Essentielle Fettsäuren in der Stillphase

Einteilung der Fettsäuren:

  • gesättigte Fettsäuren (SAFA, SFA = Saturated Fatty Acids) – zum Beispiel Arachinsäure und Palmitinsäure, Vorkommen hauptsächlich in tierischen Fetten
  • einfach ungesättigte Fettsäuren (MUFA = Mono Unsaturated Fatty Acids) – zum Beispiel Ölsäure, Vorkommen hauptsächlich in pflanzlichen Ölen, wie Oliven-, Raps- und Erdnussöl
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA = Poly Unsaturated Fatty Acids) – Omega-3- Verbindungen wie Alpha-Linolensäure, EPA sowie DHA, und Omega -6-Verbindungen wie Linolsäure, Gamma-Linolensäure, Dihomo-Gamma-Linolensäure und Arachidonsäure, Vorkommen hauptsächlich in pflanzlichen Ölen wie Maiskeim- und Sojaöl sowie in Kaltwassermeeresfischen

Der Körper ist in der Lage, Fettsäuren mit Ausnahme von Linol- und Linolensäure zu synthetisieren. Die Eigensynthese hängt jedoch von der Ernährungsweise ab. Bei kohlenhydratreicher Kost mit wenig gesättigten Fettsäuren wird die Energie verbrauchende Fettsäuresynthese erhöht. Die vorherrschende protein- und fettreiche Ernährungsform hemmt hingegen die Bildung wichtiger Fette und erhöht stattdessen die Einlagerung von Speicherfett.

Während der Stillzeit ist eine ausreichende Zufuhr von einfach ungesättigten sowie mehrfach ungesättigten Fettsäuren von erheblicher Bedeutung. Die Ursache dafür ist das schnelle Zellwachstum – Wachstum des Fetus und des plazentaren Gewebes, gesteigerte Bildung roter Blutkörperchen – innerhalb der Schwangerschaft, wofür vermehrt essentielle Fettsäuren benötigt werden [1].

Einfach ungesättigte Fettsäuren
sind besonders wichtig für die Aufrechterhaltung der Elastizität von Zellmembranen, da dessen Beweglichkeit die Funktion der integrierten Proteine beeinflusst. Neben Ölsäure gehören unter anderen Laurolein-, Palmitolein- und Gadoleinsäure zu der Gruppe der einfach ungesättigten Fettsäuren.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind essentiell und können somit nicht vom menschlichen Körper synthetisiert werden. Sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden, wobei Schwangere auf eine ausreichende Zufuhr achten sollten, um einen Mangel vorzubeugen.
Linol- und Linolensäure werden zum Aufbau und Unterhalt der Zellmembranen benötigt. Nur durch eine regelmäßige und reichhaltige Zufuhr an Linol- und Linolensäure bleiben die Zellmembranen geschmeidig und verlieren nicht an Elastizität.
Werden hingegen hohe Mengen an gesättigten Fetten aus tierischen Lebensmitteln konsumiert, werden diese anstelle von den mehrfach ungesättigten Fettsäuren in den Zellmembranen eingelagert, wodurch die Membranen an Geschmeidigkeit, Reaktionsbereitschaft und Funktion abnehmen [1]. Gesättigte Fette erhöhen die Entzündungsneigung sowie die Klebrigkeit der Thrombozyten (Blutplättchen) und verengen die Blutgefäße [1].
Des Weiteren können Linol- und Linolensäure zu Eicosanoiden umgewandelt werden. Eicosanoide werden als lokale Hormone oder auch als Gewebshormone bezeichnet und sind eine wichtige Gruppe von Mediatoren mit unterschiedlicher Wirkung. Sie können einen günstigen oder auch ungünstigen Effekt – als Entzündungsmediatoren – haben. Dessen jeweilige Wirkung im Körper ist von dem Verhältnis Omega-3- zu -6-Fettsäuren abhängig [1].
Eine zu hohe Zufuhr an Omega-6-Fettsäuren fördert die Bildung ungünstiger Eicosanoide, welche als Entzündungsmediatoren wirken und so Entzündungen und Gefäßverengung begünstigen. Zudem erhöht eine zu extreme Aufnahme von Linolsäure das Auftreten von Lipidperoxidationen und verursacht Störungen des Arachidonsäuremetabolismus [1].
Die Vitamine A, C und E sind in der Lage, die Umwandlung der Omega-6-Fettsäuren, wie Gamma-Linolensäure und Arachidonsäure, in die Entzündungsmediatoren zu hemmen [1]. Eine ausreichende Aufnahme dieser Antioxidantien verringert die Konzentration entzündungsfördernder Eicosanoide und damit die Neigung zur Gefäßverengung [1].
Omega-3-Fettsäuren vermindern die Umwandlung von Linolsäure in Arachidonsäure, hemmen damit die Entstehung der Entzündungsmediatoren und steigern die Umwandlung in günstige Eicosanoide. Auf diese Weise wirken Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend, blutfett- und blutdrucksenkend sowie blutgerinnungsfördernd [1].

Ein günstiges Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren – 5:1 – durch ausreichenden Fischverzehr, häufige Verwendung pflanzlicher Öle und vegetabilen Nahrungsbestandteilen beziehungsweise Substitutionen,
hilft die Konzentration ungünstiger Eicosanoide zu senken [1]. In der Schwangerschaft wird eine tägliche Omega-3-Fettsäure-Zufuhr von 0,5 Gramm [1] empfohlen.

Eicosanoide sind wichtige Bestandteile von Zellmembranen und regeln alle Zellfunktionen, die sowohl für die Mutter als auch für den heranwachsenden Fetus lebenswichtig sind.

Eicosanoide sind beteiligt an:

  • Zellwachstum und -regeneration
  • Regulierung der Blutfette und des Cholesterins, des Blutdrucks, der Blutplättchen und der Blutgerinnung
  • Regulierung des Lipoproteinstoffwechsels (Fettstoffwechsel)
  • Beeinflussung der Herzfrequenz und des Schmerzempfindens
  • Verantwortlich für allergische und entzündliche Vorgänge
  • Erhaltung einer gesunden Haut und Erhaltung von geistigen Funktionen
  • Zur Aufrechterhaltung des Immunsystems und zur Verminderung von Entzündungen sowie Erkrankungen [1]

Überwiegt die Konzentration günstig wirkender Eicosanoide, beeinflussen diese die Zellfunktionen positiv. Kommt es jedoch zu einer vermehrten Bildung von Entzündungsmediatoren, steigt damit der Blutdruck, der Cholesterin- sowie der Blutfettspiegel. Die Entzündungsneigung erhöht sich, die Blutplättchen drohen zu verkleben und die Blutgefäße werden stark verengt [1].

Linolensäure kann im Körper zu den essentiellen Omega-3-Fettsäuren
Eicosapentaensäure EPA – und Docosahexaensäure DHA  umgewandelt werden [1]. Da diese Umwandlungsprozesse jedoch wenig effizient ablaufen und durch Erkrankungen sowie Vitalstoffmängel (Mikronährstoffe) – zum Beispiel Mangel an Vitamin B6, Zink oder Magnesium – behindert werden können, müssen insbesondere während der Stillzeit die essentiellen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA in ausreichenden Mengen über die Nahrung oder in Form von Substitutionen zugeführt werden.

DHA wird für die Bildung von Strukturlipiden des Gehirns benötigt. Die Strukturlipide sind für die Wachstumsphasen des Kindes unerlässlich. Ein Mangel an DHA verursacht Wachstumsstörungen sowie Hautveränderungen – schuppige, rissige, verdickte Haut [1].

EPA aus Fischöl führt dazu, dass fast die gesamte Arachidonsäure aus Membranophospholipiden in allen Zellen ersetzt wird. Eine ausreichende Zufuhr von EPA erniedrigt somit die Konzentration von Omega-6-Verbindungen und stellt einen Schutz vor Thrombose und Entzündungen dar, fördert die Blutgerinnung und senkt den Blutdruck sowie die Blutfettwerte [1].

Hinweis!
Omega-3-Fettsäuren-Präparate werden als Fischöl angeboten, das reich an EPS und DHS ist. Da die hochungesättigten Omega-3-Fettsäuren sehr oxidationsempfindlich sind, ist eine zusätzliche Supplementierung mit natürlichem TocopherolVitamin E –, Vitamin C, Selen und anderen antioxidativ wirksamen Substanzen zu empfehlen, um den Fetus vor oxidativen Schäden zu schützen [1].

Essentielle Fettsäuren – Vorkommen in den Nahrungsmitteln

  • Omega-6-Verbindung Linolsäure – Pflanzenöle, wie Getreidekeim-, Distel-, Raps-, Sojabohnen-, Sesam- und Sonnenblumenöl
  • Omega-6-Verbindung Gamma-Linolensäure – Nachtkerzen- und Borretschöl, Öl aus den Samen der Schwarzen Johannisbeere
  • Omega-3-Verbindung Alpha-Linolensäure – Sojabohnen, Walnüsse, Spinat, Linsen, Weizenkeime, Leinsamen und die daraus hergestellten Öle

Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA – durch das Vorkommen in Algen, Moosen und Farnen gelangen diese Fettsäuren in hoher Konzentration über die Nahrungskette in Kaltwasserfische, wie Makrele, Hering, Lachs und Forelle, in Muscheln, ins Fleisch von Wildtieren, die die Moose und Farnen fressen [1].

Empfohlene Menge an täglicher Zufuhr von essentiellen Fettsäuren in der Schwangerschaft

  • Linol- und Linolensäure – 25-30 Gramm
  • Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA – 500 mg – aus Fischöl [1]

Folgen eines Mangels an essentiellen Fettsäuren:

  • Geschwächtes Immunsystem, erhöhte Anfälligkeit auf Infektionen
  • Gestörte Sehkraft
  • Gestörte Wundheilung
  • Alopecia (Haarausfall)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Koagulopathien (Gerinnungsstörungen)
  • Nierenerkrankungen
  • Reduzierte Funktionstüchtigkeit der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • Hautveränderungen – schuppige, rissige, verdickte Haut
  • Verminderte Leberfunktion
  • Verstärkung der Symptome von Arthritis (Gelenkentzündung), Allergien, Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung), Thrombose, Ekzemen, des prämenstruellen Syndroms – Ermüdung, Konzentrationsschwäche, deutliche Veränderung des Appetits, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen
  • Erhöhtes Krebsrisiko [1]

Folgen eines Mangels an essentiellen Fettsäuren – Auswirkungen auf den Fetus sowie auf die Kindheit:

  • Vermindertes Ganzkörperwachstum
  • Ungenügende Entwicklung des Gehirns
  • Erhöhte Entzündungsneigung
  • Erhöhte Thrombozytenaggregation (Zusammenlagern bzw. die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten) im Rahmen der Blutgerinnung)
  • Geschwächtes Immunsystem, erhöhte Anfälligkeit auf Infektionen
  • Gestörte Sehkraft
  • Gestörte Wundheilung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hyperaktivität
  • Koagulopathien (Gerinnungsstörungen) [1]
  • Neurologische Störungen – Konzentrations- und Leistungsschwäche
  • Reduzierte Funktionstüchtigkeit der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • Verminderte Leberfunktion
  • Verringerung der Lernfähigkeit
  • Vasokonstriktion (Blutgefäßverengung)

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Literatur

  1. Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 318 -339, Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004