Mikronährstoff-Mehrbedarf (Vitalstoffe) in der Schwangerschaft – Weitere Vitalstoffe (Mikronährstoffe)

Vitaminoide sind essentielle Nahrungsbestandteile mit vitaminähnlichen Wirkungen, aber ohne Coenzymfunktion. Der Körper kann diese Stoffe selbst herstellen, jedoch ist die Eigensynthesemenge vor allem in der Schwangerschaft nicht ausreichend für die Bedarfsdeckung [5]. Deshalb ist die Zufuhr über die Nahrung oder in Form von Supplementierung von entscheidender Bedeutung.
Kommt es zum Mangel dieser Vitaminoide, wird die Plasmakonzentration der Mutter zugunsten des Fetus' stark reduziert.

L-Carnitin

Funktion des L-Carnitins

  • Unerlässlich für den Fettsäuretransport und für die Energiegewinnung aus dem Abbau von Fettsäuren – mitochondriale Fettsäureoxidation
  • Beteiligt an der Wirkung des Schilddrüsenhormons Thyroxin, welches Stoffwechselvorgänge und innere Verbrennungsvorgänge durch vermehrte Sauerstoffaufnahme in die Zellen steigert
  • Gute Carnitin-Lieferanten sind Fleisch und Milch, in pflanzlichen Nahrungsmitteln kaum vorhanden – Vegetarier sind mangelgefährdet [6]

L-Carnitin wird in den Zellen von Leber und Nieren aus den Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisiert. Für die Eigensynthese werden zudem Vitamin B3, B6, C sowie Eisen benötigt. Diese Vitalstoffe (Mikronährstoffe) müssen daher in ausreichenden Mengen vorhanden sein, um die Bildung von L-Carnitin zu gewährleisten [6].

Da das Herz, die Muskeln, Leber und Nieren hauptsächlich ihren Energiebedarf aus Fetten decken, sind sie besonders auf Carnitin angewiesen. Im Carnitin-Mangel können die Funktionen von Herz, Muskeln, Leber und Nieren beeinträchtigt werden, woraus Energiebereitstellungsprobleme resultieren [6].

Coenzym Q10

Funktion der Coenzyme Q10

  • Energielieferant – aufgrund der ringförmigen Chinonstruktur kann Coenzym Q10 Elektronen aufnehmen und abgeben, wodurch es eine Schlüsselrolle bei dem biochemischen Prozess der Energiebildung unter Sauerstoffverbrauch – Atmungskettenphosporylierung – in den Mitochondrien einnimmt – bei diesem wichtigen Vorgang kann das Vitaminoid nicht ersetzt werden
  • Beteiligt an der Synthese des ATP, dem Hauptenergieträger der Zelle
  • Membranstabilisierung
  • Wichtiges fettlösliches Antioxidans, da es in den Mitochondrien – wo Freie Radikale als instabile Reaktionsprodukte aus der Zellatmung entstehen –, vorliegt und so Fette vor Oxidation sowie vor Schäden durch Freie Radikale schützt – der antioxidative Schutz während der Schwangerschaft kann neben der Gabe von Coenzym Q10 durch erhöhte Aufnahme der Antioxidantien Beta-Carotin, Selen, Vitamin E, C, Gamma-Linolensäure sowie Fettsäuren erheblich verbessert werden
  • Unterstützt die Wirkung von Vitamin E als Radikalfänger im Fettgewebe, indem es seine Regeneration beschleunigt
  • Hauptsächlich zu finden in Fleisch, Fisch – Sardinen, Makrelen –, Brokkoli, grünen Bohnen, Kohl, Spinat, Knoblauch und in einigen Ölen – Oliven-, Soja-, Mais- und Weizenkeimöl –; in Vollkornprodukten sind hohe Mengen an Coenzym Q9 enthalten, das in der Leber in die für Menschen verwertete Form umgewandelt werden kann [6]

Coenzyme Q sind chemische Verbindungen aus Sauerstoff-, Wasserstoff- und Kohlenstoffatomen, die eine sogenannte ringförmige Chinonstruktur bilden. Sie sind in allen Zellen vertreten – Mensch, Tier, Pflanze, Bakterien – und werden deshalb als Ubichinone bezeichnet. Für den Menschen ist nur das Coenzym Q10 relevant, wobei in der Natur die Coenzyme Q1 bis Q10 vorkommen.

Um im Körper synthetisiert werden zu können, werden die Aminosäuren Phenylananin, Tyrosin und Methionin sowie die Vitamine B3, B5, B6, B9 und B12 benötigt. Um innerhalb der Schwangerschaft ausreichend mit Coenzym Q10 versorgt zu sein, muss die Mutter auf die Zufuhr von Q10 über die Nahrung sowie von Aminosäuren und Vitaminen, die für die Q10-Eigensynthese benötigt werden, achten [6].

Die höchsten Coenzym Q10-Konzentrationen sind in den Mitochondrien von Herz und Leber zu finden, da diese Organe den höchsten Energiebedarf haben. Auch die Nieren und die Bauchspeicheldrüse weisen hohe Coenzym Q10-Konzentrationen auf [6].
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist nicht eindeutig geklärt, wie groß der tägliche Bedarf an Coenzym Q10 während der Schwangerschaft wirklich ist. Ebenso ist unklar, wie hoch die Coenzym Q10-Eigenproduktion und deren Beitrag zu einer bedarfsgerechten Versorgung ist. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Bedarf bei oxidativem Stress erhöht ist [6]. Das vermehrte Auftreten von Freien Radikalen – durch hohen oxidativen Stress bei entzündlichen Prozessen, erhöhter körperlicher oder geistiger Belastung, Strahlenbelastung, Kontakt mit Zigarettenrauch, einigen Arzneimitteln, schädlichen Chemikalien und Umweltgiften [1] – stellt eine Belastung für den Q10-Pool in den Mitochondrien von Organen mit dem höchsten Energiebedarf – Herz, Leber und Nieren – dar. Demnach kann bei schwangeren Frauen, die unter hohen oxidativem Stress leiden, der Verbrauch an Coenzym Q10 mehr oder weniger erhöht sein [2, 4, 5].

Im Alter stellen sich Coenzym Q10-Konzentrationen ein, die bis zu 50 % unter denen im mittleren Lebensalter liegen. Ein Grund für die niedrige Coenzym Q10-Konzentration könnte ein verstärkter Verbrauch im Alter oder die Abnahme der Mitochondrienmasse in der Muskulatur sein – ein wissenschaftlicher Beweis dafür steht noch aus [2, 4, 5]. Befinden sich schwangere Frauen im höheren Alter, kann ihr bereits schon geringer Q10-Pool zusätzlich durch oxidativen Stress belastet werden.
Demnach ist bei älteren Schwangeren die Zufuhr an Coenzym Q10 über die Ernährung für den Gehalt an diesem Vitaminoid in Organen wie Herz, Leber, Lunge, Milz, Nebenniere, Niere und Bauchspeicheldrüse möglicherweise von größerer Bedeutung [2, 4, 5].

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Entwicklung der Coenzym Q10-Werte nach Lebensalter
[6]

Organ Q10-Werte bei 20-Jährigen (Ausgangsbasis 100) Q10-Wert-Abnahme in % bei 40-Jährigen Q10-Wert-Abnahme in % bei 79-Jährigen
Herz 100 32 58
Leber 100 5 17
Lunge 100 0 48
Milz 100 13 60
Nebenniere 100 24 47
Niere 100 27 35
Bauchspeicheldrüse 100 8 69

Die Resorption von Q10 kann durch eine gleichzeitige Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen – Flavonoide – erhöht werden [6].


Tabelle – Bedarf an L-Carnitin und Q 10

Vitaminoide Mangelerscheinungen – Auswirkungen auf die Mutter Mangelerscheinungen – Auswirkungen auf den Fetus beziehungsweise auf den Säugling
L-Carnitin
  • Allgemeine Leistungsschwäche, chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)
  • Erkrankung des Herzmuskels, Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)
  • Hohe Infektanfälligkeit
  • Insulinresistenz, niedriger Blutzucker – Hypoglykämie
  • Verminderte ATP-Produktion
  • Muskelschwäche, -krämpfe und -schmerzen
  • Blutarmut – Anämie
  • Leberschäden
  • Fettanhäufung in den Organen [6]
  • Gedeih- und Wachstumsstörungen
  • Hohe Infektanfälligkeit
  • Neigung zu krampfartig auftretenden Schmerzen in der Bauchregion
  • Erniedrigter Blutdruck (Hypotonie)
  • Leberschäden
  • Fettanhäufung in dem Organe
  • niedriger Blutzucker (Hypoglykämie)
  • Muskelschwäche, -krämpfe und -schmerzen [6]
Coenzym Q10 (Ubichinon)
  • Verschlechterung der Energiebilanz energiereicher Organe wie Herz, Leber und Nieren
  • Erhebliche Störungen des aeroben Stoffwechsels, da es als wichtiger Bestandteil der Atmungsketten-
    phosphorylierung fehlt
  • Beeinträchtigung der ATP-Bildung in Zellen mit einem hohen Energieumsatz
  • Energiebereitstellungsprobleme
  • Verminderte Mitochondrienfunktion sowie verminderte Muskelkraft
Erhöhter oxidativer Stress führt zu
  • Verminderter Immunreaktion
  • Entzündungen, insbesondere der Mundschleimhaut – Zahnfleischerkrankungen, hohes Parodontitisrisiko
  • Schädigung der DNA in den Mitochondrien
  • Beeinträchtigung der ATP-Bildung in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, wodurch weniger Insulin produziert wird
  • Erhöhtem Risiko für Diabetes mellitus
  • Vermehrter Bildung von Metastasen mit erhöhtem Risiko für Tumorerkrankungen, insbesondere Brustkrebs (Mammakarzinom)
  • Ungenügendem Hautschutz, vermehrte Faltenbildung
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Hohe Cholesterinwerte
    (Hypercholesterinämie) [6]
  • Verschlechterung der Energiebilanz energiereicher Organe wie Herz, Leber und Nieren
  • Beeinträchtigung der ATP-Bildung in Zellen mit einem hohen Energieumsatz
  • Verminderte Mitochondrienfunktion
  • Verminderten Immunreaktion
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Hohe Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie) [6]

Literatur

  1. Dietl H, Ohlenschläger G: Handbuch der Orthomolekularen Medizin. 79, Karl F. Haug Fachbuchverlag; September 2004
  2. Franz G: 10 Fragen in der Ernährungsdiskussion. 4, Ernährungs-Umschau 41: 343 (1994)
  3. Hahn A: Nahrungsergänzungsmittel. 187-190, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2001
  4. Lenaz G et al.: The function of coenzyme Q in mitochondria. Clin. Investig. 71: 66-70 (1993)
  5. Permanetter B: Aktuelles Interview: Coenzym Q10. Ernährungsumschau 10: B47-B48 (1994)
  6. Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 96-228, Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004