Fehlgeburt (Abort) – Operative Therapie

Fehlgeburten (Abort) sind Schwangerschaftsverluste vor der 24. Schwangerschaftswoche (SSW). Die operative Therapie dient der Entfernung von Schwangerschaftsgewebe und der Reduktion von Komplikationen wie Infektionen oder Blutungen. Je nach Art des Aborts werden unterschiedliche Verfahren angewendet.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abortus incipiens (beginnender Abort)
  • Abortus incompletus (unvollständiger Abort)
  • Abortus completus (vollständiger Abort)
  • Missed Abortion (verhaltener Abort)
  • Abortus febrilis (fieberhafter oder septischer Abort)
  • Habituelle Aborte (wiederholte Spontanaborte – WSA)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute schwere Infektion oder Sepsis (Blutvergiftung), die vor einer chirurgischen Intervention antibiotisch behandelt werden muss
  • Gerinnungsstörungen, die das Blutungsrisiko erheblich erhöhen
  • Instabile hämodynamische Situation, die eine intensivmedizinische Stabilisierung erfordert
  • Spontane Komplettausstoßung der Fruchtanlage, wenn kein pathologischer Geweberest im Uterus verbleibt

Operationsverfahren

Kürettage (Ausschabung der Gebärmutter)

Techniken:

  • Stumpfe Kürette – Chirurgischer Eingriff zur Entfernung von Schwangerschaftsgewebe.
  • Saugkürette – Mittel der Wahl bis zur 12. Schwangerschaftswoche (SSW).

Hinweise zur Durchführung:

  • Die Saugkürette kann ambulant unter Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) durchgeführt werden.
  • Optional: Sedierung bei Bedarf.
  • Antibiotische Prophylaxe mit Doxycyclin, insbesondere bei erhöhtem Infektionsrisiko.

Hysteroskopische Verfahren bei habituellen Aborten

  • Septumdissektion – Behandlung eines Uterusseptums (z. B. Uterus subseptus) zur Reduktion des Fehlgeburtsrisikos.
  • Adhäsiolyse – Lösung intrauteriner Adhäsionen (Verwachsungen innerhalb der Gebärmutterhöhle).
  • Polypenresektion – Entfernung von Polypen, die die Schwangerschaft beeinträchtigen könnten.

Postoperative Nachsorge

  • Überwachung auf Blutungen und Infektionszeichen
  • Antibiotikaprophylaxe bei septischem Abort
  • Hormonelle Nachbehandlung zur Regulation des Zyklus
  • Psychosoziale Beratung bei habituellen Aborten

Mögliche Komplikationen

Komplikation Beschreibung
Uterusperforation Verletzung der Gebärmutterwand durch die Kürette
Infektion Endometritis (Entzündung der Gebärmutterschleimhaut), Sepsis
Asherman-Syndrom Bildung von intrauterinen Verwachsungen nach wiederholten Kürettagen
Anhaltende Blutungen Unvollständige Entfernung des Schwangerschaftsgewebes
Zervikale Insuffizienz Schwächung des Gebärmutterhalses nach mehrfachen Eingriffen

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Saugkürettage Missed Abortion, Abortus incompletus Schnell, geringe Komplikationsrate Risiko für Uterusperforation
Stumpfe Kürettage Fehlgeburt mit starker Blutung Effektive Entfernung von Gewebe Höheres Risiko für Verletzungen
Hysteroskopie Habituelle Aborte Genaue Diagnostik und Therapie Erfordert spezielle Ausstattung

Fazit

Die operative Therapie des Aborts umfasst die Kürettage und hysteroskopische Verfahren, die je nach Indikation angewendet werden. Moderne Methoden wie die Saugkürettage sind schonender und komplikationsärmer als konventionelle Ausschabungen. Eine angemessene Nachsorge und psychologische Unterstützung sind essenziell, insbesondere bei wiederholten Fehlgeburten.

Literatur

  1. Bailey AP, Jaslow CR, Kutteh WH: Minimally invasive surgical options for congenital and acquired uterine factors associated with recurrent pregnancy loss. Womens Health (Lond) 2015 Mar;11(2):161-7. doi: 10.2217/whe.14.81.