Stress – Stressdiagnostik
Das Erkennen von belastendem Stress ist einmal eine wichtige Grundlage, um die Ursachen vieler seelischer und körperlicher Krankheiten besser zu verstehen und zu behandeln und zum anderen ein präventives Instrument, um diesen Krankheiten vorzubeugen. Die Stressdiagnostik ist ein außerordentlich wichtiges, aber bisher noch viel zu unterschätztes Element in der Prävention seelischer und körperlicher Krankheiten.
Das Auftreten von Nervosität, Gereiztheit, Schlafstörungen, Schuldgefühlen, kognitiven Störungen und sexuellen Problemen ist zwar häufig bei Menschen mit Dauerstress, diese Symptome kommen aber auch bei seelischen Erkrankungen wie der Depression oder den Angststörungen vor. Auch zusätzlich vorhandene körperliche Beschwerden sind Symptome vieler Krankheiten. Stress lässt sich also nicht allein an den Symptomen diagnostizieren, weil – es wurde oben dargelegt – Stress oder Distress keine Krankheit ist. Um eine richtige Stressdiagnostik vorzunehmen, muss ein weites Spektrum aus Belastungen in verschiedensten Lebensbereichen, Einstellungen, Verarbeitungsstrategien, Persönlichkeit und Belastungsfolgen mit deren seelischen und körperlichen Auswirkungen beim Patienten hinterfragt werden. Ein solches persönliches Interview erfordert Zeit und psychologisches Wissen. Welche Schwerpunkte bei der Stressdiagnostik berücksichtigt werden müssen, wie sie miteinander verzahnt sind und sich gegenseitig beeinflussen (Pfeile in der Abbildung), zeigt am besten das folgende Schema.
Abbildung 2: Zusammenhänge zwischen Belastungen, Verarbeitung und Belastungsfolgen
Drei Bedingungen müssen im Rahmen der Stressdiagnostik vorrangig berücksichtigt werden:
- Aufgetretenen Belastungen und ihre individuelle Bewertung durch den Patienten
- Persönliches Verarbeitungsverhalten des Patienten
- Auftreten und Intensität der Auswirkungen, also der Belastungsfolgen mit ihren körperlichen und seelischen Symptomen.
Diese drei Bedingungen werden nachfolgend beschrieben.