Bluthochdruck in der Schwangerschaft (hypertensive Schwangerschaftserkrankungen) – Symptome – Beschwerden

Hypertonie (Bluthochdruck) in der Schwangerschaft (hypertensive Schwangerschaftserkrankung, HES)

Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit Bluthochdruck in der Schwangerschaft:

  • Hypertonie (ein Blutdruck von ≥ 140 mmHg systolisch und/oder 90 mmHg diastolisch bei zwei Messungen im Abstand von 4-6 Stunden nach der 20. SSW (Schwangerschaftswoche) bei einer Schwangeren mit einem zuvor normalen Blutdruck → hypertensive Schwangerschaftserkrankung, HES)

Präeklampsie

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Präeklampsie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Ödeme: Wasseransammlungen, insbesondere an nicht abhängigen Körperpartien wie den Händen oder dem Gesicht. Dies tritt bei etwa 60-70 % der betroffenen Frauen auf.
  • Gewichtszunahme: Mehr als 1 kg pro Woche im dritten Trimenon; dies ist ein häufiges Symptom bei Präeklampsie (Häufigkeit > 50 %)
  • Lungenödem: Wasseransammlung in der Lunge, die Atemnot verursachen kann. Dies ist ein seltenes, aber ernstes Symptom (Häufigkeit < 5 %).
  • Proteinurie: Erhöhte Eiweißausscheidung im Urin, die in > 90 % der Präeklampsie-Fälle auftritt und ein diagnostisches Hauptkriterium ist
  • Oberbauchbeschwerden: Schmerzen im Oberbauch, insbesondere im rechten oberen Quadranten. Dies tritt bei etwa 30 % der betroffenen Frauen auf.
  • Nierenfunktionsstörungen: Beeinträchtigung der Nierenfunktion, die durch veränderte Urinwerte oder eine verminderte Urinausscheidung nachgewiesen werden kann (Häufigkeit 20-30 %)
  • Leberfunktionsstörungen: Erhöhte Leberenzyme und mögliche Schmerzen im Oberbauch. Dies tritt bei etwa 20-30 % der Fälle auf, oft in Verbindung mit schweren Formen der Präeklampsie.
  • Störungen des fetalen Wachstums: Verzögerung oder Einschränkung des Wachstums des ungeborenen Kindes, häufig durch Plazentainsuffizienz bedingt. Dies tritt bei 10-25 % der Fälle auf.
  • Veränderungen des mütterlichen Blutbilds: Auffällige Blutwerte, wie eine Verminderung der Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie) oder Anämie. Diese treten bei etwa 10-20 % der Betroffenen auf.
  • Neurologische Störungen: Symptome wie Kopfschmerzen (Häufigkeit 40-50 %), Sehstörungen (Häufigkeit 20-25 %), Diplopie (Doppeltsehen), Unruhe und Übelkeit

Die genannten Symptome treten definitionsgemäß nach der 20. Schwangerschaftswoche auf.

Hinweis!
Es gibt auch Gestationsödeme und eine Gestationsproteinurie [schwangerschaftsinduziert] ohne Hypertonie (ICD-10-GM O12.-)
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Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Präeklampsie:

  • Hyperreflexie: Übersteigerte Reflexe, die bei etwa 10-15 % der Betroffenen auftreten, insbesondere bei schweren Formen der Präeklampsie.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schwindel: Ein häufig unspezifisches Symptom, das in etwa 20 % der Fälle auftritt
  • Ohrensausen: Ein weiteres mögliches, aber unspezifisches Symptom, das gelegentlich bei Präeklampsie auftreten kann
  • Plötzliche Übelkeit und Erbrechen: Häufig bei schwerer Präeklampsie, etwa in 10-15 % der Fälle
  • Dyspnoe: Atemnot, insbesondere bei Lungenödem, tritt in schweren Fällen auf (Häufigkeit < 5 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit: Ein allgemeines Gefühl von Erschöpfung und Schwäche, das bei vielen Schwangeren auftreten kann
  • Unwohlsein: Ein allgemeines Gefühl von Krankheit, das ebenfalls unspezifisch ist, aber bei Präeklampsie auftreten kann

HELLP-Syndrom 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein HELLP-Syndrom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schweres Krankheitsgefühl: Dieses Symptom ist bei nahezu allen Betroffenen vorhanden (> 90 %).
  • Bauchschmerzen im rechten und mittleren Oberbauch: Schmerzen, die häufig vor dem laborchemischen Nachweis des HELLP-Syndroms auftreten. Dies ist ein typisches Symptom, das bei etwa 65-70 % der Betroffenen auftritt.
  • Übelkeit und Erbrechen: Häufige Begleitsymptome, die in etwa 30-50 % der Fälle auftreten
  • Sehstörungen: Symptome wie Diplopie (Doppeltsehen), Augenflimmern oder verschwommenes Sehen, die in etwa 25-30 % der Fälle auftreten
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit (Photophobie): Eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Licht, die bei etwa 15-20 % der Betroffenen auftritt
  • Hyperreflexie: Übersteigerte Muskeleigenreflexe, die in etwa 10-15 % der Fälle beobachtet werden
  • Thrombozytopenie: Eine Verminderung der Blutplättchenzahl, die in > 90 % der Fälle auftritt und ein diagnostisches Kriterium des HELLP-Syndroms ist
  • Erhöhter Leberparameter: Anstieg der Leberenzyme wie ALT, AST, LDH und Bilirubin, die bei nahezu allen Betroffenen nachweisbar sind (> 90 %)
  • Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma: Schwerwiegende neurologische Symptome, die in schweren Fällen auftreten können, wobei Bewusstseinstrübungen bei etwa 10-15 % der Fälle auftreten

Beachte: In der zweiten Schwangerschaftshälfte soll bei Oberbauchschmerzen oder retrosternal Schmerzen immer ein HELLP-Syndrom ausgeschlossen werden.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild des HELLP-Syndroms:

  • Hämolyse: Zeichen der Hämolyse wie erhöhtes indirektes Bilirubin und fragmentierte Erythrozyten im Blutausstrich, die bei vielen Patienten (Häufigkeit > 70 %) auftreten
  • Nierenfunktionsstörungen: Beeinträchtigung der Nierenfunktion, die in etwa 20-30 % der Fälle auftreten kann

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schwindel: Ein mögliches, aber unspezifisches Symptom, das in etwa 15-20 % der Fälle auftreten kann
  • Ohrensausen: Ein seltenes, aber mögliches Begleitsymptom bei HELLP-Syndrom

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit: Ein allgemeines Gefühl von Erschöpfung und Schwäche, das bei vielen Betroffenen auftritt
  • Kurzatmigkeit: Kann durch Anämie oder Lungenödem verursacht werden, tritt in schweren Fällen auf

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft (HES): Diagnostik und Therapie. (AWMF-Registernummer: 015-018), Juli 2024 Langfassung