Spannungskopfschmerz – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Spannungskopfschmerzes dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie eine Neigung zu Kopfschmerzen, insbesondere Spannungskopfschmerzen oder Migräne?
  • Bestehen in Ihrer Familie Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere der Halswirbelsäule? (z. B. Fehlhaltungen, Skoliose, Bandscheibenprobleme)
  • Gibt es eine familiäre Häufung von psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, die mit Kopfschmerzen assoziiert sein könnten?
  • Liegen in Ihrer Familie Gefäßerkrankungen (z. B. Hypertonie (Bluthochdruck), Arteriosklerose (Arterienverkalkung), Apoplex (Schlaganfall)) vor?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Bestehen berufsbedingte Belastungen wie lange Sitzzeiten, Bildschirmarbeit, monotone Bewegungen oder körperliche Anstrengung?
    • Arbeiten Sie in einer lärm- oder stressbelasteten Umgebung?
  • Gibt es Hinweise auf beruflichen oder privaten Stress?
  • Haben Sie emotionale Belastungen oder familiäre Konflikte?

Aktuelle Anamnese / Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Seit wann bestehen die Kopfschmerzen?
  • Treten die Kopfschmerzen auf einer Seite des Kopfes oder beidseitig auf?
  • Wie fühlt sich der Schmerz an:
    • dumpf, drückend, ziehend oder dröhnend?
    • eher stark einschnürend wie ein Band um den Kopf?
  • Wie lange dauern die Kopfschmerzen an?
  • Treten sie episodisch oder chronisch (≥ 15 Tage/Monat über mindestens 3 Monate) auf?
  • Wie oft treten sie pro Woche oder pro Monat auf?
  • Strahlt der Schmerz aus? (z. B. in den Nacken oder die Schultern?)
  • Werden die Kopfschmerzen durch körperliche Aktivität (z. B. Treppensteigen, Sport) verstärkt?
  • Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
    • 0-2: kein/kaum Schmerz
    • 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
    • 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen*
    • 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
    • 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
  • Haben Sie Begleitsymptome:
    • Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Lärmempfindlichkeit? (Kann auf Migräne hinweisen!)
    • Treten während der Kopfschmerzen Sehstörungen, Doppelbilder oder neurologische Symptome auf (z. B. Taubheitsgefühle, Lähmungen, Sprachstörungen)?* (Könnte auf Migräne mit Aura oder ernsthafte neurologische Erkrankungen hindeuten!)
    • Haben Sie Muskelverspannungen im Nacken-, Schulter- oder Kieferbereich?
    • Fühlen Sie sich morgens verspannt oder haben Sie morgendliche Kopfschmerzen? (Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen oder Fehlhaltungen!)
    • Haben Sie eine depressive Stimmungslage, Gereiztheit oder Konzentrationsstörungen?
    • Gibt es weitere Beschwerden, die mit den Kopfschmerzen in Verbindung stehen könnten? (z. B. Kieferprobleme, Rückenschmerzen, Druckgefühl im Kopf?)
  • Bestehen Schlafstörungen oder eine allgemein schlechte Schlafqualität?
  • Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch oder einen Kopfschmerzkalender?
  • Gibt es spezifische Auslöser (Trigger), die Ihre Kopfschmerzen verstärken oder auslösen? (z. B. Stress, bestimmte Lebensmittel, Schlafmangel, Koffeinentzug, Bildschirmarbeit?)

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit (Wasser, ungesüßter Tee)?
  • Haben Sie unregelmäßige Mahlzeiten oder neigen Sie zu Unterzuckerung?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • andere Kopfschmerzformen (z. B. Migräne, Clusterkopfschmerzen, medikamenteninduzierter Kopfschmerz)?
    • Erkrankungen des Bewegungsapparates (z. B. Fehlhaltungen, Skoliose, Bandscheibenprobleme, craniomandibuläre Dysfunktion)?
    • Hypertonie (Bluthochdruck)?
    • Augenfehlsichtigkeit oder eine Kieferfehlstellung?
    • psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen?
  • Wurden Operationen im Bereich des Kopfes, der Halswirbelsäule oder des Kiefers durchgeführt?
  • Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten (z. B. Histaminintoleranz, Lebensmittelunverträglichkeiten)?

Medikamentenanamnese

  • Analgetika (Schmerzmittel)
  • Hormone
  • NO-Donatoren (Medikamenten, die in einer nicht-enzymatischen oder enzymatischen Reaktion in der glatten Gefäßmuskulatur Stickstoffmonoxid freisetzen)
  • Phosphodiesterase-Hemmer (PDE-Hemmer; Arzneimittel, die Enzyme aus der Gruppe der Phosphodiesterasen hemmen)

Weitere Medikamente: siehe dazu unter "Arzneimittelnebenwirkungen" unter "Kopfschmerzen durch Medikamente"

Umweltanamnese

  • Sind Sie regelmäßig Lärm, Stress oder toxischen Substanzen ausgesetzt?
  • Arbeiten Sie in einem Bereich mit chemischen Reizstoffen oder schlechten Lichtverhältnissen?

Hinweis: Einen umfangreichen Fragebogen zur Anamnese des Kopfschmerzes finden Sie unter "Cephalgie".

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.