Hepatitis-B-Impfung
Die Hepatitis B-Impfung (Synonym: HBV-Impfung) ist eine Standardimpfung (Regelimpfung), die mittels eines Totimpfstoffs durchgeführt wird.
Hepatitis B ist eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis-B-Virus verursacht wird.
Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Hepatitis B-Impfung:
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- I: Personen, bei denen wegen einer vorbestehenden oder zu erwartenden Immundefizienz bzw. -suppression oder wegen einer vorbestehenden Erkrankung ein schwerer Verlauf einer Hepatitis-B-Erkrankung zu erwarten ist, z. B. HIV-Positive, Hepatitis-C-Positive, Dialysepatienten.*
Personen mit einem erhöhten nichtberuflichen Expositionsrisiko, z. B. Kontakt zu HBsAg-Trägern in Familie/Wohngemeinschaft, Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, i. v. Drogenkonsumenten, Gefängnisinsassen, ggf. Patienten psychiatrischer Einrichtungen.* - B: Personen mit erhöhtem beruflichen Expositionsrisiko, einschließlich Auszubildende, Praktikanten, Studierende und ehrenamtliche Tätige mit vergleichbarem Expositionsrisiko, z. B. Personal in medizinischen Einrichtungen (einschließlich Labor- und Reinigungspersonal), Sanitäts- und Rettungsdienst, betriebliche Ersthelfer, Polizisten, Personal von Einrichtungen, in denen eine erhöhte Prävalenz von Hepatitis-B-Infizierten zu erwarten ist (z. B. Gefängnisse, Asylbewerberheime, Behinderteneinrichtungen).* **
- R: Reiseindikation: individuelle Gefährdungsbeurteilung erforderlich.***
* Die angeführten Personengruppen haben exemplarischen Charakter und stellen keine abschließende Indikationsliste dar. Die Impfindikation ist auf Grundlage einer Einschätzung des tatsächlichen Expositionsrisikos zu stellen.
** Im Bereich der Arbeitsmedizin sind die Empfehlungen der ArbMedVV zu beachten.
*** Bei zur Gruppe "Reiseindikation" gehörenden Personen ist individuell abzuwägen, ob angesichts des konkreten Expositionsrisikos und des individuellen Risikos eines Impfversagens eine Impferfolgskontrolle erforderlich erscheint.
Legende
- I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter
- B: Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos, z. B. nach Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz/Biostoffverordnung/ Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und/oder zum Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen Tätigkeit
- R: Impfungen aufgrund von Reisen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
- Allergie gegen Impfstoffbestandteile (siehe Zusätze des Herstellers)
Durchführung
- Grundimmunisierung: Für die Grundimmunisierung gegen Hepatitis B sind im Säuglingsalter drei Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen.
- Heute gibt es die Möglichkeit der Durchführung von Kombinationsimpfungen, sodass Kinder mit relativ wenigen Impfungen effektiv gegen die Infektionserkrankungen geschützt sind. Die Sechsfach-Impfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B. Das aktuelle reduzierte „2+1-Schema“ für die Sechsfachimpfung wird wie folgt durchgeführt: Im Alter von 8 Wochen wird mit der Impfserie begonnen und die darauffolgenden Impfungen werden zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von 4 und 11 Monaten durchgeführt. Zwischen der 2. und 3. Impfdosis ist ein Mindestabstand von 6 Monaten einzuhalten.
- Grundimmunisierung zu einem späteren Zeitpunkt (z. B. wg. Reise): Drei Impfungen: Tag 0, Tag 28 und nach > 6 Monaten. Vor der Reise sollten in der Regel 2 Impfungen erfolgt sein, um einen > 85%-igen Hepatitis B-Schutz gewährleisten zu können.
- Kombinierter Hepatitis-A+B-Impfstoff:
- Grundimmunisierung aus 2 Impfdosen im Abstand von 4 Wochen und einer weiteren Dosis nach 6 Monaten oder
- Schnellschema an den Tagen 0, 7, 21, 365
- Nachholimpfung: Alter von 15-23 Monaten und 2-17 Jahren, ggf ab 18. Lebensjahr
- Nach Anschluss der Grundimmunisierung wird eine Kontrolle des Impfstatus anhand einer Blutuntersuchung auf Hepatitis-B-Antikörper (Anti-HBs-Titer) empfohlen (siehe unten: Impfstatus). Dies ist bei Grundimmunisierung von Kindern/Jugendlichen nicht erforderlich. Bei geimpften Säuglingen/Kleinkindern ist eine Wiederimpfung 10 Jahre nach der Grundimmunisierung nicht generell empfohlen.
- Bei in der Kindheit Geimpften mit neu aufgetretenem HB-Risiko (siehe oben Patienten/Personen/Berufsgruppen mit einem erhöhten Risiko) eine Dosis HB-Impfstoff mit anschließender serologischer Kontrolle (Anti-HBs- und Anti-HBc-Bestimmung) 4-8 Wochen nach Wiederimpfung
Wirksamkeit
- Zuverlässige Wirksamkeit
- Impfschutz meist nach 2 Wochen nach der 2. Teilimpfung
- Dauer des Impfschutzes nach abgeschlossener Grundimmunisierung > 10 Jahre
Mögliche Nebenwirkungen/ Impfreaktionen
- Lokale Reaktionen um die Einstichstelle
- Gelenkbeschwerden (selten)
Impfstatus – Kontrolle von Impftitern
Nach Anschluss der Grundimmunisierung wird (4-8 Wochen nach der 3. Impfstoffdosis) eine Kontrolle des Impfstatus anhand einer Blutuntersuchung auf Hepatitis-B-Antikörper (Anti-HBs-Titer) empfohlen:
Impfung | Laborparameter | Wert | Bewertung |
Hepatitis B |
Hepatitis-B-Antikörper (Anti-HBs-Titer) |
< 10 IE/l |
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10-99 IE/l |
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≥ 100 IE/l |
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Weitere Hinweise
- Bei vollständiger und erfolgreicher Basisimmunisierung gegen Hepatitis B hatten 30 Jahre später 125 Teilnehmer (51 %) einer Studie noch einen Antikörpertiter ≥ 10 mIU/ml gegen das Hepatitis-Surface-Antigen (HBs). Anti-HBs-Titer ≥ 10 mIU/ml wurden von den Studienautoren entsprechend der WHO-Einschätzung als protektiv betrachtet [1].
Beachte: Reisemediziner berichten von einer Escape-Mutante des Hepatitis-B-Virus. Möglicherweise kann zukünftig ein neuer Impfstoff auf die Escape-Mutante angepasst werden.
Literatur
- Bruce MG et al.: Antibody Levels and Protection After Hepatitis B Vaccine: Results of a 30-Year Follow-up Study and Response to a Booster Dose. Journal of Infectious Diseases, vol 214, iss 1,1 July 2016. 16-22. doi.org/10.1093/infdis/jiv748