Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Prävention

Primärprävention

Die Primärprävention der Cervixinsuffizienz ist limitiert, da direkte Risikofaktoren oft nicht vermeidbar sind. Maßnahmen fokussieren sich auf die frühzeitige Identifikation von Risikopatientinnen und präventive Interventionen.

Sekundärprävention

Ziel ist die frühzeitige Erkennung und Behandlung einer bestehenden Cervixinsuffizienz, um Komplikationen wie Frühgeburten zu vermeiden.

  • Intravaginale Progesteronapplikation (in die Scheide eingeführt)
    • Indikation: Schwangere mit Risikofaktoren wie:
      • Zustand nach Frühgeburt
      • Verkürzte Cervixlänge (< 25 mm vor der 24. SSW)
    • Therapieoptionen:
      • Progesteron-Gel: 90 mg intravaginal, einmal täglich
      • Progesteron-Kapseln: 200 mg intravaginal, einmal täglich
    • Effekte: Studien zeigen eine signifikante Reduktion der Frühgeburtsrate durch Progesteronapplikation [1, 2].
  • Cervixpessar
    • Einsatz bei asymptomatischen Schwangeren mit verkürztem Cervix zur mechanischen Stabilisierung des Muttermunds.
    • Wirksamkeit: Eine Metaanalyse zeigte eine Reduktion der Frühgeburtenrate vor der 37. SSW um bis zu 70 %.
  • Cerclage (Muttermundumschlingung)
    • Indikation: Vorbestehende Cervixinsuffizienz mit nachgewiesener Frühgeburt in der Anamnese.
    • Erfolg: Bei selektiver Anwendung in Hochrisikopopulationen können Frühgeburten reduziert werden.
  • Monitoring
    • Regelmäßige vaginale Sonographie (Ultraschall) zur Messung der Cervixlänge (Gebärmutterhalslänge), insbesondere bei Risikopatientinnen.
    • Frühzeitige Intervention bei Anzeichen einer Cervixverkürzung.

Tertiärprävention

Bei einer bestehenden Cervixinsuffizienz zielt die Tertiärprävention darauf ab, die Geburt so lange wie möglich hinauszuzögern und Komplikationen zu minimieren.

  • Medikamentöse Maßnahmen
    • Tokolyse: Einsatz von Tokolytika zur Hemmung von vorzeitigen Wehen.
    • Progesteronsubstitution: Fortsetzung der intravaginalen Progesteronapplikation.
  • Operative Maßnahmen
    • Cerclage-Notfallversorgung: Notfall-Cerclage bei bereits eröffnetem Muttermund.
  • Supportive Maßnahmen
    • Bettruhe: In schweren Fällen zur Druckentlastung des Cervix.
    • Antenatale Corticosteroide: Förderung der fetalen Lungenreifung bei drohender Frühgeburt.
    • Magnesiumsulfat: Neuroprotektion des Feten.

Zusammenfassung

  • Primärprävention: Begrenzte direkte Maßnahmen, Fokus auf Risikoreduktion durch Lebensstilinterventionen und Monitoring.
  • Sekundärprävention: Progesteronapplikation und mechanische Stabilisierung (Pessar, Cerclage).
  • Tertiärprävention: Maximierung der Schwangerschaftsdauer durch medikamentöse und operative Maßnahmen.

Literatur

  1. Abele H, Berger R, Garnier Y, Kuon R, Maul H, Rath W, Schleußner E: Prädiktion und Prävention der Frühgeburt. Frauenarzt 54 (2013) 1060-1071
  2. Alfirevic Z, Owen J, Carreras Moratonas E, Sharp AN, Szychowski JM, Goya M: Vaginal progesterone, cerclage or cervical pessary for preventing preterm birth in asymptomatic singleton pregnant women with a history of preterm birth and a sonographic short cervix. Ultrasound Obstet Gynecol. 2013 Feb;41(2):146-51. doi: 10.1002/uog.12300. Epub 2013 Jan 17.