Striae gravidarum – Schwangerschaftsstreifen

Striae gravidarum, umgangssprachlich Schwangerschaftsstreifen genannt, sind Hautdehnungsstreifen (Striae distensae), die häufig im Verlauf der Schwangerschaft auftreten. Sie entstehen durch die schnelle Dehnung der Haut infolge von Gewichtszunahme und hormonellen Veränderungen.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM L90.6: Striae cutis atrophicae

Formen der Striae gravidarum

  • Striae rubrae: Erythematöse (rötliche) Streifen, die zu Beginn der Schwangerschaft auftreten.
  • Striae albae: Hypopigmentierte (weißliche) Läsionen, die aus den Striae rubrae entstehen und dauerhaft bleiben.

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Tritt vorwiegend im zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Zwischen 50-90 % der schwangeren Frauen entwickeln Striae gravidarum.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Initiale Phase: Striae rubrae entstehen als bläulich-rötliche Streifen, die auf die schnelle Dehnung der Haut reagieren.
  • Spätere Phase: Mit der Zeit verblassen die rötlichen Streifen und werden zu Striae albae, die weißlich und eingesunken sind.
  • Lokalisation: Bevorzugte Stellen sind der Bauch, die Hüften, die Glutealregion (Gesäßregion) und die Brüste.

Prognose

  • Dauerhaftigkeit: Striae albae bleiben in der Regel dauerhaft, können jedoch durch verschiedene therapeutische Maßnahmen in ihrer Sichtbarkeit reduziert werden.
  • Kosmetische Beeinträchtigung: Während Striae gravidarum gesundheitlich unbedenklich sind, können sie kosmetisch störend sein.
  • Behandlungsmöglichkeiten:
    • Verschiedene Therapien zur Kollagenbildung, Verblassung und Repigmentierung können die Sichtbarkeit der Streifen verbessern.
    • Ein frühzeitiger Therapiebeginn kann die besten Ergebnisse liefern.

Symptome – Beschwerden

Dehnungsstreifen treten in zwei Versionen auf:

  • Striae rubra (= erythematöse, d. h. rötliche Streifen)
  • Striae alba (= hypopigmentierte und damit weißliche Läsionen)

Endsprechend sind Schwangerschaftsstreifen zunächst bläulich-rötlich gefärbt, verblassen jedoch später und bleiben als weißlich-gelbliche, eingesunkene Streifen auf der Haut zurück.

Lokalisation: bevorzugt Bauch, Hüften, Glutealregion (Gesäßregion) und Brust 

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Die Ursache der Streifenbildung liegt in einer Schädigung der elastischen Fasern in der Haut, verursacht zum einen durch das schnelle Wachstum des ungeborenen Kindes beziehungsweise der Brust. Daher werden diese Streifen auch manchmal als Dehnungs- oder Wachstumsstreifen bezeichnet.

Des Weiteren spielen Glucocorticoide, die zur Gruppe der Hormone gehören, eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Schwangerschaftsstreifen. Diese Hormone werden in der Nebennierenrinde produziert und liegen während der Schwangerschaft vermehrt vor.

Therapie

Je nach Alter und Aussehen der Schwangerschaftsstreifen werden drei Ziele verfolgt: Kollagenbildung, Verblassen und Repigmentierung.

Kollagenbildung

  • Die Kollagenproduktion kann ggf. mittels Hyaluronsäurepräparaten verbessert werden. Weitere Optionen zur Anregung der Kollagensynthese sind u. a. chemisches Peeling und Mikrodermabrasion (kontrollierte, mechanische Abtragung der oberen Hautschichten mit kleinen Kristallen).
  • Eine weitere Möglichkeit der Kollagenaktivierung ist die Behandlung mittels fraktionierten Lasern. Nichtablative Laser (minimalinvasive Laser; fraktionierter Erbium-Glas-Laser) sollen dabei die besten Ergebnisse liefern.

Verblassung

  • Gepulste Farbstofflaser (PDL), sogenannte Gefäßlaser, werden bei Rötungen eingesetzt. Diese können bei frischeren Schwangerschaftsstreifen die Rötung verringern, d. h. zur Verblassung derselben beitragen.

Repigmentierung

  • Zur Repigmentierung der Striae albae ("weiße Streifen") kann für eine kurze Zeit die Melaninsynthese mit UV-Licht angeregt werden. Eine weitere Möglichkeit dafür bietet der XeCl-Eximer-Laser.

Weitere Hinweise 

  • Microneedling (s. u. Dermaroller): Das Verfahren verursachte mehr Schmerzen als eine Lasertherapie (Neodymium:Yttrium-Albumin-Perowskit 1340nm fraktionierter, nicht ablativer Laser, NAFL); Erytheme (Hautrötung) und Pruritus (Juckreiz) traten mit Microneedling bei 68,3 % bzw. 13,5 % der Frauen auf (Lasertherapie: Erytheme: 66,3 %; Juckreiz: 12,5 %). Bei der Lasertherapie kam es zusätzlich zu Krustenbildungen (1,9 %), Hyperpigmentierungen (1 %) und Schmerzen, die erst nach der Behandlung auftraten (1,9 %); zudem hielten die Nebenwirkung in der Gruppe der Laser-Patienten länger an (4 versus 3 Tage) [1].
  • Soweit es sich um relativ frische Striae handelt, kann ein Therapieversuch mit topischem Tretinoin (örtliche Therapie) – auch als Vitamin-A-Säure (kurz: VAS bzw. all-trans-Retinsäure) bezeichnet – durchgeführt werden.

Literatur

  1. Naspolini AP, Boza JC, da Silva VD, Cestari TF: Efficacy of Microneedling Versus Fractional Non-ablative Laser to Treat Striae Alba: A Randomized Study. Am J Clin Dermatol. 2019 Apr;20(2):277-287. doi: 10.1007/s40257-018-0415-0.