Brustdrüsenentzündung (Mastitis) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Mastitis umfasst eine Entzündung der Brustdrüsen, die in verschiedene Typen unterteilt wird, insbesondere in die Mastitis puerperalis (Brustdrüsenentzündung im Wochenbett) und die Mastitis non-puerperalis (Brustentzündung außerhalb der Stillzeit). Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Ursachen, Erreger und Mechanismen der Krankheitsentstehung.
Mastitis puerperalis
Die Mastitis puerperalis tritt typischerweise im Wochenbett auf, häufig während der Stillzeit, und wird durch eine aufsteigende, intrakanalikuläre Infektion ausgelöst. Meist beginnt die Infektion an Rhagaden (Rissen) der Brustwarze, durch die Bakterien in die Milchgänge eindringen können. Die Hauptursache der Infektion ist eine bakterielle Besiedlung durch [2]:
- Staphylococcus aureus (95 %)
- Staphylococcus epidermidis (4 %)
- Streptokokken (3 %)
- Pseudomonas aeruginosa (< 1 %)
Die Entzündung wird begünstigt durch Milchstau, der zu einer Überdehnung der Milchgänge führt, was den Bakterien das Eindringen erleichtert. Infolgedessen kommt es zu einer bakteriellen Infektion des Brustdrüsengewebes und einer akuten, oft schmerzhaften Entzündung.
Mastitis non-puerperalis
Bei der Mastitis non-puerperalis ist die Pathogenese noch nicht vollständig geklärt, jedoch bestehen häufig Assoziationen mit Mastopathie oder hormonellen Störungen, wie beispielsweise einer Hyperprolaktinämie oder einer hyperthyreoten Stoffwechsellage. Diese Form der Mastitis kann in einer akuten abakteriellen oder bakteriellen Form auftreten.
Im Falle einer bakteriellen Mastitis non-puerperalis handelt es sich oft um eine Mischflora-Infektion, bei der verschiedene Erreger beteiligt sind [3]:
- Staphylococcus aureus (40 %)
- Koagulasenegative Staphylokokken (40 %)
- Anaerobier (10-20 %)
- Escherichia coli (< 5 %)
- Proteus mirabilis (> 5 %)
- Weitere Erreger: Enterokokken, B-Streptokokken, Laktobazillen, Fusobakterien, Mykoplasmen (< 5 %)
Abakterielle Formen der Mastitis non-puerperalis, auch nichtinfektiöse Mastitiden genannt, umfassen chronische Entzündungen wie die fibrös-zystische Mastopathie, sowie spezifische Formen wie die granulomatöse Mastitis (GM) oder die Plasmazellmastitis.
Granulomatöse Mastitis
Die granulomatöse Mastitis ist eine seltene Form der Brustentzündung, deren Ursache häufig in retiniertem Sekret liegt. Dieses Sekret führt zu einer von Plasmazellen dominierten Entzündungsreaktion, die zur Bildung von Granulationsgewebe führt. Dabei entstehen Mikroabszesse, die histopathologisch in verschiedene Formen unterteilt werden können:
- Granulomatöse, galaktostatische oder destruierende Mastitis
- Granulomatöse lobuläre oder idiopathische Mastitis
- Spezifische granulomatöse Form, z. B. bei Sarkoidose oder infektiösen Ursachen
Begleitmastitis
Die Begleitmastitis tritt oft im Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen auf, insbesondere bei einer Hyperprolaktinämie (Prolaktinüberschuss), die zu einem Milchstau führt. Der Milchstau selbst kann eine Entzündungsreaktion in der Brustdrüse auslösen, die dann zu einer Mastitis führt.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Makromastie (übermäßig großer Busen) (Mastitis non-puerperalis)
- Lebensalter/Hormonelle Faktoren
- Geschlechtsreife
- Das Maximum des Auftretens der Mastitis puerperalis (Brustdrüsenentzündung im Wochenbett) liegt bei 2-3 Wochen nach der Entbindung. Häufiger betroffen sind Erstgebärende sowie Frauen, die schon einmal eine Mastitis hatten.
- Das Maximum des Auftretens der Mastitis non-puerperalis (Brustdrüsenentzündung außerhalb einer Schwangerschaft oder des Wochenbettes) liegt bei einem Alter von bis zu 40 Jahren. Ein weiterer Häufigkeitsgipfel findet sich im präklimakterischen Zeitraum.
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) (Mastitis non-puerperalis)
- Ungenügende Hygiene beim Stillen (Mastitis puerperalis)
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) (Mastitis non-puerperalis)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Aktinomykose – chronische Pilzinfektion
- Galaktorrhoe – krankhafter Brustmilchausfluss ohne das eine Schwangerschaft stattgefunden hat (Mastitis non-puerperalis)
- Hohlwarzen (Mastitis puerperalis)
- Hyperprolaktinämie – erhöhte Prolaktin-Werte im Blut (Hormon, welches unter anderem das Brustdrüsenwachstum und die Milchsekretion fördert) (Mastitis non-puerperalis)
- Lepra – chronische tropische Infektionskrankheit
- Makromastie – übermäßige Größe der Brust
- Mammaverletzungen – Verletzungen der Brust
- Mastodynie – zyklusabhängige Spannungsgefühle in den Brüsten bzw. Brustschmerzen
- Mastopathie – Veränderungen der Brustdrüse
- Milchstau (Mastitis puerperalis)
- Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung (Haut, Lunge und Lymphknoten)
- Sekretstau (Mastitis non-puerperalis)
- Syphilis – sexuell-übertragbare Infektionskrankheit
- Tuberkulose – Schwindsucht; bakterielle Infektion, die sich vor allem in der Lunge abspielt
- Typhus – Infektionskrankheit mit schweren Durchfällen
Medikamente
- Östrogenbetonte Ovulationshemmer (Empfängnisverhütungsmittel)
- Sexualsteroiddepotpräparate – Kombination weiblicher Geschlechtshormone, die vor allem bei klimakterischen Beschwerden (Wechseljahre)
- Tranquilizer – Beruhigungsmittel wie beispielsweise Diazepam
Weitere Ursachen
- Abgelaufene Stillperiode
- Stillen
Literatur
- Stauber M, Weyerstahl T: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme Verlag Stuttgart 2005:360
- Marchant DJ: Inflammation of the breast. Obstet Gynecol Clin North Am 2002 Mar;29(1):89-102.
- Eryilmaz R, Sahin M, Hakan Tekelioglu M, Daldal E: Management of lactational breast abscesses. Breast 2005 Oct;14(5):375-9.