Blasenentzündung (Zystitis) – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Zystitis (Blasenentzündung) mit bedingt sein können:

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99) 

  • Frühgeburt
  • Reduziertes Geburtsgewicht
  • Erhöhte neonatale Mortalität (Neugeborenensterblichkeit bis zum 28. Lebenstag) und Präeklampsie (Bluthochdruck in der Schwangerschaft)

Urogenitaltrakt (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Akute Niereninsuffizienz (akutes Nierenversagen/ANV)
  • Akute Pyelonephritis (aPN; Nierenbeckenentzündung) – bei Vorliegen eines vesikoureteralen Refluxes (Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken) bzw. pyelorenalen Refluxes und gleichzeitiger insuffizienter Therapie der Zystitis; kann sich weiterentwickeln bis zur Urosepsis (von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung) mit progredienten (fortschreitenden) dialysepflichtigen Nierenversagen und ggf. Multiorganversagen (MODS, Multi organ dysfunction syndrome; MOF: Multi organ failure; gleichzeitige oder sequentielle Versagen bzw. die schwere Funktionseinschränkung verschiedener lebenswichtiger Organsysteme des Körpers)
  • Chronische Zystitis – wg. inadäquter Antibiotikatherapie; kann sich bei Männern ausweiten auf eine chronische Prostatitis (Prostataentzündung) mit Damm-, Miktions- und Ejakulationsschmerzen (Schmerzen im Bereich des Dammes, beim Wasserlassen und während der Ejakulation)
  • Epididymitis (Nebenhodenentzündung)/Orchitis (Hodenentzündung)
  • Malakoplakie – seltene chronisch entzündliche Erkrankung, die mit sichtbaren plaqueartigen oder tumorförmigen, weiß-grauen Ablagerungen im Bereich der Schleimhäute der Blase, aber auch der Ureteren (Harnleiter) und Prostata einhergehen; Auftreten bevorzugt bei Nierentransplantierten als chronische Blasen- und Harnwegsinfekte (HWI), die nicht ausreichend behandelt wurden.
  • Nephrosklerose (nicht entzündliche Nierenkrankheit (Nephropathie) infolge von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)) – indirekte Folge eines nicht ausreichend behandelten Harnwegsinfektes
  • Nierenabszess (eitrige Nierenentzündung)
  • Paranephritischer Abszess – Eiteransammlung im Fettgewebe, welches sich um die Niere befindet
  • Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Pyonephrose – septische Harnstauungsniere
  • Schrumpfblase
  • Urosepsis (von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung) – bei unkomplizierten Harnwegsinfekten besteht dafür ein niedriges Risiko, dagegen besteht ein hohes Risiko bei komplizierter Harnwegsinfektion

Weiteres

  • Übermäßiges Nervenwachstum in der Blase ist möglicherweise für Schmerzen bei rezidivierenden Harnwegsinfekten, auch wenn die Bakterien durch den Einsatz von Antibiotika eliminiert wurden, verantwortlich [1]

Prognosefaktoren

  • Diabetes mellitus – bei Diabetespatienten ist nicht nur das Risiko für Harnwegsinfektionen (HWI) signifikant erhöht, die Erkrankung nimmt auch häufiger einen komplizierten Verlauf (z. B. Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) mit tubulointerstitieller Schädigung und konsekutiver Störung der Nierenfunktion, Abszessbildung (Bildung einer Eiterhöhle), Chronifizierung der Erkrankung, Stoffwechseldekompensation, lebensbedrohliche Sepsis (Urosepsis)); potentielle Langzeitkomplikation ist die Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) mit Dialysepflichtigkeit

Literatur

  1. Hayes B et al.: Recurrent infections drive persistent bladder dysfunction and pain via sensory nerve sprouting and mast cell activity Science Immunology 2024;9(93) doi: 10.1126/sciimmunol.adi557

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring