Drohende Frühgeburt – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Bettruhe!
    Obwohl es nicht gesichert ist, dass Bettruhe zur Reduktion der Frühgeburtenrate, vorzeitiger Wehentätigkeit und einer erhöhten Kontraktionsbereitschaft führt, gehört die möglichst vollständige Einstellung körperlicher Aktivität nach allgemeiner klinischer Erfahrung zum additiven therapeutischen Prinzip. Nach der aktuellen S2k-Leitlinie sollte die Verordnung von Bettruhe auf Einzelfälle (Fruchtblasenprolaps/Fruchtblasenvorfall, Plazenta-praevia-Blutung) beschränkt bleiben.
    Bei vollständiger Immobilisierung ist wegen der steigenden Thrombosegefährdung das Tragen von Kompressionsstrümpfen und eine medikamentöse Thromboseprophylaxe anzuraten.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol)
  • Begrenzter Koffeinkonsum (max. 200 mg Koffein pro Tag; das entspricht 1 bis 2 Tassen Kaffee bzw. 3 bis 5 Tassen grünen/schwarzen Tee)
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. einem Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die Schwangerschaft
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stress

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Einlage eines Zervixpessars nach Arabin zur Verhinderung von Frühgeburten, das den Muttermund entlasten und ausrichten soll, gilt inzwischen als ein nicht geeignetes Verfahren – Die randomisierte TOPS-Studie mit Hochrisikopatientinnen (Zervixlänge ≤ 20 mm in der 16. bis 23. Schwangerschaftswoche) zeigte in beiden Gruppen (Zervixpessar-Gruppe versus Kontrollgruppe mit Standardversorung) den gleichen primären Endpunkt (vorzeitige Entbindung bzw. der Tod des Fetus vor der 37. Gestationswoche): 45,5 % der Interventionsgruppe und bei 45,6 % der Vergleichsgruppe. Gravierend ist der Unterschied bei der perinatalen Mortalität (Anzahl der kindlichen Todesfälle in der Perinatalperiode/Totgeburten und Todesfälle bis zum 7. Tag nach der Geburt), die in der Interventionsgruppe nahezu doppelt so hoch war wie in der Gruppe ohne Pessar (13,3 % versus 6,8 %) [4].

Impfungen

  • COVID-19-Impfung (wg. Infektionen in der Spätschwangerschaft kann eine Frühgeburt auslösen)
  • Siehe auch unter "Regelimpfung/Impfungen in der Schwangerschaft und Stillperiode" in den

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Einschränkung des Konsums von Kaffee – Frauen, die 200 mg (das entspricht einer Tasse Kaffee) oder mehr Koffein pro Tag zu sich nahmen, hatten ein zweimal so hohes Risiko für eine Fehlgeburt (Abort) wie Frauen, die kein Koffein konsumierten [1].
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Nicht zu viel Sport zu Beginn der Schwangerschaft: Schwangere Frauen, die mehr als sieben Stunden pro Woche Sport treiben, haben ein dreieinhalbfach höheres Risiko, ihr Kind zu verlieren, als Frauen, die körperliche Anstrengungen vermeiden.
    Am gefährlichsten sind folgende Sportarten: Jogging, Ballsport oder Tennis; Schwimmen ist unbedenklich; nach der 18. Schwangerschaftswoche war kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten mehr nachweisbar [2].
  • Intensive im Vergleich zur geringen körperlichen Aktivität vor der Schwangerschaft verringert die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt um 13 % (relatives Risiko [RR]: 0,87; 95 %-Konfidenzintervall: 0,70-1,06) [3].
  • Ggf. später Erstellung eines Fitnessplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Weng X, Odouli R, Li D.: Maternal caffeine consumption during pregnancy and the risk of miscarriage: a prospective cohort study. Am. J. Obstet. Gynecol 2008 März;198(3):279.e1-8.
  2. Madsen M, Jørgensen T, Jensen ML, Juhl M, Olsen J, Andersen PK, Nybo Andersen AM.: Leisure time physical exercise during pregnancy and the risk of miscarriage: a study within the Danish National Birth Cohort. BJOG. 2007 Nov;114(11):1419-26. Epub 2007 Sep 17.
  3. Aune D et al.: Physical activity and the risk of preterm birth: a systematic review and meta-analysis of epidemiological studies. BJOG 2017, online 29. Mai. doi: 10.1111/1471-0528.14672
  4. Hoffman M K et al.: Cervical Pessary for Prevention of Preterm Birth in Individuals With a Short Cervix. The TOPS Randomized Clinical Trial. JAMA. 2023;330(4):340-348. https://doi.org/10.1001/jama.2023.10812

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Prävention und Therapie der Frühgeburt. (AWMF-Registernummer: 015 - 025), Oktober 2022 Langfassung