obstipation (Verstopfung) bleibt eine Ultima Ratio (letzte Behandlungsoption), wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung ist essenziell, da chirurgische Eingriffe mit erheblichen Langzeitfolgen verbunden sein können.