Unterzuckerung (Hypoglykämie) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hypoglykämie (Unterzuckerung) dar.
Familienanamnese
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Arbeiten Sie körperlich hart?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen?
- Blässe
- Heißhunger
- Herzklopfen
- Schwitzen
- Herzrasen
- Zittern
- Wie lange bestehen diese Symptome schon?
- Haben Sie weitere Beschwerden feststellen können?
- Wann haben Sie zuletzt gegessen/getrunken? Was haben Sie gegessen/getrunken?
- Ist diese Symptomatik schon häufiger aufgetreten? Wenn ja, seit wann tritt die Symptomatik auf? Gab es ein auslösendes Moment?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie uns bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (Diabetes mellitus; Erkrankungen des Nervensystems; Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
- Operationen
- Allergien
- Umweltanamnese / Intoxikationen (Vergiftungen) – Pilztoxine; Ackee-Frucht; Alkoholexzess, vor allem bei Vorliegen schwerer Begleiterkrankungen; Alkohol bei Diabetes mellitus
Medikamentenanamnese
- Analgetika (Schmerzmittel)
- Opioide: Propoxyphen (bei Niereninsuffizienz), Tramadol [3]
- Antiarrhythmika
- Chinidin
- Disopyramid
- Antibiotika
- Chinolone/Fluorchinolone/Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin, Nalidixinsäure, Norfloxacin, Lomefloxacin, Levofloxacin, Ofloxacin): US-Arzneibehörde FDA warnt vor mentalen Störungen und hypoglykämischem Koma [9]
- Ciprofloxacin, Clarithromycin, Levofloxacin, Trimethoprim/Sulfamethazol (in Kombination mit Sulfonylharnstoffen) [4]
- Trimethoprim/Sulfamethazol bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Antidiabetika
- Glinide (Nateglinid, Repaglinid)
- Überdosierung von Insulin (insb. höhere Hypoglykämieneigung bei Frauen) [5]
- Überdosierung von Sulfonylharnstoffen (SH) – Glibenclamid, Gliclazid, Glimepirid, Glipizid, Gliquidon, Tolbutamid
- SH (Glipizid bzw. Glimepirid) in Kombination mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA; hier Warfarin) [7]:
- 22 % erhöhtes Hypoglykämie-Risiko (Odds Ratio [OR] 1,22); im Alter von 65-74 Jahren (OR 1,54) und in Quartalen mit erstmaliger Warfarineinnahme (OR 2,47).
- 47 % erhöhtes Risiko für sturzbedingte Frakturen (Knochenbrüche), die die Patienten in die Notaufnahme brachten bzw. zur stationären Behandlung führten (OR 1,47)
- 22 % erhöhtes Risiko für kognitive Störungen (Minderungen der geistigen Leistungsfähigkeit) (OR 1,22)
- Chinin (eine natürlich in der Chinarinde vorkommende chemische Verbindung aus der Gruppe der Alkaloide)
- Haloperidol (Neuroleptikum aus der Gruppe der Butyrophenone)
- Kombination von mehreren Antidiabetika
- Pentamidin (Wirkstoff aus der Gruppe der Antiparasitika)
- Salicylate
Literatur
- Siehe unter Unterzuckerung (Hypoglykämie)/Ursachen