Wadenschmerzen – Einleitung

Wadenschmerzen sind ein häufiges Symptom, das auf eine Vielzahl von Ursachen hinweisen kann, von harmlosen Muskelverspannungen bis zu ernsthaften Erkrankungen. Die Schmerzen können akut auftreten, wie bei einem Muskelkrampf, oder chronisch bestehen. Sie können sowohl bei körperlicher Belastung als auch in Ruhephasen auftreten.

Synonyme und ICD-10: Unterschenkelschmerzen; ICD-10-GM R52.-: Schmerz, anderenorts nicht klassifiziert

Anatomie und Funktionen

Die Wadenmuskulatur besteht aus mehreren wichtigen Muskeln, darunter der Musculus gastrocnemius (Zwillingswadenmuskel) und der Musculus soleus (Schollenmuskel). Diese Muskeln sind für die Plantarflexion des Fußes (das Abdrücken des Fußes vom Boden, wie beim Gehen, Laufen und Springen) verantwortlich. Die Wadenmuskeln sind stark durchblutet und enthalten eine hohe Dichte an Nerven, was sie anfällig für Krämpfe, Verspannungen und Schmerzen macht.

Charakteristische Laborbefunde

Bei Wadenschmerzen, die mit bestimmten Erkrankungen einhergehen, können folgende Laborbefunde charakteristisch sein:

  • D-Dimere: Erhöhte Werte können auf eine tiefe Venenthrombose (TVT) hindeuten, die ein häufiger Risikofaktor für Wadenschmerzen ist.
  • CRP und BSG: Erhöhte Entzündungswerte können auf eine Vaskulitis oder Myositis hinweisen.
  • CK-Werte (Kreatinkinase): Erhöhte Werte können auf eine Muskelverletzung, Myopathie oder Rhabdomyolyse hinweisen.

Formen der Wadenschmerzen

Wadenschmerzen können je nach Ursache und Verlauf unterschiedliche Formen annehmen:

  • Akute Wadenschmerzen
    • Muskelkrämpfe: Plötzliche, oft sehr schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, häufig ausgelöst durch Überanstrengung, Dehydratation oder Elektrolytstörungen.
    • Muskelzerrung oder -riss: Plötzliche Schmerzen, die bei Überdehnung oder abruptem Einsatz der Muskulatur auftreten.
  • Chronische Wadenschmerzen
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Schmerzen, die typischerweise nach einer kurzen Gehstrecke auftreten und bei Ruhe nachlassen, bekannt als Claudicatio intermittens oder "Schaufensterkrankheit".
    • Chronisches Kompartmentsyndrom: Schmerzen, die durch einen erhöhten Druck innerhalb der Muskellogen des Unterschenkels entstehen, oft ausgelöst durch wiederholte Belastung.
    • Veneninsuffizienz: Schmerzen und Schweregefühl in den Waden, besonders nach längerem Stehen oder Sitzen.

Ursachen

Wadenschmerzen können durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein, darunter:

  • Muskelbedingte Ursachen
    • Muskelverspannungen durch Überlastung oder Fehlhaltung
    • Muskelkrämpfe, oft durch Elektrolytstörungen oder Dehydration
    • Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Muskelfaserrisse
  • Gefäßbedingte Ursachen
    • Tiefe Venenthrombose (TVT): Ein Blutgerinnsel in einer tiefen Vene, das oft mit Schwellungen und Schmerzen in der Wade einhergeht.
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Eine durch Atherosklerose bedingte Durchblutungsstörung, die zu belastungsabhängigen Wadenschmerzen führt.
  • Neurologische Ursachen
    • Ischialgie: Ausstrahlende Schmerzen entlang des Ischiasnervs, die in die Wade ausstrahlen können.
    • Polyneuropathie: Nervenstörungen, die durch Diabetes, Alkoholmissbrauch oder andere Ursachen bedingt sind und zu Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit in den Waden führen können.
  • Orthopädische Ursachen
    • Achillessehnenentzündung (Achillodynie): Schmerzen und Steifheit in der Wade, die durch eine Überlastung der Achillessehne verursacht werden.
    • Kompartmentsyndrom: Ein gefährliches Ansteigen des Gewebedrucks in der Muskulatur, das zu starken Schmerzen und Gewebeschäden führen kann.

Differentialdiagnosen

Bei der Abklärung von Wadenschmerzen sollten verschiedene Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden:

  • Tiefe Venenthrombose (TVT) (Blutgerinnsel in einer tiefen Vene)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) (Durchblutungsstörung in den Beinen)
  • Achillodynie (Entzündung der Achillessehne)
  • Chronisches Kompartmentsyndrom (Druckanstieg in den Muskeln des Unterschenkels)
  • Ischialgie (Schmerzen durch Reizung des Ischiasnervs)
  • Vaskulitis (Entzündung der Blutgefäße)
  • Myositis (Muskelentzündung)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Je nach Ursache unterschiedlich, z. B. tritt die pAVK häufiger bei Männern auf.

Häufigkeitsgipfel
: Wadenschmerzen durch Muskelverspannungen treten in allen Altersgruppen auf, während Gefäßerkrankungen wie pAVK oder TVT häufiger im höheren Alter auftreten.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Muskelverspannungen und Krämpfe sind sehr häufig und können in allen Altersgruppen vorkommen. Die Prävalenz der pAVK beträgt etwa 4–12 % bei Menschen über 55 Jahren.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. TVT hat eine Inzidenz von etwa 1–2 pro 1.000 Personen pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Wadenschmerzen, z. B. durch Muskelkrämpfe oder Zerrungen, haben meist einen guten Verlauf und klingen bei adäquater Therapie schnell ab.
  • Chronische Wadenschmerzen, wie sie bei pAVK oder einer chronischen Venenerkrankung vorkommen, können ohne Behandlung zu ernsthaften Komplikationen wie Ulzera oder sogar Amputationen führen.

Prognose

  • Die Prognose hängt von der Ursache ab. Muskelkrämpfe und -zerrungen haben in der Regel eine sehr gute Prognose.
  • Erkrankungen wie pAVK oder TVT erfordern eine frühzeitige Behandlung, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.