Drohende Frühgeburt – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Vaginalsonographie (Ultraschall mittels einer Ultraschallsonde, die in die Scheide (Vagina) eingeführt wird)) – Messung der Cervixlänge (Gebärmutterhalslänge); Indikationen:
    • ab der 16. SSW, falls eine spontane Frühgeburt in der Anamnese vorliegt
    • symptomatische Patientinnen
    [Schwangere mit einer Frühgeburtsanamnese und Cervixverkürzung < 25 mm unterhalb von 24 SSW → operative Cerclage/Gebärmutterhalsumschwingung (führt zur Reduktion der Frühgeburten-und Spätabortenrate) [1]]
  • Cardiotokographie (CTG; Herzton-Wehenschreiber)

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Abdominale fetale Sonographie/Ultraschalluntersuchung des Kindes, zur weiteren Diagnostik von: 
    • Einling? Mehrlinge?
    • Zeitgerechtes Wachstum?
    • Zeitgerechte Entwicklung?
    • Fruchtwassermenge (Oligohydramnion, Fruchtwassermenge <  500 ml; Polyhydramnion, Fruchtwassermenge > 2.000 ml)
  • Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung, die Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann; misst bei der Schwangeren das Blutflussmuster in den Uterusarterien (Gebärmutterarterien) sowie die fetalen Blutflüsse in Arterien und Venen) – zur Beurteilung der fetalen Versorgung/kindliche Versorgung (die Dopplersonographie kann eine drohende Plazentainsuffizienz/Mutterkuchenschwäche bereits in der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche erkennen)

Weitere Hinweise

  • Cervixlängenmessung und Fibronektintest waren in einer großen prospektiven Beobachtungsstudie – auch in der kombinierten Anwendung – mit niedrigem Vorhersagewert [2]:
    • Die Frühgeburt wurde durch Verkürzung der Cervixlänge bei der ersten Sonographie nur bei 8,0 % (35 von 439 Frauen) und bei der zwei­ten Untersuchung bei 23,3 % (94 von 403 Frauen) angezeigt (Spezifität lag bei 97,8 und 93,6 %; „number needed to be screened": bei 247 Frauen müsste eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt werden, um eine drohende Frühgeburt zu erkennen).
    • Der Fibronektintest war noch weniger als Screeningmaßnahme brauchbar: Die Frühgeburt wurde nur bei 7,3 % (30 von 410 Frauen beim zweiten Test) beziehungsweise 8,1 % (31 von 384 Frau­en beim dritten Test) angezeigt (Spezifität lag bei 96 und 96,8 %; „number needed to be screened": bei 680 Frauen müsste eine Fibronektintest durchgefüht werden, um eine drohende Frühgeburt zu erkennen)

Literatur

  1. Owen J et al.: Multicenter randomized trial of cerclage for preterm birth prevention in high-risk women with shortened midtrimester cervical length. Am J Obstet Gynecol 2009;201(4):375.e8 doi: 10.1016/j.ajog.2009.08.015.
  2. Esplin S et al.: Predictive Accuracy of Serial Transvaginal Cervical Lengths and Quantitative Vaginal Fetal Fibronectin Levels for Spontaneous Preterm Birth Among Nulliparous Women. JAMA. 2017;317(10):1047-1056. doi:10.1001/jama.2017.1373

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Prävention und Therapie der Frühgeburt. (AWMF-Registernummer: 015 - 025), Oktober 2022 Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Fetale Überwachung in der Schwangerschaft (Indikation und Methodik zur fetalen Zustandsdiagnostik im low-risk Kollektiv). (AWMF-Registernummer: 015 - 089), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung