Zusammensetzung der Muttermilch

Neben wertvollen Nähr- und Vitalstoffen wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, essentielle Fettsäuren, Milchzucker (Lactose) und Proteine, hat die Muttermilch noch weitaus mehr komplexe Substanzen zu bieten. Es sind über 200 verschiedene Bestandteile in der Muttermilch nachweisbar. Die Milch ist bei allen stillenden Frauen aus denselben Stoffen zusammengesetzt. Dennoch ist zu betonen, dass die Konzentrationen der einzelnen Substanzen stark von der Ernährungsweise sowie von dem Ernährungszustand der Mutter abhängen [1].

Zusammensetzung der Muttermilch

Der Makro- und Mikronährstoffgehalt (Vitalstoffe) der Muttermilch entspricht optimal den Bedürfnissen des Neugeborenen. Die Konzentrationen der einzelnen Bestandteile verändern sich mit den sich wandelnden Ansprüchen des wachsenden Säuglings. Muttermilch stellt aus diesem Grund die beste Anfangsnahrung für den Säugling dar.

Kolostrum – gelblich dickliche Vormilch

  • Bildung ab dem 5. Schwangerschaftsmonat bis etwa 3-5 Tage nach der Geburt
  • Enthält viel Proteine, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, aber wenig Lactose.
  • Die Mineralstoffe sorgen dafür, dass sich der Flüssigkeitshaushalt des Kindes in den ersten Tagen stabilisiert.
  • Bietet doppelt so viel Kilokalorien und damit Energie als die „reife“ Muttermilch.
  • Gelbliche Färbung liegt an dem hohen Beta-Carotin-Gehalt, welcher etwa 10-mal höher ist als in der „reifen“ Muttermilch.
  • Hohe Mengen an Beta-Carotin und Vitamin E schützen den Säugling vor oxidationsbedingten Schäden.
  • Reich an Immunproteinen, Antikörpern und anderen Abwehrstoffen, die das Immunsystem des Neugeborenen stärken und dessen Verdauungstrakt vor Infektionen schützen; diese kleiden den Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) des Kindes von innen aus und erschweren somit das Eindringen von Keimen und Allergie auslösenden Stoffen, dadurch wird die Anfälligkeit für Infektionen sowie Nahrungsmittelsensibilitäten im späteren Leben verringert [1]

Zwischen dem dritten und fünften Lebenstag des Säuglings stellt die Brust von Kolostralmilch auf die „reife“ Muttermilch um – Übergangsmilch. Der Fettanteil steigt damit rapide an. Die Übergangsmilch enthält im Gegensatz zur Vormilch weniger Protein, aber höhere Mengen Milchzucker.

„Reife“ Muttermilch – wässrig und dünnflüssig bis zu cremig weißlich

  • Steht dem Säugling ab dem 10. Lebenstag, spätestens ab der 8. Woche, zur Verfügung.
  • Zum Anfang des Stillens ist die Milch wässrig und löscht so den Durst des Kindes, gegen Ende des Stillens wird die sogenannte Hintermilch fett- beziehungsweise kalorienreicher.
  • Deckt den Flüssigkeitsbedarf des Säuglings ab – beim Neugeborenen ist die Konzentrierungsfähigkeit der Niere noch nicht ganz ausgereift und für die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen werden deshalb größere Wassermengen benötigt.
  • Enthält mehr als 150 verschiedene Fettsäuren
  • Reich an Oligo- und Polysacchariden, die zusammen mit Lactose als Nährstoff für die erforderlichen Darmbakterien dienen und das Wachstum infektionsauslösender Bakterien verhindern, Saccharide fördern das saure intestinale Milieu und stellen schließlich für das Kind einen Schutz vor einer Überwucherung durch pathogene Bakterien her.
  • Fördert die Ausscheidung einiger Umweltnoxen – das in der Milch enthaltende Phosphor kann Strontium 90 im Körper binden [1].

Des Weiteren enthält die Muttermilch Enzyme, die dem Neugeborenen helfen, Makro- und Mikronährstoffe (Vitalstoffe) zu verdauen bzw. aufzunehmen sowie Hormone und Wachstumsstoffe, die das Wachstum des Säuglings beeinflussen [1].

Zusammensetzung der Muttermilch – Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente [2]

Mikro- und Makronährstoffe (Vitalstoffe)
Anteile in der Muttermilch pro 100 Gramm
Vitamin A 68,97 µg
Vitamin A (Retinol) 69,69 µg
Vitamin A (Beta-Carotin) 3,0 µg
Vitamin D (Calciferol) 0,067 µg
Vitamin E (Tocopherol) 353 µg
Vitamin K 0,483 µg
Vitamin B1 (Thiamin) 15 µg
Vitamin B2 (Riboflavin) 38 µg
Vitamin B3 (Nicotinamid) 170 µg
Vitamin B5 (Pantothensäure) 210 µg
Vitamin B6 (Pyridoxin) 13,57 µg
Vitamin B9 (Folsäure) 8,5 µg
Vitamin B12 (Cobalamin) 0,05 µg
Vitamin C (Ascorbinsäure) 4,4 µg
Vitamin H (Biotin) 0,58 µg
Natrium 12,66 mg
Kalium 47,36 mg
Magnesium 3,14 mg
Calcium 31,79 mg
Mangan 0,712 µg
Eisen 57,61 µg
Cobalt 0,114 µg
Kupfer 72,23 µg
Zink 148 µg
Nickel 2,9 µg
Chrom 4,10 µg
Molybdän 1 µg
Vanadium 0,5 µg
Phosphor 15 mg
Chlor 40 mg
Fluor 17 µg
Jod 6,30 µg
Selen 3,33 µg
Brom 100 µg
Wasser 87,5 g
Protein 1,13 g
Fett 4,03 g
Kohlenhydrate 7 g

Weitere Hinweise

  • In einer Studie wurde festgestellt, dass nach dem Verzehr eines pfefferhaltigen Currygerichts Piperin – ein Alkaloid, das für die Schärfe des Pfeffers verantwortlich ist – in der Milch stillender Frauen vorkommt. Scharfstoffe aus Ingwer oder Chili sowie der sekundäre Pflanzenstoff Curcumin, der auch in Curry reichlich vorhanden ist, gelangten nicht in die Milch. Man kann davon ausgehen, dass die Ernährungsweise der Mutter die Ernährungspräferenzen von Kindheit an prägen [3].

Literatur

  1. Ziegler AG et al.: Long-Term Protective Effect of Lactation on the Development of Type 2 Diabetes in Women With Recent Gestational Diabetes Mellitus. Diabetes 2012 Dec;61(12):3167-71. doi: 10.2337/db12-0393
  2. Souci SW, Fachmann W, Kraut H: Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen, 7. Auflage. Medpharm Scientific Publishers Stuttgart. 2008
  3. N´Diaye K et al.: Dietary piperine is transferred into the milk of nursing mothers. Mol Nutr Food Res, 11:e2100508, 2021 doi: 10.1002/mnfr.202100508