Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) – Prävention

Zur Prävention der Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Psycho-soziale Situation
    • Ablehnung des Partners – Emotionale Distanz oder fehlende Zuneigung können Dyspareunie fördern.
    • Beziehungsprobleme – Konflikte innerhalb der Partnerschaft erhöhen das Risiko für sexuelle Funktionsstörungen.
    • Psychische Konflikte – Belastungen wie Traumata oder Ängste können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verstärken.
  • Sexuelle Erregung
    • Fehlende sexuelle Erregung – Ein unzureichender Erregungszustand kann zu Trockenheit und Schmerzen führen.
    • Vergangene traumatische Erfahrungen – Sexueller Missbrauch oder andere traumatische Ereignisse können die Entstehung von Dyspareunie begünstigen.
    • Unzureichende sexuelle Aufklärung – Mangelndes Wissen über den eigenen Körper oder die Sexualität kann zu Unsicherheiten und Schmerzen führen.
    • Perfektionismus oder überhöhte Erwartungen – Unrealistische Vorstellungen über sexuelle Performance oder Ängste vor Versagen können Schmerzen begünstigen.
  • Physische Faktoren
    • Fehlender Einsatz von Gleitmitteln – Trockenheit aufgrund hormoneller Veränderungen oder unzureichender Erregung wird dadurch verstärkt.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Psycho-soziale Unterstützung
    • Partnerschaftsberatung – Förderung der Kommunikation zwischen Partnern zur Reduktion von Unsicherheiten und Konflikten.
    • Traumabewältigung – Psychologische Unterstützung zur Verarbeitung vergangener traumatischer Erlebnisse.
  • Sexuelle Aufklärung
    • Wissen über den eigenen Körper – Förderung eines positiven Körperbewusstseins durch Aufklärung.
    • Einsatz von Gleitmitteln – Empfehlung für die Anwendung von Gleitmitteln bei hormoneller Trockenheit oder unzureichender Erregung.
  • Stressmanagement
    • Entspannungstechniken – Integration von Methoden wie progressiver Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen zur Reduktion von Anspannung.

Sekundärprävention

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Gynäkologische Untersuchung – Ausschluss organischer Ursachen wie Endometriose, Infektionen oder hormonelle Dysbalancen.
    • Psychologische Diagnostik – Erkennung von Ängsten, Traumata oder stressbedingten Ursachen für Dyspareunie.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Sexualtherapie – Psychologische Begleitung zur Überwindung von Ängsten und Aufbau einer positiven Einstellung zur Sexualität.
    • Physiotherapie – Beckenbodentraining zur Förderung der Entspannung und Reduktion von Schmerzen.
  • Individuelle Beratung
    • Anwendung von Gleitmitteln – Empfehlungen zur Nutzung bei hormoneller Trockenheit oder mangelnder Erregung.
    • Aufklärung über Schmerzbewältigung – Techniken zur Verbesserung der Lebensqualität bei wiederkehrenden Beschwerden.

Tertiärprävention

  • Langzeittherapie
    • Sexualtherapie – Regelmäßige Sitzungen zur langfristigen Verbesserung der sexuellen Funktion und Reduktion von Schmerzen.
    • Beckenbodentherapie – Fortlaufende Physiotherapie zur Lockerung der Beckenbodenmuskulatur.
  • Lebensstilinterventionen
    • Stressbewältigung – Integration von Entspannungstechniken in den Alltag.
    • Förderung von Intimität – Anleitung zur Steigerung von Nähe und Vertrauen in der Partnerschaft.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Reduktion von Scham und Isolation.
    • Langfristige psychologische Begleitung – Unterstützung bei chronischer Dyspareunie oder erheblicher emotionaler Belastung.


Autoren: 
Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring