Muskelschmerzen (Myalgie) – Weitere Therapie

Die Therapie der Myalgie (Muskelschmerzen) erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache.

Allgemeine Maßnahmen

  • Körperliche Aktivität respektive sportliche Betätigung (s. u.)
  • Normalgewicht anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm oder Programm für Untergewichtige.

Bei Statin-assoziierten Muskelschmerzen (SAMS):

  1. Verifizierung des ursächlichen Zusammenhangs der Beschwerden mit der Einnahme von Statinen anhand klinisch-anamnestischer Kriterien, Wert der Creatinkinase (CK) und durch Auslassversuch für 3-4 Wochen.
    Beachte: Auch bei Gesunden nach schwerer Muskelarbeit (z. B. Bodybuilder, Hochleistungssportler oder Bauarbeiter), nach i. m. (intramuskulären) Injektionen finden sich deutlich erhöhte CK-Werte (nicht selten bis zum 10-fachen der Normobergrenze).
    Bei Statin-behandelten Patienten sollte bei einer CK-Erhöhung über das 4-5-fache der Norm bzw. muss bei einer CK-Erhöhung über das 10-Fache der Norm das Statin abgesetzt werden.
  2. Nach Auslassversuch: versuchsweise erneut hochtitrieren oder Kombinationstherapie mit Cholesterinresorptionshemmer (Ezetimib).
  3. Bei Wiederauftreten der Beschwerden: Wechsel auf ein anderes Statin und Beginn in niedriger Dosierung; langsam hochtitrieren oder Kombinationstherapie mit Cholesterinresorptionshemmer (Ezetimib)
  4. Bei erneuten Beschwerden: nochmaliger Wechsel des Statins und Beginn in niedriger Dosierung; langsam hochtitrieren; Kombinationstherapie mit Cholesterinresorptionshemmer (Ezetimib), falls kein Zielwert erreicht wird
  5. Bei weiter bestehenden Beschwerden bzw. keiner Zielwerterreichung: Wechsel auf einen PCSK9-Inhibitor.

Bei Myalgien wg. intrinsischer Muskelverletzung

Konservative Therapie gemäß Klassifikation intrinsischer Muskelverletzungen mittels MRT-Aufnahme (s. u. "Medizingerätediagnostik"):

  • Grad-0-1-2-Verletzung: 
    • Beachten der PECH-Regel: 
      • "P" Pause: mit dem Sport aufhören, Schonung, Ruhigstellung; soll eine weitere Blutung und damit Vergrößerung des Hämatoms verhindern
      • "E" Eis/Kühlung: sofortige Kälteanwendung, diese ist entscheidend für den Heilungsverlauf: Stoppen der Blutung; sie verhindert die Ausdehnung des Gewebeschadens; Kälte wirkt zudem schmerzlindernd
        Hinweise zur Durchführung: Wiederholung alle 2 bis 3 Stunden; Eis nicht direkt auf die Haut geben; keine Verwendung bei offener Wunde
      • "C" Compression z. B. elastischer Druckverband (mäßige Spannung = Reduktion des intramuskulären Blutflusses)
      • "H" Hochlagerung über Herzhöhe: Verringerung der Blutzufuhr in das geschädigte Gewebe; besserer Abtransport der Gewebeflüssigkeit
        Hinweise zur Durchführung: Bei ausgedehnten Schwellungen 1-2 Tage hochlagern
    • Physiotherapie ist Basis der Behandlungsoptionen: frühfunktionelle Mobilisierung inkl. schmerzfreier Dehnung des heilenden Muskels 
    • Kinesio-Taping: Aufbringen von etwa 5 cm breiten, elastischen Klebebändern auf Baumwollbasis (= Tape) direkt auf die Haut über die Faszie des Muskels. Dadurch soll die Muskelspannung reduziert werden, was wiederum therapeutisch und analgetisch wirken soll.
      In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzen Kinesio-Taping bei der Schmerzlinderung bessere Ergebnisse erzielt als eine minimale Intervention oder andere therapeutische Maßnahmen [1].
    • Topische Maßnahmen: z. B. Salbenverband mit Arnika
    • Orale Therapeutika: Bromelain, Aescin etc. Dieses soll eine partielle Fibrinolyse auslösen und antiinflammatorisch wirken
    • Infiltrationsbehandlungen: Injektion von Procain oder anderen Lokalanästhetika, ggf. in Kombination mit einem Steroid
    • Physikalische Therapie: s. u. 
  • Grad-2-3-Verletzung: Operative Therapie von Muskelverletzungen sind Einzelfallentscheidungen

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (Vitamin D)
      • Sekundären Pflanzenstoffen (Curcumin, Bromelain aus Ananas-Extrakt)
      • Weiteren Vitalstoffen (Coenzym Q10, Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Kollagene)
  • Weitere spezielle Ernährungsempfehlungen in Abhängigkeit von der Ursache der Myalgie (Muskelschmerzen).
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Beim myofaszialen Schmerzsyndrom bedingen Verklebungen eine funktionelle Verkürzung der betroffenen Muskeln. Die verkürzte tonische Muskulatur muss durch Dehnungsübungen gezielt gelöst werden. Danach erst kann ein Muskeltraining durchgeführt werden.
  • Erstellung eines Fitnessplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie

  • Krankengymnastik/ Bewegungstherapie
  • Haltungsschulung
  • Funktionstraining (Trocken- und Wassergymnastik) soll zweimal pro Woche (mindestens 30 Minuten) eingesetzt werden (AWMF-Leitlinie: starke Empfehlung, starker Konsens)
  • Thermotherapie
    • Wärme* – Thermalbäder sollten eingesetzt werden. Evidenz liegt vor für eine Häufigkeit von fünfmal pro Woche über zwei bis drei Wochen (Leitlinie: Empfehlung, starker Konsens).
    • Kältetherapie
  • Fokussierte Stoßwellentherapie – zur Schmerztherapie und zur Stimulation der Regeneration des verletzten Skelettmuskels
  • Elektrotherapie
  • Ultraschalltherapie – zur lokalen Durchblutungsförderung durch Applikation von Tiefenwärme insb. in Kombination mit Muskeldehnungen

*Langzeittherapie!

Psychotherapie

  • Entspannungstechniken: z. B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Lim EC, Tay MG: Kinesio taping in musculoskeletal pain and disability that lasts for more than 4 weeks: is it time to peel off the tape and throw it out with the sweat? A systematic review with meta-analysis focused on pain and also methods of tape application. Br J Sports Med. 2015 Jan 16. pii: bjsports-2014-094151. doi: 10.1136/bjsports-2014-094151

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien. (AWMF-Registernummer: 030-051), Februar 2020 Langfassung