Wie lange sollte das Kind gestillt werden?
Wie lange Sie Ihr Kind stillen, entscheiden letztlich Sie allein. Es gibt viele Faktoren, die in den Entscheidungsprozess einfließen, z. B. wann Sie wieder in Ihren Beruf zurückkehren möchten. Auch aus ästhetischen Gründen verzichten viele Mütter auf ein ausgiebiges Stillen, denn die Form und Größe der Brüste verändern sich im Laufe des Stillens, gerade, wenn man mehrere Kinder gestillt hat.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, ein Baby sechs Monate ausschließlich zu stillen, danach mit der Einführung von Beikost zu beginnen und bis zum 2. Geburtstag oder darüber hinaus ergänzend weiter zu stillen.
Praktiziert wird in der Regel folgende offenere und flexiblere Empfehlung:
- Säuglinge sollten mindestens bis zum Beginn des 5. Lebensmonat ausschließlich gestillt werden, besser bis zum 7. Lebensmonat. Gerade bei Kindern mit Allergierisiko ist ein längeres Stillen von Vorteil. Das Kind benötigt während dieser Zeit keine zusätzliche Flüssigkeit.
- Ab dem 5. Lebensmonat, spätestens aber ab dem 7., kann mit Beikost begonnen werden. Die Einführung der Beikost erfolgt individuell sowie langsam und stufenweise. Ergänzend wird gestillt. Nach und nach nimmt der Anteil der normalen Ernährung des Säuglings zu und die Stillmahlzeiten werden weniger. Die Milchmenge passt sich entsprechend an.
- Ab dem 6. Lebensmonat des Säuglings reicht die Muttermilch allein zur Versorgung nicht mehr aus. Eine Zufütterung wird notwendig. Der Anteil der festen Nahrung (Beikost) sollte während des Abstillens stetig erhöht werden, bis nur noch eine Mahlzeit am Tag aus Muttermilch besteht. Am besten geeignet sind leicht verdauliche Lebensmittel wie Kartoffeln, Reis und Gemüse.
Beachte: Eine sojabasierte Ernährung bei Säuglingen führte in einer Studie zu geschlechtsabhängigen Veränderungen [1]:
- Mädchen: kleinere Uteri (Gebärmuttern) und Uterusinvolution (Gebärmutterrückbildung) verlief etwas langsamer; Brustknospen zeigten in der vierten Woche ein relatives Größenmaximum, die relative Größe ging dann wieder zurück, um später erneut anzusteigen.
- Jungen: Brustknospen zeigten in der vierten Woche ein relatives Größenmaximum, fielen dann kontinuierlich zurück, blieben aber unter der Sojadiät deutlich höher.
- Ein möglicher Einfluss auf Pubertät und Fruchtbarkeit ist nicht auszuschließen.
Um eventuelle Nahrungsmittelintoleranzen sofort zuordnen zu können, müssen neue Nahrungsmittel langsam eingeführt werden – ein Nahrungsmittel nach dem anderen in wöchentlichen Abständen. Lebensmittel mit bekanntlich hoher Allergenität wie Vollkornprodukte, Mais, Pilze, Eier, Fisch, Haselnüsse, Kuhmilch sowie Zitrusfrüchte sollten im ersten Lebensjahr komplett gemieden werden [2]. Häufig sind solche Nahrungsmittel schwer verdaulich und reizen den Verdauungstrakt [2].
Auch kürzeres ausschließliches Stillen als sechs Monate oder teilweises Stillen wird von der Stillkommission als sinnvoll bewertet.
Literatur
- Adgent M A et al.: A longitudinal study of estrogen-responsive tissues and hormone concentrations in infants fed soy formula. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2018; online 1. März 2018, https://doi.org/10.1210/jc.2017-02249
- Ziegler AG et al.: Long-Term Protective Effect of Lactation on the Development of Type 2 Diabetes in Women With Recent Gestational Diabetes Mellitus. Diabetes 2012 Dec;61(12):3167-71. doi: 10.2337/db12-0393